Geschichten:Ein neuer Herr - Hochzeitsfieber
Burg Zweifelfels, Baronie Zweiflingen, Efferd 1042 BF:
Es waren nun schon ein paar Tage seit der ersten Zusammenkunft von Arngrimms Tafel ins Land gezogen. Die Besetzung hatte bei Hofe durchaus für Kontroversen gesorgt. Besonders die Berufung von Folmian, Iserion und Isida ließ einige sauer aufstoßen. Doch Gisborn scherte sich nicht auf das Geplapper und Getuschel, als Baron brauchte er Berater auf die er sich verlassen konnte – und niemanden der ihm um den Munde redete.
So versammelte sich die Gruppe, die unterschiedlicher nicht sein konnte, ein weiteres Mal an der altehrwürdigen Tafel des heldenhaften Drachentöters Arngrimm.
„Brinian, was liegt an“, eröffnete der Baron beschwingt.
Der angesprochene blätterte in seinen Unterlagen. „Laut der Salzvögtin liegen die Bergwerke in den Zweiflinger Höhen immer noch brach – was sich auf massiv auf unsere Einnahmen auswirkt – Glenna?“ Der Burgvogt blickte auffordert zur Kämmerin.
„In der Tat, die letzten Monde haben ein Loch ins herrschaftliche Säckel gerissen. Ich werde die Salzvögtin um einen detaillierten Bericht ersuchen.“
„So sei es“, sprach der Baron und nickte der Kämmerin wohlwollend zu. „Das Land hat sich gegen die Tyrannei der Wetterfels aufgelehnt. Ich weiß, unsere tapferen Bergleute werden in den Stollen wieder fündig werden und Erz und Salz zu Tage fördern. Das Land lebt wieder! Es wird uns nicht im Stich lassen.“
„Die neue Lebensader wird der Drei-Grafen-Stieg sein“, warf Folmian ein, „Die Barone von Quastenbroich, Aldenried und Bärenau haben ihre Absicht erklärt, diesen Handelsweg auszubauen und ganzjährig passierbar zu halten.“
„Ja, die Vereinbarung mit unseren verbündeten Nachbarn hat höchste Priorität. Brinian, setzte dafür zuvorderst unsere emsigen Arbeiter ein. Noch vor Wintereinbruch will ich Fortschritte sehen.“ Der Angesprochene nickte seinem Baron zu.
„Yendar, wie kommt die Rekrutierung neuer Kämpfer voran?“
„Die vergangenen Schlachten haben uns einen hohen Blutzoll erleiden lassen – sowohl was die Ritterschaft betrifft, als auch die Gardisten.“ Der Hauptmann sprach mit fester Stimme. „Sicherlich ließen sich die Lücken schnell füllen, doch würde die Qualität der Kämpfer darunter leiden.“
„Was schlägst du also vor?“
„Der Aufbau sollte langsam von statten gehen, dafür sollte ein Auge auf die Qualität der Ausbildung geworfen werden. Ich habe lieber weniger Kämpfer, dafür aber gut ausgebildete und keine Stümper.“
„Wie mir scheint haben sich die berittenen Schützen bewährt“, warf Iserion in die Diskussion ein, „ein Ausbau dieser …. Gattung scheint mir erfolgversprechend.“
„Auch das braucht Zeit“, antwortete der Hauptmann knapp. Grundsätzlich war der Iserions Ansicht, doch wollte er sich von einem Magier nicht in Militärangelegenheiten reinreden lassen.
„So sei es“, beendete der Baron diesen Diskussionspunkt. „Ich wünsche Qualität vor Quantität, sowie den Ausbau der berittenen Schützen.“
„Kommen wir nun zur gräflichen Hochzeit“, erhob nun Bernhelm das Wort. Er hatte sich bewusste bei den letzten Diskussionen zurückgehalten. Das alltägliche Kleinklein interessierte ihn nicht, er dachte stets in größeren Dimensionen.
„Was wurden während meiner Abwesenheit bisher für Vorkehrungen getroffen?“, wollte der Baron wissen.
„Nun, unser neues Familienoberhaupt ist nicht unbedingt dafür bekannt den höfischen Gepflogenheiten große Beachtung zu schenken.“ Bernhelm räusperte sich. „Daher habe ich das in die Hand genommen.“
„Erhelle uns!“, forderte ihn der Baron auf.
„Ich habe im Kloster Essental einen ein Schritt großen Zinnteller anfertigen lassen. Auf diesen sind die Wappen der Grafschaften Hügellande, Waldstein und Hartsteen abgebildet. Als Zeichen unsere tiefen Verbundenheit zu unseren Koscher Nachbarn … und zu den Hartsteenern.“
Ein leichtes Grinsen huschte über das Gesicht des jungen Barons. „Sehr schön. Wer wird unser Geschenk überbringen?“
„Nun, ich hatte gehofft du würdest in den Kosch reisen.“ Bernhelm schaute Gisborn fragend an, der wiederum seinen Blick in die Runde schweifen ließ.
„Das Land braucht seinen Baron hier“, erhob Iserion als erster das Wort, „Um auf fremden Hochzeiten zu tanzen ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.“
„Auch wenn ich die Notwenigkeit der herrschaftlichen Repräsentationspflicht sehe, muss ich Iserion zustimmen.“ Die Stimme der Verlobten des Barons klang noch ein wenig zu zaghaft.
„Es wird nicht an mir sein in den Kosch zu reisen. Iserion hat recht, mein Land braucht mich jetzt hier. Zumal mir die in der Einladung genannte Exklusion des Schlunder Adels missfällt. Dies ist eines garetischen Ritters unwürdig. Aber was sag ich, wir reden hier von Hartsteenern, die ohne mit der Wimper zu zücken ihr eigenes Land in Schutt und Asche legen.“
„Dann wäre die nächst logische Wahl deine Schwester Adalinde“, sprach Folmian, „Ein weiterer Vorteil, sie lebt bereits im Kosch und kennt den dortigen Adel.“
„So sei es, meine Schwester wird meine Familie auf der Hochzeit vertreten. Bernhelm, du wirst umgehend in die Geistmark aufbrechen und alles weitere mit Adalinde in die Wege leiten.“ Damit war das Thema für den Baron erledigt. „Kommen wir nun zu einer gebefreudigeren Angelegenheit – meiner eigenen Hochzeit mit Iseria.“
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