Geschichten:Ein neuer Herr - Neue Wege
Burg Zweifelfels, Baronie Zweiflingen, Efferd 1042 BF:
Nach dem das Bündnis mit der Familie Pfiffenstock besiegelt wurde, ging es für Gisborn gleich weiter. Wenn seine Nachbarn schon mal alle hier bei ihm versammelt waren, dann musste er diese Gelegenheit nutzen.
So lud er Baron Felian Prutz von Quastenbroich, Baron Felan von Schallenberg und Vogt Alderan von Bärenau in sein Turmgemach und bat sie an der kreisrunden, hölzernen Tafel Platz zu nehmen. Des weiteren waren die Hofchronistin Fialga von Eschenborn und der Vertraute des Barons Iserion von Niritul anwesend.
„Verehrte Nachbarn, es ehrt mich Euch Freunde, gar Verbündete zu nennen“, erhob Baron Gisborn mit fester Stimme das Wort. „Ich mag noch jung sein an Jahren und auch bin ich noch nicht lange Herr dieser Lande. Doch auch ein jugendlicher Geist hat Ideen, sprüht vor Tatkraft und möchte seinem Lande und seinen Untertanen ein guter und gerechter Herrscher sein. Unsere Nachbarschaft ist geprägt von gegenseitigem Respekt und Freundschaft, kein Zwist mag uns trennen und Leid über uns und unsere Lande bringen, die wir geschworen haben mit Leib und Seele zu beschützen. Frieden und Freundschaft sind die Grundlage für Wohlstand. Doch auch der Herr Phex tut sein übriges den Wohlstand unsere Lande zu vergrößern, nicht umsonst ist er das Wappentier der garetischen Lande. So komme ich unumwunden zu meinem Anliegen. Die Wege im urtümlichen Reichsforst sind nicht die besten, oftmals sind sie im Winter unpassierbar, in den Sommermonden werden sie durch wucherndes Gestrüpp bedroht. Ich habe eine Vision von einem Handelsweg, von Quastenbroich im Norden, über Zweiflingen und Bärenau nach Aldenried, frei von den Wucherungen des Waldes und ganzjährig passierbar. Möge dieser Drei-Grafen-Stieg unseren Lande Wohlstand bringen und unsere Freundschaft weiter stärken.“
Als der Baron mit leuchtenden Blick geendet hatte, schaute er auffordernd in die Runde.
Alderan lauschte den Worten des Barons ganz genau, Skepsis überwog noch bei dem Bärenauer Junker. Die Vorfälle in der Zweifelsfelser Fehde, die er durch seine Frau Yselde hautnah erlebte, ließen ihn den neuen Herrscher innerlich hinterfragen. War er der Richtige? Er schmiss seine Bedenken jedoch erstmal über Bord, ein Handelweg würde er, als geheimer Nachtschatten der Phexkirche sowieso gutheißen.
"Meine Freunde, verehrter Gisborn. Euer Vorschlag zu einem gemeinsamen Handelsweg findet durchaus die Zustimmung der Baronie Bärenau. Wir haben bereits eine gute Anbindung nach Aldenried und auch an die weitere Reichsstraße über Ochsenblut. Für unser Volk bedeutet ein umfangreicher Warenverkehr einen nicht zu unterschätzenden Wohlstand. Die Zeiten und Zeichen der Natterndorner Fehde sind allen noch offensichtlich. Die Zwietracht innerhalb Hartsteens hat uns als Randbaronie gezeigt, dass wir wie unsere Vorväter über die Grenzen der Grafschaft blicken müssen und Bande dorthin knüpfen sollten."
"Wohl gesprochen, verehrter Freund aus Bärenau." Der Baron nickte Alderan wohlwollend zu.
Der Baron von Aldenried meldete sich daraufhin zu Wort. "Also für meinen Teil lege ich euch keine Steine in den Weg und werde euer Ansinnen in meiner Baronie so gut es geht unterstützen. Ich bin sicher der Junker zu Sommerau, der mit seinem Markt davon direkt profitieren dürfte, würden dem ebenso zustimmen wie ich. Er hat ohnehin bereits dafür gesorgt den Weg auf unserem Grund so passierbar wie möglich zu halten, selbst im Winter. Und die Holzfäller zu Pervalsrode haben auch eine besondere Obacht das Gestrüpp entlang des Weges nicht nachwachsne zu lassen, damit nicht umfallende Bäume versperren oder Büsche den Weg zuwuchern. Ich bin auch sicher der Wegevogt zu Hartsteen würde diesen Plan mit Wohlwollen aufnehmen. Hartsteen kann jedweden Handel mehr als nur gut gebrauchen.", fügte er noch als letztes hinzu und stimmte Alderan damit zu.
Der Baron von Quastenbroich hatte bislang den Worten der anderen gelauscht und dazu immer wieder einen Schluck seines Bieres genommen. Seiner Miene war nicht zu entnehmen was er dachte, oder ob er überhaupt zugehört hatte.
"Gute Idee. Bin dabei!", sagte er schließlich.
Die anderen sahen ihn an und warteten, ob da noch mehr käme. Aber Felian Prutz von Quastenbroich schien schon alles gesagt zu haben, was spätestens dann klar wurde als er erneut den Krug zum Mund führte.
„So sei es also beschlossen.“ Baron Gisborn erhob seinen Humpen Quastenbräu. „Möge der Drei-Grafen-Stieg unseren Landen Wohlstand bringen und unsere Freundschaft weiter stärken!“