Geschichten:Ein neuer Kronvogt für Mardershöh - Ein Plan nach Phexens Geschmack
Bardewick, Stadtteil von Gareth, Rondra 1034 BF
In einer Kaschemme unbekannten Namens
Dramatis Personae
- Eine Person
- Eine Gestalt
Zu dieser Tageszeit war die in Bardewick gelegene Spelunke nur spärlich besucht. Wer hier herkam, wollte nicht erkannt werden. Deshalb fielen die beiden in schwarze Kapuzenmäntel gehüllten Gestalten nicht sonderlich auf. Nur der Wirt fragte sich, warum die beiden nicht wie die übliche Kundschaft zehn Meter gegen den Wind einen bestialischen Gestank verbreiteten.
«Die olle Ochs hat die ganze Vogtei heruntergewirtschaftet. Es wird Zeit, dass Ihr den Kuhstall ausmistet», flüsterte die eine Gestalt zur anderen Person.
«Die Geheimberichte verheissen tatsächlich nichts Gutes. Und seit die Rabenbrücke eingestürzt ist, werden sich vermutlich noch mehr üble Gestalten und Nichtsnutze einnisten.»
«Das alte Jagdschloss von Brin soll diesen Figuren sogar als Unterschlupf dienen.» Die Gestalt hämmerte mit der Faust auf die Tischplatte, dass die Krüge zitterten. «Wir räuchern die Räuberbande einfach aus», schlug die Gestalt vor.
«Nein, ich will keine Frauen und Männer verlieren. Ich brauche sie noch. Diese Halunken kennen keine Ehre und würden uns hinterrücks mit Bögen und Armbrüsten in Borons Hallen schicken. Wir müssen auf Phexens Pfaden wandeln und ihnen mit List und Tücke begegnen.»
«Und wie wollt Ihr das anstellen?» begehrte die Gestalt zu wissen.
«Wir präsentieren ihnen, was sie unmöglich ausschlagen können: den Tross!»
«Seid Ihr bei Sinnen!» rief die Gestalt aus, viel lauter als beabsichtigt. Schlagartig unterbrachen die anderen Gäste ihre Gespräche und schauten zum Tisch herüber.
«Beherrsch dich!» raunte die Person die Gestalt an. «Wir wollen hier nicht auffallen. Also hier mein Plan: …» Die Person hielt inne, als die Schankmaid sich zu ihnen gesellte. Sie mochte etwa 30 Lenze zählen, hatte ihre besseren Tage aber schon weit hinter sich gelassen.
«Na, ihr beiden Hübschen», krächzte das Weib, deren Stimme jede Milch sauer werden liesse. «Noch was zu trinken, oder …», sie drückte ihren Busen zurecht, fuhr sich mit der Zunge über ihre grell geschminkten Lippen und klimperte mit ihren Augen, «… wie wäre es mit ein klein wenig Gesellschaft?»
«Bring uns noch ein Bier und dann zisch ab!» herrschte die Gestalt die Schankmaid an, die den Kopf in den Nacken warf und sichtlich beleidigt von dannen trottete.
«Lass uns die Kaschemme wechseln, du hast hier schon zu viel Aufmerksamkeit erregt. Die Wände hier haben mehr Ohren als in einem Phex-Tempel.» Die Person stand auf, warf ein paar Münzen auf den Tisch und ging nach draussen.