Geschichten:Eine Braut für Albernia - Ungeschliffen
Schloss Neu-Sighelmsstein, Kaiserlich Sighelmsmark, Efferd 1038 BF:
Rondriga Leodane von Zweifelfels war gerade in einem Gespräch mit dem Kastellan Rojan von Greifstein, als ein Page auf sie zu gelaufen kam.
„Hochgeboren, Sie ist da, die nach der Ihr geschickt habt, wartet in Euren Gemächern.“
„Wunderbar, verzeiht Rojan, ich werde mich empfehlen. Ihr werdet das Problem mit den Türbeschlägen schon lösen. Da bin ich zuversichtlich.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Rondriga von ihrem Gegenüber.
Zielsicher wandelte die Hofdame von Prinzessin Lorindya durch die langen Gänge des Schlosses. In ihrem Gemach angekommen, stand ihr eine junge Frau gegenüber. Ihre braunen Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden. Ihre Haltung war die einer Gardistin.
„Celissa? Den Göttern zum Gruße. Du hast dich verändert. Das letzte Mal als wir uns getroffen haben, waren wir noch Kinder.“ Rondriga musterte die nur wenige Götterläufe jüngere Gardistin der Waldsteiner Pikeniere.
„Rondra zum Gruße. Du hast nach mir schicken lassen. Wie gewünscht bin ich hier.“ Celissa Tonfall glich dem wie bei einem Appell.
„Nun, du weißt worum es geht. Anfang des Götterlaufes, während des großen Empfangs zur Weihung des neuen Praios-Tempels zu Honingen, habe ich erfolgreich Verhandlungen mit Baron Gilborn Praioden von Hohenfels geführt. In deren Verlauf der Wunsch nach einer Vertiefung der Beziehungen zwischen unseren Familien geäußert wurde. Um die Bande zu festigen, wurden bei dem Treffen die Verlobungen von dir und Praionfold von Hohenfels, sowie von Praiosmin von Hohenfels und Howarth arrangiert. Was das für dich bedeutet dürfte klar sein. Du wirst in wenigen Monden nach Havena an den fürstlichen Hof übersiedeln und unserer Familie dort als Gesandte dienen. Doch vorher haben wir noch ein ganzes Stück Arbeit vor uns. Mund auf!“
Rondriga schritt auf Celissa zu und begutachtete das Gebiss der Gardistin ganz genau.
„Nun, deine Beißer sind schon mal recht passabel. Lächeln kannst du also.“ Die Baroness von Zweiflingen strich durch das Haar der jungen Frau. „Daraus lässt sich auch was machen. Für Albernia reicht es auf jeden Fall. Jetzt müssen wir aus dir nur noch eine hoffähige Edeldame machen.“
„Ich bin vom edlen Blute unserer Familie ...“ begann Celissa, wurde jedoch sogleich unterbrochen.
„Ja und das ist das einzige was du hast, das was dich definiert, wonach sich all dein Streben und Handeln auszurichten hat. Deine Familie. Sie ist dein Leben. Wenn du nun von einer einfachen Gardistin zur Gemahlin eines Höflings am albernischen Fürstenhof aufsteigst, dann nur weil du den Namen Zweifelfels trägst. Denn du hast noch nichts zu Ruhm und Ehre für die Familie beigetragen. Siehe es nun als Möglichkeit deinem Blute zu dienen.“
„Ich werde nicht versagen.“ Celissa wagte nicht ihren Blick zu heben.
„Das wirst du nicht, dafür werden ich sorgen.“ Rondriga klatschte in die Hände und zwei Personen betraten den Raum. „Dies ist die gelehrte Dame Janne Fuxfell. Sie wird dir alles über das Brauchtum der Albernier beibringen.“ Die Privatgelehrte aus Gareth deutete eine Verbeugung an. „Meister Nistran hingegen wird dich im Bereich Rechtskunde und Staatswesen schulen. In höfischer Etikette werde ich dich unterweisen. Wir haben nur wenige Monde, also lerne eifrig.“