Geschichten:Eine Grafschaft zu ordnen – Gräfliche Runde und ein neuer Auftrag

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Burg Reinherz, Gräflich Eslamsgrund, Mitte Rondra 1046 BF

Letztlich hatte man gemeinsam den Weg nach Burg Reinherz eingeschlagen, dem Grafensitz der nun eben gegenüber der landvögtlichen Kreusenburg lag. Wie sie geklärt hatten, war es in früheren Zeiten so, dass Machtzentrum in Eslamsgrund zwischen Reinherz und der Kreusenburg hin und her gewogen war, je nachdem ob der Graf oder sein Landvogt mehr Einfluss hatten. Doch dieser Umstand schien der Vergangenheit anzugehören, seine Hochwohlgeboren Gerwulf von Gareth ließ keinen Zweifel daran, wer die Zügel in Eslamsgrund fest in den Händen hielt. So gab es für jedes Banner, das das Wappen der Grafschaft zeigte, auch eines, dass das Wappen des Hause Gareth zeigte.

Auf Burg Reinherz wurde die Inventurgruppe plus Venward vom Seneschall Rondrian von Mersingen sowie der Heroldin Ulinai von Illgeney im Grund empfangen und herumgeführt. Die Familie der Heroldin war seit jeher mehr dem Grafen als Institution denn als Person treu - was wohl auch der Grund war, weshalb sie auch nach der Praioten-Herrschaft Siegesharts und der Usurpation Malwarths als einflussreich galt. Es wurden Zimmer für die Gruppe hergerichtet und zu einem traviagefälligen Abendmahl geladen, wobei sie die Möglichkeit bekommen würden, dem Grafen persönlich von der bisherigen Reise zu berichten, während Venward dem als Gast beiwohnen würde und dann sein Lehen offiziell aus dessen Händen entgegennehmen würde. Etwas, was sich niemand entgehen lassen wollte, weshalb sich kollektiv ein ausgiebiges Bad gegönnt wurde, während die teils stark verstaubten und dreckigen Kleidungsstücke ausgiebig gewaschen wurden.

Das Abendmahl war reichlich, die gräfliche Küche zeigte, was sie aufbieten konnte und auch die Gespräche in der großen Runde waren anregend. Tatsächlich war beinahe der ganze Hof anwesend, als Venward offiziell zum Junker ernannt wurde, dabei war besonders interessant, dass hier der Graf ein Lehen in einer derzeit verwaisten, also heimgefallenen Baronie vergab, deren Baronin als verschollen galt. “Dennoch muss die Ordnung dort aufrechterhalten werden, sie lag viel zu lange brach, meine derzeitige Vögtin dort werde ich zur Belohnung ebenfalls belehnen, mit dem ebenfalls vakanten Gippelstein.” Nur sehr wenige kannten dabei die tatsächlichen Absichten dahinter, der Graf hatte ein Auge auf Fremmelsfelde geworfen, um seine gräfliche Macht noch weiter auszubauen. Nach diesem offiziellen Prozedere lauschte man dann den Ausführungen der Inventurgruppe.

Besondere Aufmerksamkeit wurde dabei den Ausführungen zu Falkenstein geschenkt und nicht nur unter den Praios-Geweihten Lucidus und Hardane Praioslieb Ginsterbeck wurden einige Worte darüber gewechselt. Die Landrichterin Belgunde von Hartsteen-Rathsamshausen (von der es hieß, dass sie als eine der möglichen Prätendenten auf das Amt des Kronvogts der Mardershöh gehandelt wurde) fand hingegen mit der Hofmedica Sulibeth saba Rhayada und beider Entourage lobende Worte für die Vorgänge am falkensteiner Baronshof. So dass ein Gleichgewicht in dieser Sache herrschte, das es so vor wenigen Jahren nicht gegeben hatte. Dies reichte augenscheinlich aus, um weitere Fragen zu unterbinden. Den gräflichen Landen würde man sich als nächstes widmen, betonte Felian. Allerdings weniger ausführlich, da Felian sie bereits eine Inventur vor Antritt der Rundreise in Auftrag gegeben hatte. Die Reichsstadt fiel ohnehin nicht in das Hoheitsgebiet des Grafen und war daher eine ganze andere Geschichte, auch wenn die Stadt natürlich auch einen großen Einfluß auf die Grafschaft hatte.

Dennoch sog man gespannt die Erzählungen der übrigen Gäste auf und ergänzte sie ihren Notizen. Wie z.B., dass es Gerüchte gab, dass der Junker von Wyrmbergen sein Junkertum an seine Bastard-Tochter übergeben würde, da es unter keinen Umständen seinem Bruder gönnte und er ohnehin seit Jahren mehr seinen Aufgaben im Orden vom Bannstrahl in Halhof nachging. Während sich Wippa von Eslamsgrund, die Gattin des verräterischen und flüchtigen Roten Malwarth ihre Grafen-Treue noch beweisen müsste, bevor man ihr vollends die Junkerswürde ihrer Kinder bestätigen würde. Diese Kinder machten aber einen guten Eindruck als Knappen am Hof, wo sie eine gute Erziehung erhielten, die ihnen die Fehler ihres Vaters aufzeige, daher wäre es nur noch eine Frage der Zeit bis der Fern seines Vaters erzogene Menzel, Malwarths Sohn, nach seinem Ritterschlag, das Lehen offiziell erhalten würde.

Bevor man zum gediegenen Teil des Abends überging, berichtete der Truchsess Seginhardt von Ehrenstein noch, dass die Familie Halmenwerth sich derzeit noch darüber grämte, seinem Neffen, dem ehemaligen Grafen, öffentlich die Treue gehalten zu haben und er sie dann enttäuscht hatte, in dem er seine praiosgebenene Verantwortung so einfach niedergelegt habe. Der Truchsess konnte diesen Gram gut nachvollziehen, aber hatte auch nicht die Vergeistlichung seines Neffen aufhalten können und sei daher jetzt froh weiterhin im Dienste des Hauses Gareth stehen zu dürfen. Von solchen ernsten Themen, ging man dann über über die neuesten Turniererfolge von Ritter Gneisgold zu parlieren, sowie über alte Legenden zum Tal der Kaiser oder den neusten Tratsch aus der Reichsstadt.

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Am nächsten Tag war Felian auf dem Weg in den Speisesaal, um zu frühstücken, ehe seine Gruppe wieder aufbrechen wollte. Ihr nächstes Ziel würde die Baronie Gallstein sein und der Ritt dorthin würde einige Zeit dauern, wenngleich man weite Teile über die Reichsstraße hinter sich bringen konnte.

Vor dem Eingang zum Speisesaal stand ein älterer Herr mit Halbglatze und dunkler, jedoch feiner Kleidung, den Felian von der gestrigen Runde noch gut in Erinnerung hatte - der gräfliche Säckelmeister Seginhardt Raultreu von Ehrenstein. Die beiden Männer nickten sich zu und noch bevor der Landvogt die Tür gänzlich erreicht hatte, stellte sich der Ehrenstein ihm, mit einem freundlichen Lächeln, in den Weg. “Euer Hochgeboren? Ehe Ihr Euch eurem wohlverdienten Frühstück hingeben könnt, lässt seine Hochwohlgeboren nach Euch rufen. Er hat ein kleines Anliegen, das er Euch persönlich antragen möchte. Wenn Ihr so freundlich wärt mir zu folgen? Der neue Junker zu Birkenweiher wartet dort bereits.”

Der Landvogt nickte knapp und folgte dem Älteren, nicht ganz ohne sich über das Anliegen zu wundern, welches scheinbar keinen Aufschub duldete.

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(Für Felian folgt eine andere Episode, auch Venward wird den Landvogt dorthin begleiten, danach wird Felian seine Reise nach Auenwacht vorbereiten und Venward bis dahin noch die Inventur begleiten.)