Geschichten:Eine Grafschaft zu ordnen – Tamarindenbällchen
Baronie Falkenstein, Anfang Rondra 1046 BF
Die Gruppe fand durch die ihnen vorangehenden Beiträge heraus, dass diese Kränzchen auf Burg Falkenstein früher zweimonatlich stattfanden, mittlerweile aber fast monatlich. Weil es dem Baron gefiel, ‘dem kollektiven Wissen der Baronie zu lauschen und daraus zu schöpfen und diesem etwas zurück zu geben’, um seiner Pflicht als ‘rechtschaffener und demütiger Landesvater’ auch gerecht zu werden. Ebenso sollte er so seinen Sohn lehren, ihm dies in Zukunft gleich zu tun, wie dieser dann seiner Tochter, welche vergnügt mit ihrer Amme umhertollte.
Auch erfuhren sie durch die anwesende Händlerin, dass die Stadt, seit dem sie ‘dem Großfürsten übergeben’ wurde etwas stagnierte bzw. sich noch in der neuen Rolle zurechtfinden musste. “Doch dem Fuchs und der Schlange sei Dank, ist der Baron auch weiterhin ein guter Nachbar und hege Verantwortungsgefühl für uns Städter. Und ich als Bürgermeisterin halte ohnehin große Stücke auf den Baron.” endete die Händlerin und Baron Haduwulf winkte ab und lächelte, bevor er dann seinen Blick gen Ritterin richtete: “Und Ihr, meine treue Ritterin Leudane, was habt ihr unserer Runde zu berichten?”, Die Angesprochene stellte sich kerzengerade auf und schob die Brust raus, hatte aber offensichtlich noch einige Probleme mit der persönlichen Anrede hier.
“Nun, Euer Hoch…Haduwulf, mein Herr,...ich kann nur wenig beitragen, nur dass Eure, deine, treue Vasallenfamilie Rond erneut zur Jagd nahe der alten Ruine ihrer Familienburg ruft, ihrer alten Tradition folgend.” Einige lächelten undeutbar, als die Ritterin ihren knappen Bericht beendet hatte. “Nun, Leudane, danke für Euren Beitrag, er erinnert uns daran, auch das Wissen zu ehren, das wir meinen schon verinnerlicht zu haben. Bravo.”, gab Baronet Siegwart etwas jovial von sich, weshalb ihn der Vater beinahe unmerklich tadelte. “Danke für deinen Beitrag, Leudane.” wiederholte der Baron und wollte übergehen zur nächsten, doch die Ritterin hakte noch einmal ein: “Aber das ist nicht alles mein He…Haduwulf.” Die Blicke richteten sich wieder auf die Ritterin, die kurz stutzte. “Wie die werten Herrschaften vielleicht wissen, bin ich eine erfahrene, passionierte und interessierte Jägerin. Daher kenne ich auch die Jagden der Familie Rond gut, denen der werte Herr Baron nur äußerst selten beiwohnt. Daher weiss ich auch, dass die Familie Rond diesesmal großen Besuch erwartet. Seit ihrem gemeinsamen Ritt in der Großgaretischen Fehde stehen die Rond dem Bund der Pulethaner näher denn je. So erwarten sie nicht wenige dieser diesmal auf ihrer Gesellschaft, es heisst gar der Gallsteiner würde von Mor’Tres dafür herabsteigen.”
Das wiederum ließ alle aufhorchen, der Baron nahm es nickend zu Kenntnis, sein Sohn machte nicht wirklich einen Hehl aus seiner Sicht auf die Pulethaner und ließ das auch Ritter Bardsam wissen. Währendesse gab der Hesinde-Geweihte schlicht ein paar Informationen über die Entstehung der Pulethaner von sich und dass diese sich in der Fehde wohl gesund gestoßen und nun eine Art Wiedergeburt erlebten. “Auch die Familie Norden und die Familie Schartenstein in der Nachbarschaft haben sich diesen angeschlossen.”
Der Baron nahm auch dies erneut zur Kenntnis, bedankte sich artig bei den Vortragenden und verzog dabei kaum eine Miene, aber allein das war schon genug, um zu erkennen was er darüber dachte, denn hatte er sonst eher offen und freudig gewirkt bei allem Vorangegangenen, von seinem Sohn ganz zu schweigen, dessen Gesicht immer noch Bände Sprsch über seien Meinung zu diesem Ritterbund.
Felian machte sich dementsprechend Notizen und hielt auch die Grumharrenerin neben ihm dazu an, während der Malagant abschweifte und sich gern einer der anderen illustren Runden im Raum angeschlossen hätte, die gerade davon redete ‘den Spiegelsaal’ der Burg besuchen zu wollen. Das merkte die Hogentahlerin und feixte ihn an, was dieser ignorierte. Die Hogenthalerin selbst hätte am liebsten den Falkenturm erneut besichtigt. Der Garm war noch beschäftigt die offensichtliche Spitze des Baronssohns zu verarbeiten und seine Knappin badete in der Szenerie, die sie wirklich inspirierte.
Alle wurden aus den Gedanken gerissen, als der Baron überleitete zur Magd: “Cirane, du hast noch nicht gesprochen, erweitere doch unser Wissen durch eine Anekdote aus der Küche, vielleicht ein kulinarisches Geheimnis?” Die Angesprochene wurde knallrot und senkte verlegen den Blick und flüsterte: “Ich, ich, weiß nicht mein Herr.” - “Aber mein Kind, nicht so schüchtern und nenn mich während der Kränzchen doch bitte Haduwulf.” - “Ja, Herr Haduwulf, aber ich weiß wirklich nichts zu berichten, was für die edle Runde hier von Belang ist. Nur dass der gute Koch Alosius all zu gern Tamarinde in die Speisen für den Herrn Haduwulf mischt, weil ihm das so gut mundet.” Schweigen und knappes Nicken folgte daraufhin, die Magd Cirane nestelte an ihrer Haube.
“Das ist eine wahrlich schmackhafte Information, Cirane, hab Dank. Jetzt habe ich einen ganz wässrigen Mund bekommen. Ich hätte jetzt gerne eines von diesen süßen Bällchen aus der Küche. Ich würde sie ja selber aufsuchen, doch verlaufe ich mich dort immer, Cirane, würdest du vielleicht? Das nächste Mal finde ich den Weg sicherlich selber. Dieses geheime Wissen werde ich auch noch lüften. Hahaha.” Lachte da der Baron und die Magd schien beinahe froh zu sein sich aus der Situation lösen zu können und eilte davon um den Wunsch des Barons zu erfüllen.
Nach einer kurzen Passage über süße Tamarindenbällchen kam Baron Haduwulf endlich auf Felian und die Gruppe zu sprechen: “Nun, meine werten Gäste und gräflichen Inventeure. Habt dank, dass ihr euch unseren Gepflogenheiten hier angepasst habt, ich hoffe es war euch eine Erhellung. Nun erhellt doch uns und berichtet uns von eurer bisherigen Reise.”
Felian stutze erneut etwas, eigentlich dachte er er würde hier Wissen abfragen, aber spielte das Spiel mit und fasste die bisherige Inventur kurz und knapp für die Anwesenden zusammen nur um dann anzufügen: “...und nun erhoffen wir uns hier weitere Inhalte für unseren Bericht, natürlich haben wir schon einen guten ersten Eindruck, doch würde es uns entgegen kommen, wenn wir noch ein Gespräch in kleinerer Runde führen und eure Archive besuchen dürften.”
Haduwulf biss noch einmal von dem ihm mittlerweile angereichten Tamarindenbällchen ab und lächelte: “Hab Dank für den Vortrag, Felian, es ist gut über unsere Nachbarn zu hören und zu wissen. Wiederum ist dies Falkenstein - UNSER Wissen und unsere Archive hier stehen jedem offen, der danach fragt, natürlich auch den Gesandten des Grafen. Doch ist es auch ein hohes Prinzip der Allweisen, die Erkenntnisse daraus selbst- und eigenständig zu gewinnen.” Kurz wollte der Baronet seinen Vater noch ergänzen, doch beließ es dabei, als sein Vater fortfuhr. “So lauscht dem Hof, lest aus der Burg, erforscht die Baronie und durchforstet unsere Archive und Bibliotheken. Das Wissen ist euer, wenn ihr es euch nehmt. Ich ziehe mich jetzt ebenfalls zurück, ich werde meine Eindrücke des heutigen Tages niederschreiben und in Disput mit ihnen gehen. Siegwart und Harban, es würde mich mehr als freuen, wenn ihr mir weitere Erkenntnisse des Abends zukommen lasst.” Der Baron stand auf, richtete seinen Blick noch einmal auf die Inventur-Gesandtschaft und verabschiedete sich: “Ich hoffe damit ist eurem Anliegen genüge getan, lasst mich wissen, was ihr braucht. Ich wünsche euch nur das beste für eure hesindianische Aufgabe.” Eine angedeutete Verbeugung, dann entschwand der Baron.
Felian wusste nicht woran er war, einerseits hatten sie offensichtlich den Zugang zu allem was sie brauchten und mussten nur danach fragen, andererseits würde der Baron sich wohl auch nicht sich selbst dem Anliegen widmen. Er fragte sich ob die jüngere Vergangenheit etwas damit zu tun hatte. Doch der Baronet wandte sich, sogleich der Vater gegangen war, anderen Gästen zu und als Felian selbst versuchte auf seine Frage noch eine Antwort zu bekommen, bekam er meist ähnliche Antworten: Der Baron sei damals, beim Fuchsaufstand, aus den für ihn richtigen Gründen den falschen Füchsen hinterhergelaufen, dabei grämte er sich darüber es hätte besser wissen zu sollen. Seine mehr oder minder Neutralität in der Fehde vor dem Aufstand bereue er allerdings nicht und die Stadt würde ihn natürlich dauern, doch letztlich nähmen sich Graf bzw. Großfürst schlicht was laut der einfachen praiotischen Ordnung ihnen zusteht. Er selber könne dort aber dennoch viel Gutes tun und wäre generell ein Freund der Städte. Von daher freue er sich über die Nachbarschaft. Bei diesen vagen Antworten hatte es Felian auch belassen und er und seine Iventurgruppe hatten sich noch ein wenig unter das Treiben gemischt und waren dann allsbald zu Bett gegangen.