Geschichten:Eine Grafschaft zu ordnen - Ein unglaubliches Angebot

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Perainsgarten, 10. Peraine 1045 BF

"… gezeichnet und gesiegelt Gerwulf von Gareth, Graf von Eslamsgrund." Felian von Perainsgarten hob den Kopf und sah Calderina von Gareth fragend an, die es sich mit einem Becher edlen Darpatweins in einem angebotenen Sessel gemütlich gemacht hatte. "Ihr seid mit dem Inhalt dieses Schreibens vertraut, Euer Hochgeboren?"


"Durchaus," antwortete die Kronvögtin von Monvaldorn, "und werde dem Grafen, meinem Vater, eure Antwort überbringen. Und falls Ihr Bedenken oder Fragen haben solltet…", Calderina ließ den Satz offen ausklingen. Als ob ein unbedeutender Junker, der gerade von einem Grafen zu seinem Landvogt ernannt worden war, es wagen würde solche zu äußern oder gar abzulehnen. Sie wurde nicht enttäuscht.

Felian benötigte mehrere Augenblicke um das Gelesene zu verdauen und schluckte einmal trocken. Dann jedoch blitzten seine Augen in kühner Entschlossenheit auf. "Keine Fragen – zumindest jetzt nicht und nicht die, die Ihr womöglich erwartet. Euer Vater wird sich meine Bestellung zweifellos gründlich überlegt haben, das genügt mir. Und meine Aufgaben wird er mir sicher noch genauer umreissen. Bitte richtet ihm aus, ich nehme sein Angebot mit Demut und Dankbarkeit an. Das Angebot kommt allerdings überraschend. Ich benötige etwas Zeit, um hier in Perainsgarten alle Angelegenheiten zu regeln und meinerseits einen Vogt zu bestellen. In Mardershöh rumoren allerdings gerade diverse Gerüchte von gewisser Brisanz. Dort muss ich mich versichern, dass meine Abreise keine weitere Lücken reisst. Ausserdem habe ich eine bescheidene Bitte an euren Vater, den Grafen, wenn Ihr verzeiht. Seit Ende Tsa ist klar, dass meine Töchter beide als Paginnen am baldigen Hof eures Bruders, des Grossfürsten, weilen werden. Allerdings kann es nur eine Pagin des Schlunds geben und Vorena ist noch nicht alt genug um die Stelle als Knappin auszufüllen. Falls euer Vater es gewährt, dass meine jüngere Tochter Traviata stattdessen als Pagin an seinem Hof dient, bis ihre Schwester alt genug ist, Knappin zu werden, und sie ihr am Grossfürstenhof als Pagin nachfolgen kann wäre ich ihm äusserst dankbar. Meint Ihr dies wäre möglich?"


Calderinas Augenbraue hob sich. Perainsgarten mochte das Aussehen eines rohen Kriegers besitzen, hatte aber auch etwas von einem ungeschliffenen Diamanten, wie seine überlegten Antworten andeuteten. Offenbar hatte ihr Vater sich bei seiner Wahl durchaus etwas überlegt. Dennoch antwortete sie: "Kühn, eifrig und selbstbewusst seid ihr ja. Bescheidenheit und Demut steckt allerdings weniger in euren Bitten um kurze Aufschübe und Positionen für Eure Töchter." Sie nahm der Ernstheit der Worte etwas Schärfe durch ein feines, aber brüskes Lächeln. "Ich werde es meinem Vater und meinem Bruder unterbreiten. Seht Ihr nur zu, dass Ihr dem Euch entgegengebrachten Vertrauen und der Ehre auch gerecht und zumindest alsbald in Eslamsgrund vorstellig werdet. Ihr wollt doch nicht etwa, dass ich abermals hierher reisen muss, oder?"

Wieder lächelte sie keck, jedoch mit einem gewissen Quäntchen Ernst dazu. Felian lächelte und nickte.