Geschichten:Eine Ratte im Gebälk - Ein Angebot und eine Drohung
Kaiserstadt Gareth, Stadthaus der Keres, Travia 1044 BF
Während Gerion sein Besuch empfing, saß Arinya in einem Sessel, tat so als ob sie ein Buch las und hörte zu. Praiodan saß in einem anderen Sessel neben Gerion und dem Besucher, nahm aber am Gespräch nur teil, wenn man nach seiner Meinung fragte. Der Besucher selbst war Alderan von Isppernberg. Es war ein eher lockeres Zusammentreffen, dennoch wurde der Wein und das Gebäck kaum angerührt.
In diesem Gespräch deutete der Herr von Isppernberg mit bedacht gewählten Worten an, daß er gedenkt der neue Markvogt zu werden und für dieses Vorhaben Verbündete und Fürsprecher suchte. Und in Gerion hoffte er einen solchen zu finden. Gerion hörte sich seine Vorschläge an, lehnte sich in seinem Sessel zurück wie er es immer tat, wenn er über das eben gehörte nachdachte.
Arinya wußte, daß er das Für und Wider abwägte und sein Gegenüber einzuschätzen versuchte.
Der Tod des Markvogtes und dessen Folgen beherrschten noch immer die Gedanken und Handlungen der Kaisermärker. Sie erinnerte sich noch an die Tage unmittelbar nach dem Tod des Markvogtes, dessen Hof ungewöhnlich schnell verwaiste. Obwohl die roten Räte versuchten alles zusammen zu halten, kehrten fast alle Adligen auf ihre Güter zurück. Gerion hatte es damals schon geahnt, Vorkehrungen getroffen und Verbündete gesucht; hatte aber auch alles getan um die Einigkeit in der Kaisermark zu erhalten. Es gelang nicht. Manche sprachen davon, daß er gedachte, sich nur profilieren zu wollen, damit er zum neuen Markvogt ernannt würde. Gerion würde da nicht nein sagen - da kannte Arinya ihn zu gut – aber er hatte andere Ziele.
Arinyas Gedanken wurden von Gerions Antwort an den Isppernberg unterbrochen.
"Ich stimme Euch in dieser Hinsicht zu, Herr Alderan", sagte er schließlich. "Der neue Markvogt sollte aus der Kaisermark kommen. Allerdings halte ich Personen wie den Burggrafen der Raulsmark oder auch eine Person aus dem alten Haus derer vom Berg geeigneter." Hier wollte er seinen Gegenüber in seiner Reaktion abschätzen, bevor er fort fuhr. "Vielleicht ist meine Einschätzung aber auch falsch? Was würde Euch für diesen Posten qualifizieren und wieso sollte ich Euch unterstützen?"
"Ich weiß von Eurem Bündnis mit den Bergs und vermute, daß auch Ihr gedenkt zum Markvogt ernannt zu werden, aber seien wir mal ehrlich. Die Königin wird keinen Magier für diesen Posten ernennen. Als Alternative kommt dann nur Aimar-Gor in Frage und das ist kein wirklicher Kaisermärker."
Gerion schien über das Gesagte nach zu denken. Arinya wußte, daß Gerion sogar eine Zeit lang gedachte sich mit den Aimar-Gors zu verbinden, zog aber vor eine eigene Fraktion aufzubauen.
Nach kurzem zögern fuhr der Isppernberg fort - offenbar vermutete er schon, daß Gerion nicht gedachte darauf einzugehen.
"Davon abgesehen", sagte er, "wäre es bedauerlich, wenn die hohen Stellen erfahren würden, wer alles zum Fuchsrudel gehörte."
Zufrieden lächelnd lehnte sich Isppernberg zurück, bemerkte aber nicht wie still es gerade im Raum geworden war und ihn nun alle ansahen. Offenbar war das eine Anspielung auf Larissa! Die Blicke wanderten weiter zu Gerion. Er ließ sich nichts anmerken, aber wenn man genau hinsah, bemerkte man, wie sich Gerions Hand um seinen Weinbecher verkrampfte.
"Also qualifiziert Ihr Euch mit einer Drohung?", sagte er mit zornunterdrückter Stimme.
"Aber nicht doch", meinte der Isppernberg. "Ich betrachte das eher als einen guten Rat."
Gerion blickte ihn streng an, bevor er, noch immer beherrscht, antwortete. "Ich denke es war eine Drohung. Und ich lasse mich nicht erpressen. Es ist besser, wenn Ihr nun geht. Und wenn Ihr wißt was gut für Euch ist, laßt Ihr es dabei bewenden. Das war auch eine Drohung."
Der Herr von Isppernberg hatte ganz offensichtlich nicht mit dieser Antwort gerechnet. "Seid ihr wirklich so kaltherzig?", fragte er.
"Wenn ich es wäre", antwortete Gerion. "wärt Ihr schon längst tot. Und nun geht!"
◅ | Zwei Besucher im Fuchsrudel |
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