Geschichten:Eine Rose für den Marschall - Nachwuchs
Dann traf jener wieder ein: ein Ritter vom Scheitel bis zur Sohle, ganz Mann. Es war Giselhold, der ihr verdeutlichte, welchen Vorteil sie aus ihrer Stellung würde ziehen können: Gattin des Blutigen Ugo. Das war fast so gut, wie der Blutige Ugo selbst zu sein. Erst allmählich gewann sie Freude an diesem Spiel - zuerst im Schloss Mühlingen, über das sie dank ihrer verräterischen Mutter wenigstens volle Schlüsselgewalt hatte, dann in der Baronie Retogau und später sogar auf Rudes Schild, wenn sie zu Gast war. Dann krochen sie alle vor ihr, sogar der schleimige Illehardt von Rathsamshausen (der besonders). Ein süßer Geschmack!
Mochte ihr Gatte auch alt, hässlich und grausam sein. Er war auch reich, einflussreich und gefürchtet. Das ermöglichte Elene so viel Spielzeug, wie sie brauchte. Einen ganzen Winter und einen ganzen Frühling lang drangsalierte sie ihre Untergebenen mit ihrer neuen Spielidee, dass es seine Art hatte. Und zwischendurch besuchte sie Ritter Giselhold von der Mühlen im Auftrag ihres Onkels und erfrischte das Alltagsgrau mit seiner Anwesenheit - tagsüber und nachts.
Bis dass eines Tages ihr Gatte sie im Pallas von Rudes Schild ins ernste Gespräch nahm: »Frau, du musst mir einen Erben gebären.«
»Was meint Ihr, Ugo?«
»Einen Erben. Schwanger musst du werden.«
»Ich?«
»Ja, ich kann es nicht.«
»Aber wie …?«
»Das weißt du genau.«
»Das meine ich nicht.«
»Ich weiß. Du wirst nach Mühlingen zurückkehren. Mein Neffe wird dich begleiten. Und du wirst schwanger werden und meinen Erben gebären.«
»Wie Ihr wünscht, mein Gemahl.«
Und so geschah es, wie es eben immer geschah, was ihr Gatte wünschte. Bald darauf ward sie schwanger: Ein mächtiger, runder Bauch wölbte sich unter ihrer Brust, und stolzer noch als Vater und Mutter war der Blutige Ugo, dass sein Erbe geboren würde!
Am 24. Tage der Hesinde im Jahre 1031 BF ward der Erbe dann geboren: Praioslob Brintreu von Mühlingen erblickte das Licht der Welt. Des blutigen Ugo Nachkomme kam blutig, aber unschuldIg auf die Welt. Und er erfüllte die ganze Familie mit Glück.