Geschichten:Eine Rose für den Marschall - Ruf nach Verstärkung
Eberhelm zupfte aufgeregt an seinem prächtigen Kaiser-Alrik-Bart. Dann beruhigte er sich wieder äußerlich und beugte sich dem jungen Ritter gravitätisch entgegen. "Habt zunächst vielen Dank für Euer promptes Erscheinen. Nun...hrm... Ihr werdet verstehen, ... ich muss in dieser Angelegenheit meine Gemahlin hinzuziehen. Nach unserem Hausrecht ist sie in solch einem Fall ebenfalls anzuhören. Natürlich reine Formalität." Der alte Rittmeister erhob sich von seinem Stuhl und schritt gemessen zur Tür. "Mein Diener wird Euch in der Zwischenzeit eine Erfrischung reichen."
Er promenierte aus dem Raum, schloss die Tür hinter sich, zählte mit geschlossenen Augen langsam bis 3 und galoppierte in einer Geschwindigkeit aus dem Haus, die nur um ein geringes kleiner war als damals beim Kavalleriesturm auf die Sichelgarde. Raus aus dem Haus, Linksschwenk voran, den Hügel herab zum Teehaus, in dem seine Leid erprobte Gefährtin Delana gerade versuchte, ihren Tee auf zivilisierte - Vinsalter - Art zu sich zu nehmen. Eine Staubwolke und bronchitisches Schnaufen wälzten sich den Abhang hinunter auf sie zu und teilten ihr mit, dass sie das Porzellan auf Drôler Spitzen wieder einmal vergebens anrichten lassen hatte. Nichtsdestotrotz führte sie die Tasse zum Mund und blickte ins Tal, während sie an dem Tee nippte.
Als Eberhelm zu Atem gekommen war und gerade sprechen wollte, setzte sie die Tasse ab. "Erminie hat gekündigt." Sie verschränkte die Arme.
"Huff... Ritter bringt Botschaft von ..." Eberhelm war aus dem Konzept gebracht. "Welche Erminie?" Jetzt schaute ihn Delana an, auf die Art und Weise, die er gar nicht mochte. "Erminie. Eine unserer Gärtnerinnen. Sie sagt, sie fürchte sich vor Dir, weil du mit deinen Rosen sprichst."
Der Junker breitete schnaufend die Arme aus. "Jeder gute Gärtner spricht mit seinen Pflanzen. Sie wachsen dann besser. Das hat mir weiland Abt Widehind geraten!"
"Sprechen heißt nicht anschreien!" Delana blickte ihn scharf an. "Ich habe noch nie von einem Gärtner gehört, der seinen Rosen angedroht hat, sie kielholen zu lassen! Wieso überhaupt kielholen? Du bist Dein Lebtag nicht auf dem Meer gewesen!?"
Eberhelm klopfte unruhig mit den Fingerknöcheln auf die Brüstung des Teehauses. "War wohl der Tag, an dem die 'Admiral Sanin' den Mehltau hatte. Hör mal, Liebste, wir haben jetzt etwas Wichtigeres zu besprechen. Der Bote ist da!"
Delana seufzte. "Welcher Bote?"
"Ugos Bote! Marschall von Mühlingen hält um die Hand Elenes an!"
Die Junkerin zog die Braue hoch. "Das ist sehr erfreulich. Aber warum die Hast? Er hatte ja schon zugesagt."
"Nun... in Osenbrück wurde viel besprochen, und ich war mir nicht sicher, ob der Marschall ... diplomatisch gewesen war oder es ernst gemeint hatte. Aber jetzt ist sein Neffe da. Mit Brief und Siegel!" Eberhelm reichte ihr die Rolle. "Er spricht von achttausend Dukaten. Wir können ihn vielleicht auf fünftausend herunterhandeln ..."
Delana atmete tief ein und wieder aus. "Eberhelm ... er will uns achttausend GEBEN. Wenn ich daran denke, dass dich deine Kavalleristen auf Maraskan 'Eisgesicht' nannten ... wieso bist Du nur so fahrig?"
Eberhelm rief sich zur Ordnung. Er scheiterte. "Maraskan, hrmpf... Unsere Enkelin heiratet einen der größten Reiter Gareths!"
"Ich verstehe Dich nicht. Der Marschall ist zehn Jahre jünger als Du. Vierzig Jahre älter als unsere Enkelin, nebenbei bemerkt." Ihr Blick wurde sanfter. "Will mir einer der mutigsten Reiter Kaiser Rauls sagen, dass er für einen Mann schwärmt, weil der ein paar Bauern aufgespießt hat?" Eberhelm wollte protestieren, doch Delana winkte ab. "Schon gut. Ich spreche besser selbst mit dem Boten. Lass uns gehen."
Ritter Giselhold war vom Diener mit Liebfelder Leckereien aus dem Vorrat der Junkerin versorgt worden, während er wartete. Er sehnte sich nach einem Krug kalten Wassers und entfernte gerade unauffällig eine klebrige Honigmandel von seinem Umhang, als die Tür aufschwang und Junker Eberhelm nebst Gemahlin in den Raum kamen. Der Ritter stand auf und verbeugte sich vor Delana, die sich ihm gegenüber mit ihrer ganzen Würde in den Sessel niederließ. Eberhelm stellte die beiden einander vor und setzte sich an die Seite seiner Frau. Bei diesem Gefecht verließ er sich auf ihre Kampfkunst.
Delana ordnete kurz ihr Kleid und sah den Boten an. "Euer Oheim scheint viel von Euch zu halten, wenn er Euch seine Brautwerbung anvertraut."
Giselhold nickte. "Ich bin stolz darauf, sein Vertrauen zu besitzen und habe die nötigen Befugnisse, um in seinem Namen zu sprechen, Wohlgeboren."
Delana lächelte. "Euer Stolz ist berechtigt. Was das Angebot des Marschalls angeht, so ist die Morgengabe ..." Die kleine Pause, die sie einlegte, war genauestens kalkuliert. "... angemessen. Daher sollten wir auch bei den übrigen Bedingungen schnell zu einer Einigung kommen."
"Als da wären, Wohlgeboren?"
"Zunächst wird es einen Ehevertrag gemäß dem 'Brevier des Tempels zu Rommilys' geben. Darin wird festgelegt, dass die Ehe nur dann ohne Sühne einseitig aufgelöst werden kann, wenn sie trotz ihres Vollzugs keine Erben hervorbringt. Die Beweislast für die Fähigkeit, die Ehe zu vollziehen, liegt dabei nach Rommilyser Recht beim Gatten, wie Ihr wisst. Des weiteren erhält Elene das volle Schlüsselrecht." Sie strahlte den Ritter an. "Wir wollen doch verhindern, dass ein übereifriger Verwalter für Unfrieden sorgt, indem er der Herrin des Hauses die Bissen in den Mund zählt, wenn seine Exzellenz im Krieg steht, nicht wahr? Wie ist Eure Antwort?"
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Unser guter Kaiser Alrik | ▻ |
Sieger im Wettbewerb Jahr der Geschichten
Dieser Briefspieltext wurde von den Spielern Garetiens, Greifenfurts und Perricums aus über 2.500 Briefspieltexten ausgewählt. |