Geschichten:Eine Rose für den Marschall - Unser guter Kaiser Alrik
Giselhold lächelte. Und lächelte. Es war ein strahlendes Lächeln, das allerdings von keinem Laut und keiner Bewegung begleitet wurde. Eigentlich hätte er jetzt antworten müssen. ›Verdammt! Rommilyser Recht! Was soll das schon wieder sein? Ich muss antworten, antworten, antworten!‹ Er lächelte. Delana und Eberhelm sahen sich an, dann wieder Giselhold, der zur Statue erstarrt schien. Einer grinsenden Statue.
»Äh ...«, sammelte Giselhold seine gesamte Eloquenz. »Das klingt ja ...« Ein Schweißtropfen rann über die makellose Stirn des Ritters und verfing sich in der linken Augenbraue, die darauf leicht zu zucken begann. Delana und Eberhelms Blick blieb an der Augenbraue haften.
»Ich muss kurz austreten«, brachte Ritter Giselhold knapp hervor, sprang zackig auf und verließ den Raum im Stechschritt. Delana und Eberhelm blickten sich erneut an, ein triumphierender Ausdruck zeigte sich auf ihrem Gesicht. Eberhelm brummte.
Giselhold wieselte derweil zu seinem Ross, hielt sich sehr aufrecht und bemühte sich, nicht den Anschein von Eile zu zeigen. Er sah allerdings genauso aus wie einer, der sich abmühte, keine Eile zu zeigen. Er nestelte an der Satteltasche und zog ein Bündel Pergamente hervor, sortierte sie unwillig. ›Geliebter! Wann wirst Du endlich wieder nach Horasweiler kommen, um Deine Rose ...‹ Das war es nicht. Uthwine musste warten. ›Giselhold! In acht Wochen werde ich mit Deinem Kind niederkommen ...‹ Das hatte er ganz vergessen. Wie hieß sie noch? Rahjandra? ›Wohlgeboren! Angesichts der unzüchtigen Handlungen, die Ihr an meiner Tochter ...‹ Aldessia! Nie wieder würde er nach Nordingen reisen können, nie wieder das köstliche Bier im Gasthaus ›Wehr und Trutz‹ schlürfen dürfen ...
Er griff erneut in die Tasche, erwischte ein weiteres Bündel Pergamente und atmete das erste Mal wieder aus. Verstohlen blickte er zum Gebäude hinüber, dann verzog er sich so, dass sein Ross den Blick von dort verstellte, beugte sich geheimniskrämernd und blätterte hastig in den Bögen.
›Ah: Rommilyser Recht. Richtig! Das war es. Onkel Ugo wollte genau dieses nicht. Was hatte Illehardt gesagt? Ah ja: Vertrag über die Ehe gemäß garetischem Standesgesetz von 9 Alrik. Nachkommenschaft irrelevant; Erbe selbst zu bestimmen. Gut.‹
Giselhold entspannte sich, steckte das Büchlein wieder in die Satteltasche und ging gemessenen Schrittes zurück in das Gebäude. ›Verdammt, jetzt muss ich wirklich‹, dachte er noch, hatte aber den Raum schon betreten, in dem Eberhelm und Delana auf ihn warteten. Sie hatten sich offenbar gar nicht bewegt. Giselhold setzte sich und ließ sein einnehmendstes Lächeln aufblitzen: »Gnädige Frau, Wohlgeboren. Mein Onkel wünscht nach alter Sitte Garetiens zu heiraten und schlägt darob vor, von den Sitten der Auswärtigen, insbesondere der Darpatier, abzusehen. Die Darpatier, wisst Ihr«, er zwinkerte Eberhelm verschwörerisch zu, »die mag mein Onkel nicht, seit sie vor Jergan die linke Flanke haben einbrechen lassen.« Eberhelm nickte, das hatte ihn auch nachhaltig verärgert. Giselhold fuhr fort: »Mein Onkel wünscht gemäß garetischem Standesgesetz aus dem Jahre Neun unseres guten Kaisers Alrik die Ehe zu schließen. Dies bedeutet: Die Ehe ist nach Jahr und Tag jederzeit aufkündbar unter Zahlung einer Sühneleistung in Höhe der doppelten Morgengabe oder Mitgift. Den Erben bestimmt der Lehnsnehmer unter seinen leiblichen Verwandten, wenn es keinen Erben gibt. Schlüsselrecht erhält die Gattin auf Schloss Mühlingen. Und über die Mitgift müssen wir freilich auch noch reden«
Giselhold seufzte leicht. Zwar hatte er sich gut vorbereitet – immerhin konnte sein Onkel recht ungemütlich werden –, aber diese Feinheiten! Auf solch eine Schlacht war er keinesfalls vorbereitet gewesen. Ansonsten ... verdammter Harndrang. Er lächelte gequält, während er Delanas Antwort lauschte.
◅ | Ruf nach Verstärkung |
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Garetien liegt nicht am Yaquir | ▻ |