Geschichten:Eine gräfliche Jagd – Vorbereitungen

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Schloss Ginsterhold, Goldene Au, Königreich Garetien, Ende Hesinde 1045 BF:

Friedlich, ins Weiß der winterlichen Landschaft gebettet, lag das malerische Wasserschloss Ginsterhold, das seit über 50 Götterläufen dem aus Aranien stammenden reichstreuen Haus Aimar-Gor – neben der Villa Casilla in Alt-Gareth und dem Alcazaba Aimar-Gor in der Reichsstadt Perricum - als Stammsitz diente. Der Reichsrat und zeitweise kommissarische Reichserzkanzler des Raulschen Reiches Pelion Eorcaïdos von Aimar-Gor hatte das einst verschlafene Schloss durch seine pompösen Bälle und Empfänge zu einem gesellschaftlichen Brennpunkt der Reichen und Mächtigen der Goldenen Au gemacht. Vielmehr, seine Frau Rymiona von Aimar-Gor zeichnete sich dafür verantwortlich.

Reichsvogt Reto Eorcaïdos von Aimar-Gor blickte aus dem Fenster auf den gefrorenen Schlosssee, während sein Leibdiener Amar Feqzaïl einen silbernen Luchskopf-Anstecker an seinen goldbestickten Brokatmantel befestigte. Bald schon, wenn der Frühling in der Goldenen Au wieder Einzug hielt, würde er wieder auf ein Meer aus roten und weißen Seerosen blicken, die nahezu die gesamte Oberfläche des Sees ausfüllten. Reto liebte diesen Anblick – wohl auch, weil die Farben Rot und Weiß die Farben seines Hauses waren.

Das Läuten eines Glöckchens verriet Reto die Ankunft seines Gastes, seinen väterlichen Freund Borro von Agur. Retos Vetter Timshal von Palmyr-Donas, der ihm in seiner Eigenschaft als Reichsvogt der Gerbaldsmark als Kammerherr diente, führte den Agur herein. Beide Männer begrüßten sich innig mit einer Umarmung.

„Mein lieber Borro, wie schön dich vor meiner Abreise noch einmal anzutreffen.“

„Selbstredend, mein Bester!“ Der sehr gepflegte und tadellos in der neusten Garether Mode gekleidete Agur lächelte erfreut. „Wie ich hörte, wirst du den Winterball deiner Frau Mutter nicht mit deiner Anwesenheit beehren, um … nach Weiden zu reisen?“

„Zwitschern sich dies die Vöglein am Hof meiner Mutter zu? Ja, mein Lieber, so ist es. Graf Emmeran von Löwenhaupt lädt zur ersten Heldentrutzer Grafenjagd und du weißt doch, seit der Grafenhochzeit in Bärwalde habe ich womöglich eine kleine Schwäche für die Weidener Lande.“

„Für das Land oder für ihre strammen Recken?“ Borro lächelte süffisant und nahm ein Kristallglas mit Perricumer Rotwein von einem Tablett, welches ihm Retos Leibpage Siyandrion offerierte.

„Wie gewohnt werde ich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden, bester Borro.“ Reto nahm sich ebenfalls ein Glas. „Und was die Weidener Recken angeht, so habe ich nun meinen eigenen.“

„Ah, den jungen Wulthos von Pandlaril, ja ja, wahrlich ein Bild von einem Mann.“ Der Agur nickte anerkennend. „Dazu noch aus bestem Weidener Hause. Er ist bestimmt sehr aufgeregt nach zwei Götterläufen wieder seine Heimat zu besuchen, oder etwa nicht?“

„Er redet von kaum etwas anderes.“ Reto rollte mit den Augen. „Versteh mich nicht falsch, ich kann ihn gut nachvollziehen, er will sich beweisen. Gerade jetzt, wo er kurz vor seinem Ritterschlag steht.“

„Wird er seiner Familie denn gerecht werden?“, wollte Borro wissen.

„Er ist ein ganz besonderer junger Mann, mit gutem Herzen“, begann Reto zu schwärmen, „und ja, nach seinem Ritterschlag wird er zum Reichsedlen von Briskengrund erhoben werden. So die Kaiserin meinem Gesuch folgt.“

„Hast du nicht unweit vom Schloss Briskengrund nicht auch ein kleines Schlösschen?“. Borro grinste schelmisch.

„Das Schloss Vulperquell, da hast du recht. Ist das nicht ein Zufall?“ Nun war es Reto der breit grinste.

„Ist das nicht eines der früheren Lustschlösser von Kaiser Bardo? Ausstaffiert mit entsprechendem ‚Mobiliar‘?“ Die Betonung des letzten Wortes war überdeutlich.

„Nun, meine selige Gemahlin hatte dort mit ihrer Rahja-Geweihtin ein außergewöhnlich erquickendes Leben. Es wird Zeit, dass das Pendel in die andere Richtung, in meine, schlägt. Und wir sind ja auch nicht in der Rommilyser Mark, wo man gar als unverheirateter Knappe nach der Zeugung eines Bastards den Bußgang antreten muss. Wahrlich lachhaft. Da lobe ich mir, dass hierzulande die Travia-Kirche nur eine Kirche des einfachen Volkes ist.“

„Wahr gesprochen, Ganter gehören nicht an einen Adelshof, zu viel Geschnatter um nichts.“ Beide Männer prosteten sich zu. „Wer wird dich auf deiner Reise nach Weiden begleiten?“

Salix und Tolmario werden mich wieder begleiten, dazu noch eine Handvoll Kriegerinnen der Rash'Waharis. Und mein lieber Wulthos natürlich. Wir werden seinem Onkel, Arbolf von Pandlaril unsere Aufwartung machen und dann mit diesem gemeinsam in die Heldentrutz reisen. Auch der junge Grîngelbaum wird uns begleiten. Salix und Tolmario haben mich nahezu angefleht, aber er ist auch ein sehr unterhaltsames Bürschchen. Die beiden haben sich mit ihm während der Bärwalder Grafenhochzeit angefreundet.“

„Ist es nicht ein wenig heikel im tiefsten Winter nach Weiden aufzubrechen? Zumal du auf dem Winterball deiner Mutter schmerzlich vermisst sein wirst.“

„Aber aber, meine liebe Mutter kann auch ohne meine Anwesenheit für genügend Unterhaltung sorgen. Zumal, mit dem Vairninger habe ich einen meiner besten Augen und Ohren vor Ort.“

Liebevoll tätschelte Reto den Luchskopf-Anstecker an seinem Mantel.



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Texte der Hauptreihe:
Hes 1045 BF
Vorbereitungen


Kapitel 1

Knochenspur
Autor: Bega