Geschichten:Eine neue Baronin zu begrüßen - Eine Baronin reist an
Ondinai Arnagunde von Weyringhaus-Helburg schaute aus dem Fenster ihrer Kutsche als diese gemächlich über die steinerne Brücke von Mor’Tres rollte. Die Torwachen warfen nur einen raschen Blick auf das Höllenwaller Wappen an der Kutsche und ließen das Gefährt dann ohne weiteres passieren.
Im Hof der Feste angekommen, stieg Ondinai aus der Kutsche. Eine ihrer Dienerinnen sorgte eilig dafür, dass ihr schwarz –rotes Kleid, natürlich nach Garether Mode geschnitten, ordentlich sass.
Der Hauptmann der Gallsteiner Truppen trat zu ihr und deutete eine Verneigung an.
„Euer Hochgeboren, der Baron erwartet Euch bereits.“
Ondinai nickte und folgte Hauptmann von Silberblick dann. Sicher würde der Baron wissen wollen, warum ihr Gemahl nicht gekommen war.
Yendor Falkwin Limpurg von Gallstein empfing sie in seinem Arbeitszimmer. Ondinai kannte den kalten Blick des Gallsteiners bereits, mit dem er sie grußlos und prüfend bedachte.
„Euer Hochgeboren, was für eine Freude Euch zu sehen.“ Ondinai lächelte den Baron an.
Der Baron stand auf und kam auf Ondinai zu, deutete eine knappe Verbeugung an und sah sie dann wieder mit jenem kalten, fordernden Blick an. "Ich hatte eigentlich erwartet, Euren Gemahl sehen zu dürfen."
„Mein Gemahl lässt sich entschuldigen, dringende Höllenwaller Geschäfte gilt es zu erledigen. Aber ich bin sicher, dass ich ihn bei diesem Anlass ausreichend vertreten kann.“
Der Gallsteiner nickte gedankenverloren. „Soso, Höllenwaller Geschäfte…Ich hoffe für Malepartus, es mag sich auszahlen."
Ondinai trat näher an den Baron heran, „Sagt Yendor, was gedenkt ihr der neuen Baronin anzubieten damit Fremmelsfelde wieder in den Schoß der Pulethaner fällt?“
Der Baron runzelte die Stirn. „Warum sollte ich ihr etwas anbieten? Sie sollte selbst erkennen können, wie gut es ist, keinen Feind an ihrer Grenze zu haben, oder?“
Ondinai lächelte nachsichtig. „Sie ist ein Niemand. Noch!“ Sie ging ein paar Schritte zum Fenster, drehte dem Baron den Rücken zu. „Bedenkt welche Folgen es hätte, wenn sie den Pulethanern völlig den Rücken zudreht.“
„So dumm wird sie hoffentlich nicht sein.“ Die Stimme des Baron klang zu beherrscht, als das dies Ondinai hätte täuschen können.
Ondina lachte kurz auf, „Sie ist gerade mal 18 Götterläufe alt, fast noch ein Kind, fremd im eigenen Lande, auf der Suche nach Sicherheit. Natürlich kann sie die falsche, oder wie ihr es nennt: die dumme Wahl treffen, wenn sie sich in Bedrängnis sieht. Wollt ihr sie in die Arme der Pfortenritter treiben?“
Der Baron reagierte nicht.
„Bietet ihr etwas an. Etwas was ihr die Illusion gibt, unabhängig zu sein und von unserer gemeinsamen Stärke zu profitieren. Etwas, dass sie aber doch an uns bindet.“
Der Baron betrachtete sie misstrauisch. „Malepartus hat schon immer eine gute Wahl getroffen. Es mag sein, dass ihr euren Gemahl tatsächlich ausreichend vertreten könnt.“
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verließ er schnellen Schrittes das Zimmer. Ondinai lächelte.
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