Geschichten:Elfenpfad - Unterstützung aus der Kaisermark
Kaiserlich Ochsenblut, Firun 1035 BF
„Wohlgeborene Herrschaften“, Edorian, der nach den Ereignissen um den Kaltensporn noch in Ochsenblut geblieben war, deutete dabei auf Seneschall Voltan von Heiterfeld, dessen Schwester und Vorsitzende des Strumflugordens Rimiona von Heiterfeld, sowie Junkerin Lomena von Sturmfels-Feuerfang, „ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeit und spreche in meiner Eigenschaft als Gräflicher Wegevogt von Waldstein. Dies ist der Hohe Herr Leomir von Zweifelfels, der Adjutant der waldsteiner Landrichterin. Ich werde ein wenig ausholen müssen ... Die Zerschlagung Darpatiens und die Entstehung der sogenannten Wildermark hatte einen nicht zu verleugnenden Einfluss auf die Handelsströme unseres Königreiches. Die alte Route von Gareth über die Reichsstraße nach Wehrheim und von dort aus nach Greifenfurt oder weiter nach Weiden war zu gefährlich geworden. Als Alternativroute etablierte sich – besonders nach der Befriedung Leihenbutts – der sogenannte Elfenpfad, der seinen Ausgang hier im schönen Ochsenblut nimmt und weiter durch Waldstein nach Greifenfurt verläuft. Die hiesigen Märkte Raulsknochen und Ährenfeld, die unter Eurer Protektion stehen“, Edorian schaute dabei auf Voltan und Lomena, „profitieren im hohen Maße von dieser Verschiebung. Sollte, was wir alle natürlich sehnlichst herbeiwünschen, die Wildermark alsbald befreit werden, könnte das wieder zu einer Verschiebung der Handelsrouten führen aber diesmal zu Ungunsten des Elfenpfades, da die Qualität des selbigen an einigen Stellen zu wünschen übrig lässt. An manchen Orten ist er nichts anderes als ein gewöhnlicher Karrenweg. Hinzu kommt der wachsende Reichsforst ... Kurzum - und nun komme ich zu meinem Anliegen – um die Handelszüge weiterhin über den Elfenpfad zu lenken, muss in den Ausbau und die Sicherheit des Weges investiert werden und da kommen die verehrten Herrschaften ins Spiel.“ Edorian blickte auffordernd in die Runde.
Die drei Herrschaften vor Edorian, die von den Ereignissen zwei Tage zuvor noch etwas mitgenommen aussahen, hatten ihm aufmerksam und, wie Edorian zu seiner Zufriedenheit bemerkt hatte, sehr interessiert zugehört. Als erster ergriff Voltan von Heiterfeld das Wort: „Euer Wohlgeboren von Feenwasser, Euer Wohlgeboren von Zweifelfels, ein wahrhaft interessantes Anliegen habt Ihr und Eure Argumente klingen wohlüberlegt und ausgesprochen logisch. Auch mir kam dieser Gedanke schon, doch schiebe ich das Thema schon seit langem vor mir her, das Schloß, der Sporn, das Übliche, Ihr versteht?! Umso mehr freue ich mich, dass sich offensichtlich schon ein schlauer Kopf dem angenommen hat. Raulsknochen und Ährenfeld profitieren seit dem Zusammenbruch Darpatiens tatsächlich von dem Pfad, über den nicht nur viele Händler sondern auch Pilger in die Junkertümer strömen. Da wäre eine Verringerung oder gar ein Abbruch dieser tatsächlich ein großes Ärgernis, zumal die Märkte und der Handel darüber einen nicht geringen Anteil an den Finanzierungsplänen für das neue Schloß der Burggräfin haben, die fruchtbare Goldene Au wird allein nicht für den Bau ausreichen. Aber so ein Ausbau kostet Gold und es muss dafür einiges organisiert werden und zwar nicht wenig, ganz zu schweigen von der Entstandhaltung und dem Schutz des Elfenpfades.“
„Den könnte doch zum Teil der Sturmflug übernehmen, jetzt wo wir dem Überfallproblem Herr geworden sind.“, brachte Lomena von Sturmfels-Feuerfang als schnelle Lösung an.
„Nun, nicht so schnell, meine Beste, natürlich könnte der Orden dort seinen Teil leisten, zumal er sich ja auch dem Schutz der Garetischen Wege verschrieben hat, das würde also auch Waldstein mit einschließen. Aber damit würden wir schon eine recht starke Eigenpolitik mit dem Orden betreiben und ich weiß nicht ob dass die weiteren Kaisermärker Mitglieder, allen voran unserem Meister des Goldes, gefallen würde wenn wir den Tätigkeitsbereich des Ordens weiter nach Efferd verlegen. Anders wäre das allerdings, wenn einige Waldsteiner Adlige ebenfalls dem Orden beitreten würden. Und was sagen überhaupt die Greifenfurter dazu?, ein fragender Blick von Rimiona an Edorian.
„Um eins vorwegzunehmen“, hob Edorian erneut an, „die Idee den Elfenpfad auszubauen kam von unseren greifenfurter Freunden, es liegt mir fern mich mit fremden Federn zu schmücken. Verehrter Herr Seneschall, es freut mich zu hören, dass wir ähnlichen Gedankengängen frönen, ebenso habt ihr die Sachlage wie üblich richtig dargestellt. Ausbau, Entstandhaltung und Sicherheit werden einiges kosten, aber bevor ich dazu komme möchte ich auf den Vorschlag von Wohlgeboren von Sturmfels-Feuerfang eingehen und zu gleich die Bedenken der ehrenwerten Frau Vorsitzenden zerstreuen. Der Sturmflug-Orden mag tatsächlich ein geeignetes Mittel zur Beantwortung der Sicherheitsfrage sein. Was Euren Meister des Goldes angeht, so bin ich mir sicher dass auch ihm an sicheren und gut ausgebauten Handelswegen gelegen ist, zumal, wenn – wie Ihr bereits andeutetet – einige Waldsteiner Adlige dem Orden beitreten würden, vorzugsweise welche deren Lehen am Elfenpfad liegen. Der Orden würde dann noch im Rahmen seiner Satzungen handeln.“
„Ich kann Euch jetzt schon den Beitritt von Stadtvogt Raulbart von Zweifelfels zu Osenbrück zusichern“, erhob Leomir nun das Wort., „Meine Familie hat ein essentielles Interesse am Ausbau des Elfenpfades, auch stehen wir den hehren Zielen des Sturmflug sehr positiv gegenüber und wir sind ebenfalls in der Kaisermark gut aufgestellt. So hörte ich kürzlich vom sighelmsmärker Junker Oldebor und von der gerbaldsmärker Ritterin Rhodena, dass sie schon seit geraumer Zeit mit dem Gedanken spielen dem Orden beizutreten. Des weiteren bin ich davon überzeugt, dass Mitglieder der waldsteiner Familie Wegfeld dem Orden ebenfalls beitreten werden.“
„Wie Ihr seht, verehrte Ordensvorsitzende“, fuhr Edorian fort, „ist diesbezüglich mit keinen Problemen zu rechnen. Ich würde nun gerne auf die praktische Umsetzung zu sprechen kommen, wenn die Herrschaften es erlauben. So ein Großprojekt ist schwerlich ohne königliches Mandat umzusetzen, was ich anfänglich als Hindernis betrachtet habe, nun aber zu unserem Vorteil gereichen könnte.“ Der eibenhainer Junger sah in die fragenden Gesichter seiner Gesprächspartner. „Die Königin läd zum Großen Kabinett und dort können wir unser Anliegen auf die Tagesordnung setzen und über die Umsetzung durch den anwesenden Adel abstimmen lassen. So könnte man – und nun komme ich auf die Kostenfrage zurück – unter Umständen durch Steuererleichterungen für die betroffenen Barone die Kostenlast drücken.“
Rimiona und Lomena nickten das eben gehörte zufrieden ab und die Augen des ohnehin immer vergnügten Voltan leuchteten auf. „Ohja, das wäre nicht zu unterschätzen. Ich betone nochmals Ihr scheint Euch wirklich schon genauer Gedanken gemacht zu haben, so weit hatte ich bei Leibe noch nicht gedacht. Das große Kabinett, ja, eine hervorragende Idee, da könnten wir etwas bewegen, davon kann ich die Gräfin mit Sicherheit überzeugen. Doch reichen die Stimmen der betroffenen Greifenfurter, Waldsteiner und Kaisermärker aus? Es werden doch auch sicherlich einige dagegen argumentieren, denen eine solch gut ausgebaute Handelsroute, nun, den eigenen Wein versäuert, es sind sicherlich Zugeständnisse an Dritte nötig, da sollten wir an einem Strang ziehen. Habt ihr dafür auch schon eine Lösung parat?“
„Nun, mit Verlaub, das habe ich!“ Edorian räusperte sich. „Ich sehe gute Erfolgsaussichten für unseren Plan, schließlich stehen zwei Grafschaften dahinter und zwei weitere profitieren ebenfalls davon, doch bedürfen wir jede Unterstützung die wir bekommen können und ein jeder von uns sollte bei seinen Freunden und Verbündeten mit allen Mitteln für dieses Projekt werben. Widerstand ist vor allem aus Hartsteen zu erwarten, da wir mit dem Ausbau des Elfenpfades deren Wein am ehesten versäuern, wie ihr so schön sagtet verehrter Seneschall. Ziel während des Kabinetts wird es also sein mit den Hartsteenern ein Übereinkommen zu finden.“
„Oder aber andere Verbündete zu finden, wie etwa die Schlunder“, ergänzte Leomir, „denn wir werden es mit vielen widerstreitenden Positionen und Interessen zu tun haben und gerade zwischen den Hartsteenern und den Schlundern scheinen die Beziehungen zur Zeit konfliktbelastet zu sein, daraus könnten wir unseren Nutzen ziehen, indem man der einen Seite bei ihren Interessen entgegen kommt.“
„Ganz richtig“, bestätigte Edorian den Zweifelfelser, „außerdem ließe sich durch die Wahl des groß-garetischen Marschalls ein nicht zu unterschätzendes Pfund ins Felde ziehen. Unsere Stimmen für den Kandidaten einer Fraktion, wenn diese für unser Vorhaben stimmen. Das ist Politik.“
”Wohlgeboren von Heiterfeld, Ihr seid doch mit dem kaisermärker Kandidaten Balrik von Keres bekannt“, Leomir schaute jovial zu Voltan, „es wäre doch interessant zu wissen wie der Reichsritter zu diesem Anliegen steht.“
„Tatsächlich, viel besser mit ihm bekannt ist allerdings, die werte Junkerin von Raulsfeld, immerhin ist ihr Sohn Page bei Keres. Vielleicht solltet Ihr, Lomena, dort einmal, ähm, anklopfen?!“ Die Angesprochene nickte nur knapp, war das politische Parkett doch noch immer nicht ihres, aber sie konnte dem Unternehmen nichts absprechen, zumal der Ausbau des Pfades ihrem Raulsfeld tatsächlich sehr gut bekommen würde, ganz zu schweigen von ganz Ochsenblut, würden dann doch mehrere gut ausgebaute Routen durch bzw. nah an Ochsenblut vorbeiführen.
„Was die Hartsteener angeht habt ihr wohl recht, dass es schwer wird diese mit hinter die Pferde zu spannen, aber die haben zur Zeit auch noch ganz andere Probleme, leider, so ist die Lage dort nun ja auch immer noch angespannt. Wir könnten aber unsere Kontakte nach Südhartsteen, genauer Bärenau, versuchen spielen zu lassen, so dass sich die Baroness dort zumindest nicht gegen unser Vorhaben ausspricht…vielleicht können wir die Sonderhandelsrechte für bärenauer Waren in Ährenfeld und Raulsknochen noch etwas ausweiten, so würde auch Bärenau davon profitieren. Ansonsten kann ich nur seiner Wohlgeboren von Zweifelfels beipflichten, dass wir uns dort vielleicht eher an die Schlunder halten, aber mit Vorsicht, so will doch niemand den weitbekannten Hartsteener Stolz verletzen, nicht wahr?“
„Ganz gewiss nicht, dass müssten wir mit Bedacht angehen.“, plichtete Edorian dem Ochsenbluter Seneschall bei, der den Versammelten gerade etwas Bier einschänkte.
„Und dafür seid Ihr doch ein sehr geeigneter Kandidat, Euer Wohlgeboren. Nach allem was ich über Euch gehört habe und wie Ihr Euch hier präsentiert. Denn ob unsere Pflichten uns eine Reise zum großen Kabinett zulassen ist noch offen, der Schloßbau und die Ereignisse um den Kaltensporn benötigen gerade unsere volle Aufmerksamkeit. Aber in Euch sehe ich einen guten Vertreter für diese gemeinsame Sache. Und im Vorfeld werden wir uns mit Balrik von Keres und Iralda von Ochs auseinander setzen und unser bestes tun. Ihr hingegen könnt das hier besprochene an den waldsteiner sowie greifenfurter Adel weitergeben und uns dann geeint auf dem Kabinett vertreten.“, befand Voltan an den sich dann sich gegenseitig ergänzend Lomena und Rimiona anschlossen: „Abschließlich noch eine Zusammenfassung: Ihr, als waldsteiner Wegevogt in Parteigang mit den Greifenfurtern und uns tragen das gemeinsame Anliegen des Ausbaus des Elfenpfades vor das große Kabinett, dazu suchen wir uns Freunde im Schlund und korrespondieren mit Balrik von Keres, zwecks gegenseitigem Entgegenkommen. Ausbau und Instandhaltung sollten durch Steuererleichterungen für die Anrainer machbar sein. Der Schutz soll zumindest zum Teil und in erster Linie auf dem garetischen Gebiet durch den Sturmflug-Orden garantiert sein, wozu aber noch einige waldsteiner Adlige diesem beitreten müssten. Dazu vielleicht noch ein Beitritt Eurer Kaisrmärker Verwandten, Wohlgeboren von Zweifelfels. Das sind wohl die wesentlichen Punkte.“
„Sehr wohl, meine wohlgeborenen Herrschaften, ich sehe das wird eine fruchtbare Zusammenarbeit, ich bedanke mich für Eure wohlwollende Aufmerksamkeit. Jetzt allerdings sollten wir das Ganze schnellstmölich angehen, bis zum Kabinett ist nicht mehr viel Zeit.“
Garetien-, Greifenfurt- und Perricum-Con 2012
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