Geschichten:Elmenbarths Lehre – Ein neuer Ritter
Schloss Wiehingen, Junkertum Wiehingen, Mitte Firun 1037 BF:
Jendor von Wiehingen saß an seinem Schreibtisch, vor ihm ein Berg von Pergamenten und in Leder eingebundenen Bücher. Er seufzte. Der Haushofmeister von Gut Rossestern hatte ihm einen Liste mit nötigen Reparaturen gesandt und bat um die Freigabe der benötigten Mittel. Dem vakanten Rittersitz fehlte augenscheinlich eine ordnende Hand. Gleich morgen würde er das Gut inspizieren.
Es klopfte an der Tür und ein Diener führte einen Gast hinein. Jendors Laune erhellte sich umgehend. Der Hesinde-Geweihte sprang auf und lief auf den älteren Mann zu.
„Siberius, alter Freund. Schön dich zu sehen!“ Die beiden Männer umarmten sich freundschaftlich und ließen sich auf zwei Stühlen nieder. „Wie machen sich deine Schüler?“
„Gormian hat sich zu einem stattlichen Jüngling entwickelt. Ein werdender Ritter im Geiste der allwissenden Hesinde. Er absolviert fleißig seine Übungsrunden mit dem Schwert, doch scheint ihm der Umgang mit dem Federkiel weitaus mehr zu erfreuen. Auch studiert er gewissenhaft seine Manuskripte.“
„Was ja durchaus in unserem Sinne ist.“
„Richtig, er wird seine Aufgabe als zukünftiger Junkergemahl vorzüglich erfüllen und dabei stets der Allwissenden zum Wohlgefallen handeln und die Interessen unserer Kirche und des Klosters vorantreiben.“
„Sehr wohl und auf meine Nichte hat Linai ein Auge drauf. Sie macht sich nach ihrer Aussage gut, ist aber noch zu verbissen.“
„Genau wie Lassan, ein kluger Junge, aber noch zu überheblich. Er hört sich manchmal an als wäre er Rohal persönlich.“
„Ich war früher wohl auch nicht besser.“ Jendor lächelte süffisant.
„Sag mal, ich habe die Ereignisse um den Konvent der Wissenden verfolgt und frage mich, wie du es geschafft hast Alrike da herauszuhalten. Wie ich hörte war sie nicht dabei, oder irre ich mich?“
„Oh sie wäre liebend gerne in voller Rüstung und vor allem vollem Weinschlauch dem Aufruf des Garnelsanders gefolgt, nur … sagen wir mal so … der Weinschlauch hat gesiegt – und die Kunst der hesindegefälligen Alchemie. Gut das ich mich während meines Noviziates ein wenig mit Schlafmitteln beschäftigt habe. Weißt du noch, der junge Stipen hatte ja fast jede Nacht Albträume. Nun, ich habe die Rezeptur von damals ein wenig abgeändert. Sagen wir es so, sie hätte einen Oger umgehauen. Alrike war ganze zehn Tage ausgeschaltet. Sie hat das ganze also verschlafen und so großen Schaden von uns abgewendet.“ Der Hesinde-Geweihte lächelte zufrieden.
„Die Allwissende hat uns unseren Verstand geschenkt um ihn zu gebrauchen. Zuweilen sind es die eher unkonventionellen Mittel die uns auf unserem Weg zu einer gerechten Herrschaft weiter bringen.“ Der Hofkaplan von Uilstein war sichtlich stolz auf seinen ehemaligen Schüler. „Ich habe vor morgen nach Gerbaldsaue zu reisen. Möchtest du mich begleiten?“
„Liebend gerne, doch es gibt Probleme in Rossestern. Ich werde gleich morgen dorthin aufbrechen. Das Rittergut ist vakant und einen passenden Nachfolger haben wir noch nicht gefunden.“
„Du meinst einen der Allwissenden gefälligen, gebildeten und aufgeweckten Ritter?“
„Ganz richtig!“ Jendor seufzte.
„Ich wüsste da jemanden. Deromir von Rossreut. Er gilt als aufstrebende Hoffnung des weisen Vaters und ist, ganz nebenbei, sein Schwiegersohn. Er verweilt ebenfalls am Hof der Burggräfin. Also noch ein Grund mich zu begleiten.“
„Dann also auf nach Gerbaldsaue.“ Jendor lachte.
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