Geschichten:Erinnerungen eines sterbenden Mannes - Episode III

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Dämonenbrache, 27 Boron 1042 in der Dämonenbrache.

Korwin blickte auf und strich sich mit dem Handrücken etwas Erde und Blut vom Gesicht. Es hatte leicht zu regnen begonnen und ein paar Tropfen liefen ihm die Stirn herunter. Er atmete tief die kalte Luft ein. Sie legte sich wie ein Schleier über seine Lungen und er schloss wieder die Augen.

Boron schenkte ihm noch etwas Schlaf und es wurde erst schwarz, dann wieder strahlend hell vor seinen Augen und er sah wie der kleine Schober im Dorf brannte.

„Vier Mann zum Brunnen Wasser holen, Olein, Harnulf, Germut und Bärwald, geht zum Osthang und kümmert euch um die beiden Bogenschützen. Sie müssen irgendwie dran gehindert werden mehr Brandpfeile auf die Dächer zu schießen. Der Rest mir nach. Korwin, - - - Korwin, Junge, schau mich an“, der Dorfschulze stand etwa ein Schritt vor Ihm und brüllte ihn an. Er hielt sein Beil in der rechten Hand und einen Dolch in der Linken. „Korwin mein Junge, du musst jetzt tapfer sein. Wir werden das schon schaffen. Nimm den Dolch, geh zur Scheune, schließ mit den Frauen das Tor und beschütz die Kinder“. Er spürte den harten Griff des Schulzen an seiner Schulter. „Junge, du schaffst das. Rondra wird bei dir sein“.

Er schaute auf seine rechte Hand in der er jetzt den Dolch hielt, wiegte ihn von rechts nach links. Es war eine schöne Waffe. Nichts Besonderes, aber hervorragend gepflegt, meisterlich ausbalanciert. Eines ersten Kampfes würdig. Seine Gedanken waren plötzlich völlig klar.

Er rannte los, den Hang hinauf, rechts um die erste Hütte herum und hielt auf die große Scheune zu. Er sah wie die Frauen die Kinder in die Scheune brachten und das Tor schließen wollten und winkte ihnen, noch inne zu halten. Einen Augenblick später war er auch schon am Tor und griff beherzt zu, um mit einem Ruck das Tor hinter sich zu schließen. Behände hob er den schweren Balken, legte ihn auf die Gabel am Tor und ging in die Mitte der Scheune. Vierzehn Frauen und zwei Dutzend kleine Kinder kauerten an den schweren Tragbalken der Scheune. „Es wird alles gut Kinder, unserer Väter, Onkel und Brüder sind hervorragende Kämpfer und Alarja und Sieglinde sind mit dem Bogen mindestens vier weidener Ritter wert“, hörte er sich sagen. Fest umklammerte er den Dolch. Er war wie ein Halt in der dunklen Nacht. Draußen hörte man Schreie und Befehle der Dorfbewohner, dazwischen die grunzenden Laute des orkischen Spähtrupps. Vielleicht acht Späher und zwei Bogenschütze, auf der Suche nach leichter Beute. Aber nicht heute. Nicht hier und nicht mit Ihm. Er war fest entschlossen, die ihm übertragende Aufgabe zu erfüllen.

Plötzlich hörte er ein Geräusch aus dem hinteren Teil der Scheune, das sich auf einmal nach oben verlagert. Wie ein Blitz schoss es ihm durch den Kopf. Die Luke am Hang musste noch offen sein und diese dreckigen Schwarzpelze müssen das gesehen haben. Auf Grund der Höhe kann aber maximal einer auf den Schultern des anderen hinein gekommen sein.

Ein Ork war in der Scheune.

Die Leichtigkeit ging ihm jetzt etwas von dannen. Er hörte die Schritte auf der oberen Ebene wo die Heuballen gelagert sind. Etwas schnaubte, als wäre es völlig erschöpft. Er legte den Finger auf den Mund und winkte den Frauen und Kinder in die Ecke zu gehen, damit sie möglichst weit von der Stelle weg seien, an welcher er den Ork erwartet. Er schaute nach oben und sah auch schon die beiden Pranken des Viehs an der Kante des Bodens. Die Pranken erhoben sich und der Eindringling sprang mit einem Satz nach unten. Der Ork war deutlich kleiner als er, keine eineinhalb Schritt groß, seinen Arbach hatte er auf dem Rücken geschultert, vermutlich weil es für den Kampf in der Scheune zu groß war. In der rechten Hand hielt er ein Messer mit krummer Schneide und einem Horngriff, in seiner Linken einen kleinen mit Pelz besetzten Buckler. „Für Rondra“, hörte er sich schreien und sah wie seine Füße ihn zu dem Ork trugen. Dieser bemerkte den Angreifer kommen und hob sein Messer um jedoch im gleichen Augenblick das Gleichgewicht zu verlieren, zu stürzen und wie ein Baum lang ausgestreckt auf dem Angreifer liegen zu bleiben. Es wirkte fast, als ob nicht etwas sondern jemand ihn zum Fallen gebracht hat.

Mehrere Frauen und Kinder schrien und rannten in der Scheune um her. Der Ork begrub ihn unter seinem Körper. Er spürte das warme Blut über seinen Körper rinnen. Noch immer umklammerte er den Dolch. Er versuchte sich aufzusetzen, aber der Ork war trotz seiner geringen Größe zu schwer, um ihm einfach abzuschütteln. „Korwin“, hörte er jemanden schreien. „Mutter“, antwortete er, „es geht mir gut, anscheinend war mir Phex heute hold. Ich bin so ungeschickt gestürzt, dass ich dem Schwarzpelz die Beine weg gezogen habe. Dabei hat er mich auf den Rücken gedreht und ist in meinen Dolch gestürzt. Ich habe mir meinen ersten Kampf zwar heldenhafter vorgestellt, aber ich denke Rondra wird es mir verzeihen“.

In dem Augenblick kehrte sich das Licht vor Korwins Augen wieder in das schwarz der Nacht.

Damals hatte er mehr zufällig denn gewollt seinen ersten Ork getötet. "Ich hätte damals schon sterben können", dachte er sich. Rondra persönlich muss mir damals beigestanden haben. "Rondra hilf", murmelte er.



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Texte der Hauptreihe:
Autor: Gramfelden