Geschichten:Erlenstamm nach dem Höllenwaller Durchmarsch - Teil 4
Die Baronin drehte ihren Kopf zu Alissa. Da war wieder dieser Ausdruck, der so schwer zu deuten war. Alissa hatte sowieso Mühe, Ihre Tante seit deren Genesung von ihrer geistigen Krankheit vor einigen Jahren als die Frau wieder zu erkennen, die sie davor gewesen war. Es schien ihr manchmal, als grinse sie ihre Schwester Greifdane hämisch durch die Augen ihrer Tante an. Aber es war nun mal nicht zu ändern, diese Frau da vor ihr war ihre geliebte Tante.
"Wie schön, dass Du den Weg auch noch gefunden hast", hob die Baronin mit einem spöttischen Unterton an und fuhr fort: "Das Detachement Murmelstein ist schon seit einer Stunde unterwegs, das Detachement Freudenstein bricht in diesen Minuten auf und Deine Schwester ist schon seit zwei Stunden mit einem Sonderdetachement zwecks Rekrutierungen unterwegs."
Thalionmel drehte ihren Kopf wieder zum Hauptmann, überlegte kurz, und wie wenn sie wüsste, wie es Alissa treffen würden, sagte sie in aller Seelenruhe, den Blick ins Leere gerichtet: "Vielleicht solltest Du Dir an ihr ein Vorbild nehmen."
Auf diese Worte drehte sie ihren Kopf wieder ruckartig zu Alissa, wie wenn sie ihre Reaktion prüfen möchte. Ein grünes Funkeln schien in ihren Augen zu zucken, nur um sich gleich wieder zu verflüchtigen. Dann wurde ihr harter Blick wieder etwas sanfter: "Sie hat begriffen, dass wir nun permanent auf der Hut sein müssen, Kind. Es ist vorbei mit dem schönen Adligenleben, dass Du genossen hast. Auch Du musst Dich der Realität stellen."
Es folgte eine kurze Stille.
Dann wandte sich die Baronin zu ihrem Hauptmann: "Ihr habt Eure Befehle."
Ole stand wortlos auf und verliess den Saal. Wieder zu Alissa gewand sprach Thalionmel: "Du willst also mit mir reden? Ich habe immer für Dich ein offenes Ohr gehabt und will es auch fürderhin haben. Ich hoffe nur, dass die Sache wirklich wichtig ist, und Du nicht meine Zeit verschwendest. Lass uns in mein Arbeitszimmer gehen."
Mit diesen Worten stand die Baronin auf, legte ihren Arm um ihre Nichte und ging mit ihr dorthin, wo sie vor einigen Stunden mit ihrem Sekretarius konferiert hatte.
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