Geschichten:Erste Lehrstunden - Der frühe Morgen fängt den...
Ende Tsa/Anfang Phex 1038 BF, Hassal han Ammayin in der Baronie Haselhain
Es war noch früh am Morgen als Lyn ni Niamad gut gelaunt in Richtung Stall aufbrach. Die Sonne war gerade erst aufgegangen und die ersten Bediensteten begannen mit ihrem Tagwerk.
Fast hatte sie ein schlechtes Gewissen, da sie sich darauf freute, die Amtsgeschäfte ein paar Tage ruhen zu lassen. Doch wusste sie auch, wie wichtig dieser Ausflug für zukünftige Reisen Selos werden konnte und so verdrängte sie den Gedanken schnell wieder.
Sie schmunzelte jedoch bei dem Gedanken an Selo, wusste sie doch, wie ungern er so früh am Morgen aufstand, aber da sie vorhatte den Tag in seiner Gänze zu nutzen erschien es ihr notwendig.
Selo indes fluchte innerlich als die Dienerschaft ihn weckte. Noch vor dem ersten Sonnenstrahl. Fast hätte er den jungen Mann, den er sonst als sehr angenehme Gesellschaft betrachtete angeraunt, als ihm wieder gewahr wurde warum er geweckt wurde. Nach den Ereignissen während Bogenbrück hatte er sich erneut nicht als der Questentauglichste gezeigt, wie auch? Hatte er bis auf das letzte Jahr doch immer nur das höfische Leben genossen und auch seine ritterliche Ausbildung war eher halbherzig voran getrieben worden. Wahrscheinlich auch ein strategischer Zug, wie Selo immer mehr gewahr wurde. Dass er mit seiner Art wohl nie die nebachotische Seele so berühren würde, schmerzte ihn immer noch, auch wenn er langsam auch andere Qualitäten an sich entdeckte. Doch dass seine Untauglichkeit, schnell auch andere und vorallem ganze Questen in Gefahr bringen konnte, beflügelte dieses schlechte Gefühl noch mehr. Deshalb war es wichtig zumindest die Grundzüge solcher Dinge mit Lyn zu üben. Dennoch grauste es ihm ein wenig davor schon wieder in der Wildnis zu nächtigen und vorallem vor dem süffisanten Grinsen, dass Lyn immer darbot wenn sie darüber sprach. Dennoch, er würde bald eine erneute schwere Reise antreten und wer wusste was die Zukunft in diesen schweren Zeiten noch bot. Es war also wichtig nicht nur auf dem diplomatischen Parkett bestehen zu können, wenn er endlich hier ankommen wollte. Und so schlug er die Decke bei Seite und begann sich vor zubereiten, Lyn würde ihm nichts gönnen, da war er sich sicher, vorallem nach...diesmal musste Selo etwas lächeln.
Nun etwas besser gelaunt, aber immer noch etwas verschlafen wirkend, spazierte er in den Stall hinein, wo Lyn bereits mit ihrem gesattelten Pferd und strengem Gesicht stand. “Auch schon aufgestanden?”, fragte sie mit süffisantem Unterton, er indes suchte den Raum nach den Stalldienern ab, da sein Pferd noch nicht gesattelt war und die Sachen stattdessen gestapelt vor Lyns Füßen lagen. “Ich habe sie davon geschickt, das ist deine erste Aufgabe für heute und beeil dich, du hast Satinav eh schon viel geschenkt.”
Selo schluckte, er hatte ja befürchtet dass es schlimm würde, Lyns Blick sprach deutlichere Bände als ihre Worte. Also hob er das Zaumzeug auf und machte sich daran das Pferd zu satteln, was sich tatsächlich als schwieriger herausstellte als gedacht. Denn hatte er dies zwar gelernt, doch lag das letzte Mal dass, er es tatsächlich selber getan hatte, schon etliche Jahre zurück und Lyns kritische Augen im Rücken machten es nicht besser.
Lyn beobachtete zuerst, ohne einen Kommentar abzugeben, wie Selo mit sehr ungeübten Händen das Pferd zäumte und sattelte. Zum Glück war seines eines der ruhigsten Pferde im Stall, ihre Stute wäre bei der Vorgehensweise schon längst ungeduldig geworden und hätte angefangen nach dem Störenfried zu schnappen. Als er nach einer gefühlten Ewigkeit das Tier gesattelt und bepackt hatte, ruhte Lyns fragender und kritischer Blick auf ihm. Nicht wissend, was dieser Blick zu bedeuten hatte schaute Selo sie leicht verunsichert an, bis sie sagte “Vielleicht wäre es für den Lerneffekt besser, abzuwarten wie Du dich machst wenn der Sattel zu rutschen beginnt. Aber ich möchte nicht, dass das Tier verletzt wird. Schau her.” Mit diesen Worten trat sie dichter an sein Pferd heran, dass mittlerweile den Bauch nicht mehr aufgebläht hatte und zog den Gurt um weitere 2 Löcher an.
“Können wir dann?” fragte sie ihn mit leicht hochgezogener Augenbraue und ging zu ihrem bereits aufbruchsbereitem Pferd.
Leicht beschämt führte er, nur mit einem Nicken, sein Pferd heraus auf den großen Hof, der dämmernd in den ersten Sonnenstrahlen lag. Er überprüfte nochmals den Sitz von Zaumzeug und seiner eigenen Ausrüstung und sah dann auf zu Lyn die schon auf ihrem Pferd saß und diese jetzige Genauigkeit wohlwollend, amüsiert belächelte. Selo stieg auf, Lyn nickte und ritt voran.
◅ | Ein Feuer für die Nacht |
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