Geschichten:Familienangelegenheiten - Katerstimmung

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Reichsstadt Alt-Gareth, Rahja 1033BF


Dramatis personae:


Alt-Gareth, Stadthaus der Familie Feenwasser, Ende 1033:

Es war zur Praiosstunde, die Sonne stand hoch am Himmel, als eine Kutsche vor dem Stadthaus der Familie Feenwasser zum stehen kam.

Der Kutsche entstieg, etwas gehetzt, Adran von Feenwasser, Abt des Hesinde-Klosters St. Ancilla nahe der Dämonenbrache. Das Verhalten der Dienerschaft, aufgeschreckt durch die Ankunft des Geweihten, verriet dass der Gast unangemeldet kam.

Schnellen Schrittes durchquerte Adran die Eingangstür, als ihm schon der erste Hausdiener entgegen schritt. „Ich bitte vielmals um Verzeihung, Eure Gnaden, aber der Hohe Herr ist momentan leider unpässlich.“

Wortlos rauschte der Abt am Hausdiener vorbei und ging zielstrebig ins Obergeschoss des Hauses. Dort angekommen, führte sein Weg ihn geradewegs vor eine zweiflüglige Tür, die er ohne vorher zu klopfen aufstieß. Im Zimmer kam ihm eine Wand von Rauschkraut- und Alkoholgeruch entgegen, die ihn innehalten ließ. Auf dem großen Himmelbett lag Lares, neben ihm räkelten sich schlaftrunkend (wirklich nur das?) zwei blutjunge, dem Abt unbekannte Frauen.

Adran zischte den Hausdiener an, der ihm gefolgt war und versucht hatte ihm am Zutritt des Zimmers zu hindern, er sollte die Weiber raus schaffen. Während dies geschah, nahm der Abt eine Schüssel voll Wasser, die auf eine Kommode unweit des Bettes stand und schüttete deren Inhalt in das Gesicht des Schlafenden.

Der so geweckte schreckte auf. „Was... was ist hier los? Ein Überfall... zu hilf... warum hilft mir den keiner?“ stotterte der unsanft aus seinen, sicherlich sehr erbaulichen Träumen gerissene.

„Hesinde zum Gruße, lieber Bruder, wir haben zu reden!“ Die Stimmer des Abtes klang bestimmt.

„Ach du bist es... nicht jetzt.“ murmelte der Angesprochene und wollte sich gerade wieder in sein weiches Himmelbett kuscheln, als er bemerkte, dass alles nass war... auch vermisste er seine Bettgefährtinnen. „Waren hier nicht eben noch zwei junge Damen, oder habe ich das nur geträumt?“

„Das musst du geträumt haben, lieber Bruder!“ Ein breites Grinsen durchzog sein Gesicht. Adran wandte sich zum ersten Diener des Hauses. „Sorgt dafür, dass sich dein Herr unverzüglich unten im Salon einfindet!“ Mit dieser unmissverständlichen Ansage verließ der Abt das Schlafgemach.

Noch etwas wackelig auf den Beinen, wankte Lares die großzügige Treppe hinab. Er hatte sich die Ausstattung des Stadthauses seiner Familie einiges kosten lassen. Die gestrigen Feierlichkeiten schossen dem Hausherren wieder durch den Kopf, dessen Gastgeber er war. Er lächelte zufrieden, seine Gäste schienen sich prächtig amüsiert zu haben... wie auch er den Abend sehr genossen hatte. Etwas verwundert war er über den Besuch seines Bruders, den Abt, und fragte sich, was der wohl von ihm wollte.

Der Abt hatte sich unterdessen auf einem weichen Sessel im Salon niedergelassen und erwartete das Erscheinen des Hausherren. Als dieser eintrat, erläuterte der Abt Lares sein Anliegen ohne Umschweife.

„Es gibt Neuigkeiten unsere Familie betreffend.... sehr erfreuliche Neuigkeiten.“ Der Abt fixierte seinen Bruder mit seinem Blick. „Unsere Schwester Darvina wird Anfang Praios zur Kanzleirätin im Neuen Reichsarchiv in Elenvina ernannt werden. Ihre Strebsamkeit und bedingungslose Loyalität zum Reiche haben sich letztendlich ausgezahlt.“ Lares verfolgte die Ausführungen seines Bruders eher desinteressiert und hatte sich, während dieser sprach, einen Pokal mit Wein eingegossen – es war ja schon Mitten am Tage. Der Wein aus Zyrpicum, ein Geschenk seines Sohnes Edorian, mundete ihm sehr. Bei Gelegenheit müsste er mehr davon beschaffen, dachte er sich.

Der Abt ignorierte die wohl bekannten Attitüden seines Gegenüber und fuhr fort. „Des weiteren ist es Darvina gelungen, ihre Tochter Nanduria mit Ronan von Lichtenberg, dem Vorgänger auf Darvinas Posten und frisch bestallten Reichsjunker von Wolfenzahn und niederadligen Reichkammerrichter, zu verloben.“ Adrans Augen blitzen auf. „Die Familie Lichtenberg ist ebenso neuadlig wie die unsere und in den Nordmarken noch eher unbedeutend, doch besitzt Nandurias zukünftiger Gemahl ausgezeichnete Beziehungen zur Reichverwaltung wie auch zum Kaiserhof.“

Bei diesen Worten sprang Lares auf, der während der Ansprache des Abtes fleißig an seinem Weinpokal genippt hatte. „Wunderbar...welch Freude....das müssen wir feiern, lieber Bruder.“ Er rief den ersten Hausdiener herein und trug ihm auf, eine Flasche feinsten Eibenhainer Feentraum zu reichen. Etwas widerwillig spülte der Abt den starken Schnaps, den seine Familie im fernen Waldstein brannte, herunter; wusste er doch auch um die Folgen bei übermäßigem Genuss des Schnapses.

„Danke ….mein Lieber Bruder, dass du mir diese Neuigkeiten... persönlich überbracht hast – aber das nächste Mal.... wird es genügen mich schriftlich zu informieren.“ Lares wollte gerade ausstehen, als ihn der Abt anfuhr. „Ich bin noch nicht fertig! Die Vermählung wird im Praios stattfinden, ich möchte das du dort hinreist, als Repräsentant unserer Familie.“

„Was ich???“ fuhr es aus dem Hausherren ein wenig lallend. „Das kann doch mein Sohn machen, er ist doch schließlich Familienoberhaupt.“

„Er ist in Waldstein eingebunden... und eine längere Reise würde dir mal gut tun.“ der Abt schmunzelte.

„Was?? Eine Reise in die Nordmarken? Da müsste ich ja durch dieses bergige Land...das von so kleinen Gnomen bewohnt wird....“

„Ja, du müsstest durch den Kosch reisen“, entgegnete der Abt fast schon väterlich, „und die Zwerge können zumindest mit deiner Trinkfestigkeit mithalten.“

„Hohohohoho da hast du Recht... aber die Menschen dort sind so... gewöhnlich, die kennen keinen Freude am Leben.“

„Das mag sein... wirst du also in die Nordmarken reisen?“

„Nein, ich habe Verpflichtungen hier in Gareth... die Nesselweil gibt ein Fest im Praios.“ Zornesröte stieg ins Gesicht des sonst so besonnenen Abtes. „Ich sehe schon, hier vergeude ich meine Zeit. Ich wünsche dir noch einen angenehmen Tag.“ Mit diesen Worten erhob sich der Abt und rauschte aus dem Salon. „Den wünsche ich dir auch, lieber Bruder.“ rief Lares dem Hinauseilenden hinterher. `Was der wohl wieder hat´ , dachte sich Lares, `Er wirkte ein wenig verbissen heute... ich werde ihm auch mal ein wenig zypricumer Wein zukommen lassen. Der wird ihn auflockern.´



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Texte der Hauptreihe:
16. Rah 1033 BF
Katerstimmung
Ein rauschendes Fest


Kapitel 2

Autor: Bega