Geschichten:Familiengeschichten aus Hartsteen - Die Scharade auf dem Kaiserturnier zu Gareth
Gareth, Rondra 1041 BF
Sigmann von Windischgrütz half Hagen Falkwin von Schwingenfels aus der Rüstung von Hagens Bruder Hadrumir. Hagen hatte ein Grinsen im Gesicht. Er hatte soeben Lanzelund von Weiden-Harlburg besiegt.
Oderik Dankhardt von Schwingenfels hatte im Zelt auf die zwei gewartet und schaute sehr finster drein, als er sich nun räusperte. „Was glaubt ihr eigentlich, was ihr beiden hier treibt?“ Hagen und Sigmann schauten betreten drein, doch Hagen fand sofort seine Fassung wieder. „Nun, ich nehme am Kaiserturnier zu Gareth teil!“ Oderik schaute entsetzt drein. „Hadrumir hatte Freunde! Freunde, welche hier an diesem Turnier teilnehmen! Glaubt ihr nicht, dass die wissen, was in Korgond geschehen ist?“
Hagen lächelte. „Ach, Oderik, musst du immer so missmutig sein? Es hat doch bisher wunderbar funktioniert. Was kann ich denn dafür, wenn niemand Hadrumirs Teilnahme hinterfragt?“ Oderik stöhnte auf. „Auf dem Bankett konntet ihr Hadrumirs Fehlen ja vielleicht mit einer Unpässlichkeit erklären, aber das funktioniert doch nicht im gesamten Turnierverlauf.“ Sigmann deutete auf Hadrumirs Helm. „Bisher hat doch keiner verlangt, dass er den Helm abnimmt.“
Oderiks Züge erschlafften ob der Dreistigkeit der beiden. „Diese Scharade kann doch nicht ewig funktionieren. Hadrumir ist ein hervorragender Kämpfer, wahrscheinlich einer der besten Ritter Hartsteens. Und was bist Du, Hagen? Du wirst niemals gegen die Elite des Reiches bestehen!“ Hagen lachte laut auf. „Nun, für einen der besten Ritter Weidens haben meine Künste gereicht. Der hatte keine Chance!“
In diesem Moment war ein Ruf von außerhalb des Zeltes zu hören. „Hadrumir von Schwingenfels, ich muss mit Euch reden!“ Erschrocken schaute Hagen zu Oderik. Ehe einer der Männer im Zelt reagieren konnte, betrat Ardo von Keilholtz das Zelt. Oderik grüßte ihn: „Hochgeboren Keilholtz!“ Erbost blickte der so Angesprochene in die Runde. „Ich war in Korgond an der Seite Hadrumirs im Turnier!“ eröffnete er ohne Umschweife das Gespräch. „Also, was soll diese Aktion hier? Wer von Euch hat im Turnier gekämpft?“ Hagen war kreidebleich geworden.
Oderik blickte vorwurfsvoll zu Hagen. Dieser trat vor. „Ich habe die Position meines Bruders eingenommen!“ sprach er leise. „Wenn Hadrumir Euer Bruder ist, wie könnt Ihr es dann wagen, sein Andenken mit dieser Scharade zu beschmutzen?“ die Augen Ardos funkelten böse. „Erklärt Euch auf der Stelle!“ Hagen setzte sich niedergeschlagen auf einen Schemel. „Ich wollte doch nur das Andenken an meinen Bruder ehren.“ sprach er resignierend. „Mein Bruder und ich waren uns immer fremd!“ Er saß auf einem Schemel und blickte in die Runde. „Ich hatte gehofft, wenn ich seinen Platz bei dem Turnier einnehmen würde, dass ich ihm dadurch nahe sein würde.“ Sein Blick war gebrochen. „Ich hielt es für eine gute Idee, mit dieser Tat ihm eine letzte Ehre zu erweisen.
Ardo blickte nachdenklich drein. Wie ein Häufchen Elend saß Hagen von Schwingenfels vor ihm. „Ihr habt Euch selbst in diese elende Lage gebracht, Hagen!“ Ardo seufzte schwer. „Ihr habt das Andenken an Hadrumir nicht geehrt, sondern beschmutzt!“ Erneut seufzte Ardo. „Aber ich werde Euch um Hadrumirs Willen helfen, aus dieser Situation heraus zu kommen!“
Oderik schaute ernst von Hagen zu Ardo. „Und wie wollt Ihr dies anstellen? Normalerweise müsste man die Dreistigkeit der Turnierleitung melden.“ Ardo schaute zu Oderik herüber und nickte, doch dann ging sein Blick bohrend zu Hagen. Er deutete auf ihn: „Sollten wir in der nächsten Runde auf verschiedenen Seiten stehen, so werden wir in die Turnierschranken treten!“ Hagen sprang auf und wollte Ardo danken. Dieser wich jedoch zurück. „Ich tue dies nicht für Euch, sondern für Euren Bruder! Dieser ist ein ehrbarerer Mann als ihr es jemals sein werdet!“ Hagen sprach trotzdem ein leises Danke, als sich Ardo zum Gehen wandte.

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