Geschichten:Familiengeschichten aus Hartsteen - Katterqueller Gedanken
Gut Katterquell, der gleiche Abend
Womit hatte Borstefred diese Verwandtschaft verdient? Seine Vettern und Kusinen hatte er noch alle im Griff halten können, auch wenn es ihn in einem Fall ein Duell gekostet hatte. Was seine Neffen oder Nichten anging, so war er weniger gesegnet als er es sich gewünscht hätte. Na ja, eigentlich hatte er von Gerons Blagen nie etwas gehört und Berndrich und Raulwin, die Söhne Zornbolds, bekriegten sich lieber untereinander, als dass sie ihm in die Quere kommen würden. Aber da waren ja auch noch seine Schwestern und deren Abkömmlinge. Ruthilde hätte eigentlich eine kirchliche Laufbahn einschlagen sollen, doch hatte sie sich Hals über Kopf in Melcher von Eichenblatt verliebt. Sie pfiff auf all diese Pläne und verschwand einfach mit ihm. Ein Ergebnis dieses Verschwindens saß ihm nun gegenüber.
„Damit das klar ist: Meinen Sohn bekommt er nicht!“ sprach Borstefred durchdringend. „Schon klar, Onkel! Das hast Du jetzt mehrfach gesagt!“ sprach Baltram von Eisenmuth leicht genervt und nahm erneut einen tiefen Schluck von dem Bier. Borstefred schaute missmutig. Er hatte Roban, das zweite Ergebnis von Ruthildes Verschwinden, noch am selben Abend losgeschickt, als ihn Hadrumir gefordert hatte. Wenn er eine solche Forderung aussprach, dann hatte er auch mehr in der Hand. Sie brauchten daher dringend mehr Leute und es galt, die Familie zu sammeln.
Hadrumir war Frumhildes Sohn und daher hatte Rapidora darauf bestanden, dass seine Forderung rechtens war. Borstefred fluchte innerlich zum wiederholten Male, als er daran denken musste. Warum nur mussten seine Schwestern ihn selbst nach ihren Toden derart piesacken? Er nahm noch einen Schluck von dem Bier, wollte aber nicht zu viel trinken, da er morgen bei klarem Verstand bleiben musste. Hoffentlich würde ihn wenigstens Roban nicht enttäuschen und rechtzeitig mit dem morgigen Tag zurück sein – und mit der nötigen Verstärkung.