Geschichten:Familiengeschichten aus Hartsteen - Oderik, der Ritterliche

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Reichsstadt Hartsteen, 10. Bor 1043 BF

„Ihr hättet das sehen müssen! Er ist auf den Hirschfurten zugetreten und mit einem Handschlag hat er den Friedensschluss besiegelt!“ Sigmanns Augen leuchteten, als er zum wiederholten Male die Geschichte vom Handschlag auf den Wulfshöhen erzählte. „Ganz wie die Ritter in alten Zeiten!“

Oderik derweil hockte nachdenklich am Fenster der Villa Grebelsteen. Seine Gedanken waren schwer. Noch auf dem Weg zu den Verhandlungen mit Nimmgalf von Hirschfurten war er von der Nachricht überrascht worden, dass Luidor von Hartsteen den Weg über das Nirgendmeer gegangen war. Odilbert von Hartsteen, der Mann, welcher ihm den Auftrag zum Friedensschluss gegeben hatte, war nun Graf zu Hartsteen. Oderik und seine kleine Gesandtschaft hatten die Grablegung Luidors verpasst und waren erst am gestrigen Abend in Hartsteen angekommen. Wohlwollend hatte Odilbert die Ergebnisse der Verhandlungen zur Kenntnis genommen. Die Reichsforster hatten mit dem Rückzug aus Hartsteen begonnen. Und doch war Oderik unzufrieden. Verschiedene Gerüchte machten die Runde und eines besagte, dass Odilbert eine Neubelehnung Natzungens angehen wolle.

Haldora trat an ihn heran. Sie lächelte immer noch über die Schwärmereien ihres Bruders, welcher ausführlich und ausgiebig über den Ritt nach Bärenau und die Verhandlungen berichtete. „Na, mein ritterlicher Stoffel, was bedrückt Dich denn so?“ fragte sie Oderik. „Wie kann es Odilbert wagen?“ entfuhr es Oderik leise. „Ich habe mich aufgemacht, diesen Waffenstillstand für ihn auszuhandeln und er nimmt Natzungen!“ Haldora setzte sich jetzt gegenüber von Oderik auf den Fenstersims. „Habt ihr alle nicht immer wieder betont, dass Praiofist kein Schwingenfels sei?“ fragte sie mit ernster Miene. Oderik trank einen Schluck vom Wein, welcher ihm bitter auf der Zunge lag. „Ich habe Hadrumir geschworen auf die Kinder Acht zu geben!“ Er ließ seine Schultern sinken. Haldora führte ihre Hand zu seiner Wange und hob sein Gesicht an, um ihm gerade in die Augen zu sehen. „Es ist noch nichts entschieden! Und vergiss bitte nicht. Du hast eine eigene Familie! Bodebert und Halina brauchen Dich genauso!“ Oderik lächelte leise. „Und was ist mit meiner wunderbaren Gemahlin?“ „Die braucht ihren ritterlichen Stoffel genauso!“ Beide lächelten sich an. „Lass uns schlafen gehen! Morgen wird die Welt eine andere sein!“

Derweil hatte Sigmann im Salon seine Geschichte erneut zu einem Ende gebracht. Hagen erhob sich: „Auf Oderik, den Ritterlichen!“ griff er den Vergleich Sigmanns zu den alten Rittern auf, doch der so gelobte hatte still den Raum verlassen. Betreten schauten sich die Anwesenden um. Hagens Blick traf Sigmann, doch dieser zuckte nur mit den Schultern. Hagen wusste, dass er ab morgen wieder in die Fehde ziehen würde. „Ach, scheiß drauf! Soll er doch machen, was er will!“ fluchte er leise, nur um nochmals lauter zu rufen: „Auf Oderik, den Ritterlichen!“ Emer, Rondriana, Lucarna, Friedhardt, Hal, Reto und Sigmann fielen in den Trinkruf ein.