Geschichten:Faust des Ostens Teil 14 - Wächter des Darpat
Abstrakt: Zwei Hauptleute reden über die Geschehnisse in Brendiltal, auf See und in der Gerüchteküche, in der unter anderem die Namen Rimiona Paligan, Eslam von Brendiltal, Wallbrord von Löwenhaupt-Berg, Bendan von Zillingen und Aldron von Firunslicht auftauchen.
"Und, alles ruhig gewesen, Hassloch?" - "Ja, alles ruhig. Nichts Ungewöhnliches, ab davon, dass die Admiral Dozman drüben eingelaufen ist." Der scheidende Offizier der Wache deutete knapp über die breite Darpatmündung, wo man an diesem klaren Firuntag die Dächer Dergelmunds von den Mauern Perricums aus sehen konnte. "Gibt wohl keine Beute mehr." - "Wie auch? Der Sturmfelser und seine Kollegen von der Perlenmeerflotte haben vorletzte Woche ja ganz gut Ernte gehalten. Ich glaub kaum, dass sich so schnell nochmal Piraten erdreisten, einen Überfall auf unsere Küste zu beginnen." - "War für die Fische ja nur noch Aufsammeln, nachdem an Land schon alles gelaufen war. Leere Schiffe versenken sollten die ja wohl hinbekommen, wenn sie schon volle nicht vom Anlanden abhalten können."
"Naja, so ganz mit Ruhm bekleckert hat sich nun keiner. Gab wohl einiges Aufsehen, weil sich die Einheimischen in den Pfeilhagel des Löwenhaupters geworfen haben. Die Verbündeten waren dank Nebels wohl überraschter als der Feind in jener Schlacht. Als dann der Zillinger zwei Tage später noch auftauchte von Barbenwehr her, ist er wohl ziemlich aneinandergeraten mit dem Vellberger, was man so hört, und hat ihm mangelnde Absprache vorgeworfen." - "Ich wußte nicht, dass euer Oberst so ein enger Nebachotenfreund ist. Diesem undisziplinierten Horden tut es vielleicht nichtmal schlecht, mitzubekommen, wohin Übereifer im Gefecht führen kann." - "Die Regentin sieht es wohl aber anders. Sie soll sich besorgt geäußert haben und man munkelt, dass es demnächst Veränderungen geben wird." Hauptmann von Hassloch schnaubte. "Schon wieder ein Oberst abgesägt? Man konnte sich an diesen ja noch nichtmal recht gewöhnen." Die Antwort war ein Kopfschütteln. "Eher nicht. Meine Vermutung ist ja, dass es dahin geht, die einzelnen Regimenter und Vasallen besser zu koordinieren. Sind wir mal ehrlich, daran hapert es momentan noch einigermaßen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass bald jemand berufen wird, der das in Angriff nehmen soll. Irgendwas liegt da in der Luft."
Eine Weile folgte Schweigen. Schließlich brummte Hauptmann von Hassloch: "Könnt was dran sein. Ich befürchte ja nur, dass es der Zillinger machen wird. Der steht ja hoch im Kurs beim Markgrafen." - "Wäre er denn so schlecht als Wahl? Kompetent und Erfahren ist er, kommt wohl auch gut mit den Leuten klar, auf die es ankommt. Immerhin habe ich auch schon aus anderer Richtung gehört, dass Eslam von Brendiltal als Garant dafür gehandelt wird, die nebachotische Kampfkraft fester an den Markgrafen zu binden." Hassloch wand sich und verzog gequält das Gesicht und seine Ablösung grinste süffisant. "Der Gedanke scheint euch nicht zu behagen. Ihr würdet wohl euren neuen Oberst vorziehen." - "Immerhin war er mal Marschall." Ein Nicken folgte. "Ja, sicher, in Weiden, ich weiß. Aber hier ist nicht Weiden - und dass er mit dem nötigen Fingerspitzengefühl nicht gesegnet ist, hat er ja schon bewiesen. Es geht um Ausgleich... nicht Ausgrenzung. Wenn ihr mich fragt, glaub ich dann schon eher an den Firunslicht vom Arvepass. Oder an Zillingen. Allerdings will ich nicht behaupten, die Großmutter seiner Erlaucht zu durchschauen. Vielleicht werden wir noch überrascht werden."
Hassloch hob sein Schwert auf und straffte sich. "Sie sollte sich mit ihrer Taktiererei nicht zuviel Zeit lassen. Haffax wartet nicht ewig." - "Oh ja. Das ist wohl wahr. Aber ich sag euch, dieses Jahr noch werden wir mehr dazu hören." Erneut ein mißmutiges Brummen Hasslochs. "Wie dem auch sei, ich überlasse euch das Feld. Wird Zeit, dass ich mal Ruhe bekomme. Sagt eventuellen Störenfrieden, sollte es Alarm geben müssen und ich darob geweckt werden, werd ich ungnädig." "Das kann ich mir lebhaft vorstellen, Hassloch, ohne Frage. Möge Bishdariel diese Unbill vermeiden!" Unter dem amüsierten Lachen des neuen Wachoffiziers zog sich der Scheidende zurück.