Geschichten:Faust des Ostens Teil 4 - Schweres Vorankommen
Bergthann und Vellberg, Efferd 1033 BF
Die kleinen Feuer schafften es kaum, den steten Nieselregen aus den eigenen Gruben zu halten, in denen sie entzündet worden waren, um ihren Schein nicht zu weit zu werfen. Die Soldaten des Halbbanners drückten sich möglichst eng an den Fels des Hangvorsprunges auf der Suche nach Schutz vor dem unwirtlichen Segen Efferds. Gansfried strich sich mit der behandschuhten Hand über die Augenpartie, um den sich sammelnden Regenschleier fortzuwischen. Die Sicht war trübe und nun mit einbrechender Nacht konnte er nahezu nichts mehr sehen. Und die stetig von den Bäumen fallenden, schweren Tropfen taten ein übriges, seinen Wachdienst zur Farce werden zu lassen. Mißmutig zog er den Mantel enger um sich in der trügerischen Hoffnung, vielleicht wenigstens etwas Wärme unter dem klammen Stoff zu finden. Mit sehnsüchtigem Blick sah er hinüber zu seinen Kameraden am Feuer, die damit beschäftigt waren, eine karge Mahlzeit aus dem mitgeführten Proviant zu sich zu nehmen. Sagunde, die Feldschererin, war damit beschäftigt, die Verbände der Soldaten zu untersuchen, die gestern verwundet worden waren. Gansfried erinnerte sich ungern an das Gefecht zurück. Sie hatten eine Gruppe der Barbaren aufgespürt und gestellt. Doch diese Wüteriche dachten gar nicht daran, sich zu ergeben. Wie besessen hatten sie mit ihren primitiven Waffen um sich gekeilt und viel BLut vergossen, bevor sie endlich von der Übermacht erdrückt worden waren. Wieder wischte sich Gansfried den Regen aus den Augen. Bei Travia - hoffentlich hatte dieses Herumirren in den Bergen bald ein Ende.
"Wenn ihr noch einmal Admiral Vikos in den Mund nehmt, Hauptmann, stopfe ich die Karte gleich hinterher!" Oberst von Tälerort hatte die neuesten Berichte seiner Einheiten bekommen und sie gefielen ihm nicht, was sowohl Hauptmann Bograin als auch Baron Wallbrord leicht erkennen konnten, die mit ihm um besagte Karte herumstanden. Das gesamte Dilemma fing mit dieser Karte schon an - die umliegenden Täler waren darauf eher unpräzise dargestellt, mit Kohlestift nach den Worten örtlicher Jäger auf einer groben Kuhhaut skizziert. Bograin ruderte hastig zurück. "Ich wollte eure Strategie nicht kritisieren, Herr Oberst. Aber diese verdammten Barbaren verursachen bei jedem Kampf einen höheren Verlust als gut wäre. Wir haben jetzt dreimal welche erschlagen und sind vorgerückt, nur um sie wieder in unserem Rücken wieder vorzufinden. Und die vierte Rotte..." - "Verdammt nochmal! Laßt die vierte Rotte endlich in Frieden!" Die Zähne des Oberst knirschten bedenklich und er faßte sich unwillkürlich an die Brust, und suchte dann das kleine Sonnenamulett, dass um seinen Hals baumelte. Verstohlen schob er sein Kettenhemd hin und her. Das ungemütliche Wetter ließ ihn sein Mal wieder spüren. Es war eine vertrackte Lage. Seit einigen Wochen nun versuchten sie die Barbaren zu stellen und irrten mehr oder minder durch die Täler des Vorgebirges. Doch wirklich habhaft werden konnten sie ihrer nicht. Das Wetter wurde zusehens schlechter, die oberen Hänge der Trollzacken begannen schon, sich in weiß zu hüllen. All das nagte schon genug an der Moral der Truppe. Und dann hatten sie eines Tages die massakrierten Leichen der von Bograin genannten und zu dem zeitpunkt schon vermißten vierten Rotte gefunden.
Mit nur mühsam unterdrückter Wut krallte sich Viburn an der Platte des Klapptisches fest. Einige Augenblicke war unter dem Zeltverschlag nicht mehr als das stete Tröpfeln des sich auf dem Tuch sammelnden Niesels zu hören, während er seinen Gedanken nachhing. Irgendetwas hatte sich gehen ihn verschworen. Barbaren waren keine Gespenster. Es mußte einen Grund geben, warum sie ihm immer eine Spur vorraus waren und sich nicht stellen ließen. "Nein, der Admiral hat hier nichts zu melden, Hauptmann, ihr werdet sehen... wir werden jetzt einmal andere Saiten aufziehen und nach unserer Melodie spielen."