Geschichten:Feuer & Flamme – Rahja und Praios, Hand in Hand
Burg Heiterfeld, Burggarten, Mitte Phex 1045 BF:
Ausgelassen schlenderten Rahjadri, Ajax und Selinde durch den frühlingshaften Burggarten von Heiterfeld. Alle drei waren wie beflügelt von ihrem Coup. Sie hatten es geschafft, die Zwänge einer arrangierten Ehe zu überwinden und am Ende, nach Heiterfelder Manier, doch alle glücklich und zufrieden dastehen zu lassen - und vor allem auch die politische Dimension nicht außer Acht lassend. Besonders Ajax war wie von einer Maraske gestochen.
“Wir müssen ein Datum festlegen … also ich fände ja eine Sommerhochzeit sehr schön, aber bekommen wir das in drei Monden geplant? Ich meine, die Einladungen und so? Sollten wir den 8. Rahja nehmen, den Jahrestags von Korgonds Verhüllung? Oder ist das eher ein Gedenktag und weniger feierlich? Vielleicht doch lieber den 20. Praios, den Tag der Erde? Oder sogar am St. Raulstag, oder ist das zu speziell? Ich weiß nicht.” Es sprudelte nur so aus Ajax heraus, was ganz und gar untypisch für ihn war.
So war es Rahjadri, der seinen zukünftigen Gemahl fest in seine Arme schloss und ihn leidenschaftlich küsste. “Mein geliebter Ajax, mein Herz tanzt vor Freude, weil du dir schon so viele Gedanken machst. Doch bevor wir uns dem Schönen widmen, sollten wir uns der Aufgabe meines Vaters widmen.”
“Rahjadri hat recht … überraschenderweise”, fügte Selinde lächelnd, mit einem Augenzwinkern hinzu. “Unsere Familie ist weitverzweigt und fruchtbar, doch wie steht es mit der uns nachfolgenden Generation? In der Heiterfelder Junkerlinie, durch den tragischen Tod deiner großen Schwester, bleibst nur du übrig, Rahjadri, der den Namen Heiterfeld weitergeben kann. Deine Schwester Palinai ist mit dem Baron von Sturmfels verheiratet, ihre Kinder sind Sturmfelser und Thalion ist mit der zukünftigen Baronin von Hengefeldt verlobt. Was habt ihr also vor?”
“Das ist es, ja, unsere Aufgabe, die ich vor unserer Hochzeit lösen möchte.”, antwortete Rahjadri.
“Du könntest mit einer euch zusagenden, bereitwilligen Frau, ein Kind zeugen, so es geboren wird, wenn du und Ajax bereits verheiratet seid, gilt es als euer legitimer Nachkomme. Selbst die schnatternden Travia-Geweihten würden das anerkennen.” Selinde kicherte.
“Ja, aber dann müsste ich ja mit einer Frau … verkehren … in Namen Rahjas.” Rahjadri wirkte wenig begeistert, er konnte sich das einfach nicht vorstellen.
“Ich könnte diese Pflicht für dich übernehmen”, warf Ajax ein, “ich glaube, ich bin da etwas offener eingestellt als du.”
“Nichts für ungut, mein Liebster, aber dann trägt das Kind nicht meine Blutlinie fort, sondern ist dann eigentlich ein Sturmfelser.” Rahjadri wirkte nicht überzeugt. Ajax verstand was Rahjadri meinte, es war in diesem Fall wichtig, vorallem für ihn und seinen Vater und den Bestand der Hauptlinie der Heiterfelds und soweit er das verstanden hatte auch im Korgonder Sinne, Bund mit dem Land und so, da wüsste sein Bruder aber sicherlich genaueres zu sagen. Sanft streichelte er über Rahjadris Rücken: “Ich verstehe.”
“Ihr könntet natürlich auch adoptieren, auch so würdet ihr legitime Erben bekommen.” Selinde zuckte mit den Schultern.
“Auch da hätten wir wieder die Problematik mit der Blutlinie.” Rahjadri verdrehte seine Augen. So langsam nervte ihn die Angelegenheit. Da Ajax dabei weniger emotional involviert und freier war, versuchte er Rahjadri stattdessen mit liebevollen Gesten aufzuheitern.
“Nicht wenn du jemanden aus unserer Familie adoptiert.” Da war es wieder, das strahlende Lächeln Selindes, was auch immer einen Schein Überlegenheit durchstrahlen ließ.
“Hm, das wäre allerdings eine gute Option … eine nach Heiterfelder Manier.” Rahjadris Gesichtszüge erhellten sich wieder.
“Aber wen?”, wollte Ajax wissen. “Bist du Kinder bekommst, dauert das doch noch ewig, wenn du überhaupt jemanden zum Heiraten findest.”, frotzelte Ajax.
Selinde überging diesen Seitenhieb mit einem triumphierenden Lächeln. “Meine Schwester Samia ist von Tsa gesegnet, sie dient am Zweiflinger Baronshof und ist ebenfalls mit einer Hengefeldt verheiratet, die ebenfalls gerade von Tsa gesegnet ist. Deren Kinder werden nichts erben, ihr solltet also in Betracht ziehen, Samias Kind zu adoptieren, sodass ihr einen Erben habt.”
Rahjadri blickte mit großen Augen zu Ajax. “Ja, das ist eine wundervolle Idee. Sobald das Kind da ist, werden wir nach Zweiflingen reisen, oder aber spätestens auf unserer Hochzeit müssen wir unser Anliegen mit Samia besprechen.”
Selinde lächelte zufrieden. Ajax wuschelte den Haarschopf von Rahjadri und zwinkerte ihm zu. Und wieder hatten die drei ein Problem nach Heiterfelder Manier gelöst.
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