Geschichten:Frühlingssturm - Crevan sinnt über den Sinn von Tjosten

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Crevan begann dem Gedanken, einen Knappen zu haben, der ihm allerlei abnahm, deutlich mehr Sympathie entgegen zu bringen, seit er an seinem ersten Turnier teilnahm. Nicht, dass er vorhatte, Turniere zu einem geliebten Zeitvertreib werden zu lassen, viel zu aufwendig das alles!

Nichts für ihn, der er der Stille des Waldes und der Berge jederzeit den Vorzug geben würde. Nun, wie auch immer, nun war er hier und er wollte nicht länger mit seinem Entschluss hadern. Er war nur hier, weil er die Gefallenen ehren wollte und darum würde er sich nun in diese Rüstung quälen und alles, was er je über das Tjosten gehört hatte, in seinen Geist zwingen. Das war er seinen Eltern - Rondra erhöhe sie - schuldig und wie konnte er nicht an sie denken denken, wenn er den Schimmel seiner Mutter ritt, derweil er die Rüstung seines Vaters trug?

Ein Knecht seines Schwertvaters ging ihm zur Hand und geizte nicht mit Kommentaren über die nicht angepasste Größe der Rüstung. Crevan liess ihn reden. Er rechnete nicht damit, mehr als einen Auftritt auf diesem Turnier zu haben. Zumindest nicht in der Tjoste. Der Fußkampf war es, auf den er hoffte, das war seine Stärke. Er zog den schwarzen Wappenrock über, strich gedankenverloren über die drei silbernen Wellenlinien und den Mond, der sie beschirmte. Kaum jemand hier würde wissen, was Tichyll-Dur bedeutete, dass es ein uralter darpatischer Name war und für Dunkelwasser stand, den Namen des Lehens, dessen Edler er nun war und das noch immer in den Klauen eines widerwärtigen Feindes gefangen war. Aber er würde es nie vergessen: den Schein des Madamals über dem dunklen See, an dessen Gestade er geboren worden war und darum stritt er hier. Für die Gefallenen und gegen das Vergessen.

Er ritt in die Schranken und warf einen ersten Blick auf seinen Gegner. Ein Angehöriger des Ordens vom Zorn Rondra. Crevan lachte leise, als er den Helm aufsetzte. Wie seiner Mutter dies gefallen hätte, wie sie, die Rondra-Hofgeweihte der letzten Fürstin Darpatiens, mit ihm gebangt und seinen Erfolg erwartet hätte. Machte seine Aufgabe nicht gerade leichter. Er grüßte den Gegner und die hohen Herrschaften auf der Tribüne.

Sein Ross gallopierte an und damit begannen die Probleme des jungen Ritters. Er entschied sich, die Lanze spät zu senken, darum konzentrierte er sich zunächst auf seinen Schild. Doch er saß nicht so fest im Sattel, wie er sich das gewünscht hatte und diese vermaledeite Lanze war schwer, zu lang und überhaupt eine Erfindung, deren Vorzüge er nicht zu schätzen wusste. Der Zornesritter kam näher, Crevan senkte sie Lanze. Zu früh, sie fiel zu tief, er wuchtete sie wieder hoch und vergaß - wie ihm siedendheiss einfiel, als er das Wappen des Ritters erkennen konnte - seinen Schild erneut. Egal, jetzt musste der Stoß es richten.

Der Aufprall folgte und fuhr Crevan hart in die Schulter, seine Schildhand umklammerte das Sattelhorn und nach einigen Augenblicken der Unsicherheit saß er wieder fest im Sattel. 'Immerhin', dachte er, 'eine Runde konnte ich aussitzen, mehr war nicht zu erwarten, wenn der Gegner ein Rondrianer ist'. Er wendete sein Pferd und bemerkte das reiterlose Ross seines Gegners. Verblüffung überflutete ihn, er öffnete das Visier und blinzelte verwirrt in die jähe Helligkeit.

Wie konnte das denn passieren? Doch nur kurz vergass er seine gute Erziehung, dann liess er sein Ross antraben und brachte es neben Anjun, der sich eben wieder aufrappelte. "Es war mir eine Ehre, mich mit Euch zu messen, Euer Gnaden(?)!" sagte er voller Ernst. Nach der Entgegnung Anjuns, erwies Crevan der Prominenz im Zelt seine Referenz, dann wendete der Ritter aus Ostdarpatien und hielt auf sein Zelt zu. Nunmehr trug er ein breites Grinsen auf den Lippen. Kurz sah er nach oben in den wolkenverhangenen Himmel. 'Für dich Mutter, ich hoffe es freut dich droben in Rondras-Hallen.'



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Texte der Hauptreihe:
5. Ing 1030 BF zur mittäglichen Ingerimmstunde
Crevan sinnt über den Sinn von Tjosten
Dankwart setzt sich durch


Kapitel 44

Lanzelunds Nachbereitung
Autor:?