Geschichten:Frühlingssturm - Letzte Erörterung der Lage

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Dort stand der Burgherr selbst an einem der hohen Fenster und schaute über das weite Tal, hinüber zu der Rondrianerfestung auf dem gegenüberliegendem Hang. Hinter ihm, in der nähe des massiven Tisches stand eine Frau um die Dreißig und einer gut gepflegten aber deutlich sichtbar gebrauchten Reiterrüstung. „Es gab eine Beschwerde seitens der Markgräflichen, Herr Oberst. Zwei Korporale waren nicht einverstanden, ihr Zimmer im Anbau räumen zu müssen für die Gäste. Das Ausweichquartier läge zu tief und da sei nicht schlafen.“

Aldron wandte sich langsam um und sah zu der Frau hinüber. „Haben sie etwa Angst, die Geister könnten sie fressen?“, brummte er missmutig. „Seehof, merkt euch die beiden. Das Banner steht einer schweren Prüfung bevor in kürzester Zeit und ich kann keine Unteroffiziere gebrauchen, die sich schon wegen eines Umzuges benässen.“ Inelde biss sich auf die Lippen. Sie musste ihrem Vorgesetzten und jetzigem Lehnsherrn wohl kaum erklären, wieso die Angesprochenen Soldaten ihre Vorurteile gegenüber dem neuen Quartier hatten. Dass es in manchen Bereichen der Arveburg noch immer spukte, war kein sonderlich gut gehütetes Geheimnis.

Seehof, das Ganze noch mal durchgehen.“ – „Ja, Herr Oberst. Also, heute die Ankunft der Gäste, soweit nach Einladung. Unterbringung im neuen Flügel. Abends gemeinsames Essen, morgen dann die Zeremonie um den Drileuen-Altar und danach die Tjoste und der Fußkampf.“ Inelde begann von ihren Notizen zu referieren und versuchte, alles Wichtige zu fassen, ohne sich in Belangloses zu verlieren. „Nach eurem Beschluss dürfen ältere Knappen mit Erlaubnis ihrer Knappenmutter am Fußkampf teilnehmen. Abends nochmals Essen mit Andacht. Am nächsten Morgen dann...“ Aldron winkte ab. „Soweit werde ich endgültig am morgigen Abend sehen. Es wird viel davon abhängen, wie viele Streiter meinem Aufruf folgen werden. Seehof, ich erwarte, dass beide Banner übermorgen einsatzbereit sind. Es soll keiner mit irgendwelchen Spukgeschichten aufwarten oder sich andere Dreistigkeiten erlauben.“ – „Ich bin mir sicher, dazu wird es nicht kommen, Herr Oberst.“ Inelde von Seehof legte das Pergament weg und sah zu ihrem Herrn hinüber. „Möchtet ihr bei Ankunft jedes Gastes verständigt werden, um zur Begrüßung bereit zu sein?“

Der Firunslichter wandte sich vom Anblick des Tales ab und seiner Untergebenen zu. „Nein, ich werde einige besondere persönlich empfangen. Meldet mir aber alle Ankömmlinge. Besonders natürlich den Löwenhaupter, Ehrwürden Leuenklinge oder Herrn Connar.“ Er zögerte eine kurze Weile nachdenklich. „Wo hält sich Hochgeboren Strutzz auf?“ – „Oh, das letzte mal, als ich den Baron sah, wandelte er mit eurer Gattin über die äußere Bastion und schien sich mit ihr gar prächtig zu unterhalten...“

Aldron schüttelte den Kopf. Dass ausgerechnet Leodane so dermaßen gut mit dem ehrwürdigen Alten auskam, hätte er im Voraus nicht gedacht. Aber er wurde auch nach nun über zwanzig Jahren nicht recht schlau aus ihr. Aber nun gut, sofern sich der Troll prächtig mit ihr verstand, sollte es ihm recht sein. Er hatte gestern nach seiner Rückkehr schon von ihr erfahren, dass sie mit dem Waidwerk wohl gemeinsame Interessen hegten. Für ihn selbst zählte eher die Zusage, die Strutzz ihm heute Morgen gegeben hatte: Der Baron von Trollnase würde ihm beistehen.

Das war schon viel wert.



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