Geschichten:Frühlingssturm - Prolog: Von Planungen und Reaktionen

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In den östlichen Trollzacken meldete sich der nahende Winter schon an. Der herbstliche Nordwind pfiff beißend von den schneebedeckten Gipfeln hinunter. Wo die kalte Luft über die noch sommerwarmen Wasser des Golfes strich, wuchsen Nebelbänke und griffen zungengleich über die von Hügeln gezeichnete Küste Vellbergs bis hin zum Dorf Mallvenstein.

Die Dörfler hatten sich in die Häuser zurückgezogen und so bemerkte kaum jemand den einzelnen Reiter, der sich aus dem Nebel im Süden schälte und sein Pferd in raschem Trab der Wasserburg am Ende der Dorfstraße zulenkte. Und wer es bemerkte, der mochte sich vielleicht schnell wieder abwenden. In solchen Nächten, hieß es, suchten die gemarterten Seelen von nördlich der Berge neue Opfer, um sich bei den Dämonenknechten freikaufen zu können. Und dieser Bewaffnete dort war völlig in schwarz gekleidet ...

Der Reiter strebte eilig der Burg zu. Am Burgsee zügelte er sein Reittier. Unruhig tänzelte sein Roß etwas unter dem Sattel, merkte es doch, daß dem Reiter unbehaglich war, auch wenn das Unbehagen eher an dem Nieselschauer lag, der sich in diesem Augenblick auf den Bereich an der Zugbrücke senkte. Dumpf klapperten die Hufe auf dem Holz der heruntergelassenen Brücke, an deren Ende die Wächter am Mannloch mißtrauisch aufsahen, wer da wohl komme. Zwar stand - auch wegen der dort liegenden Taverne - das äußere Tor der Burg vergleichsweise oft offen für diese Gegend, aber wachsam war man gerade deswegen umso mehr

"Wer da?", rief die Soldatin den fremden an, die sich zuerst zusammenreißen konnte. Dieser lüftete die Kapuze seines Umhanges etwas, damit man einen besseren Blick auf das bärtige Gesicht unter dem Helm werfen konnte. "Mein Name ist Odilmar und ich komme von Arvepass her. Ich wurde vorausgeschickt, meinen Herrn, den Landvogt zu melden. Er folgt mit leichter Bedeckung auf dem Fuße und wünscht Gastung seiner Hochgeboren."

Als sich die Wachen etwas entspannten, saß der Krieger ab und führte sein Pferd näher. "Es wäre also gut, wenn ihr dies dem Baron melden könntet. Und ich selbst hätt´ wenig gegen einen guten Schnaps und ein Feuer einzuwenden." Ein Schütteln folgte. "Mistwetter das ..."

Die wachhabende Soldatin, eine Korporalin, hieß den Reiter im Namen Travias willkommen. "Schnaps und Feuer sollt ihr haben, in der Burgküche wartet beides auf euch". Mit einem kurzem Pfiff rief sie eine Magd zu sich und wies sie an, den Neuankömmling in die Küche zu führen und dessen Pferd versorgen zu lassen. Anschließend entsandte die Korporalin einen anderen Gardisten zum Baron, um diesen über die bevorstehende Ankunft des Landvogts zu Arvepaß zu informieren. Nur wenig später klopfte dieser an der Tür zum Speisesaal. Wallbrord befand sich gerade gemeinsam mit seiner Gemahlin Fredegard und ihrer beider Tochter Selinde beim Abendessen, bei dem sie angeregt über die jüngsten politischen und militärischen Entwicklungen diskutierten.

"Herein!", entgegnete er knapp. Der junge Soldat - er mochte gerade einmal zwanzig Sommer zählen - öffnete darauf hin die Tür und betrat ein wenig unsicher wirkend den Saal. "Was gibt es?", knurrte dieser ihn unwirsch an. "Euer Hochgeboren, gerade ist ein Bote des Landvogtes zu Arvepaß eingetroffen und teilte mit, daß sein Herr in Kürze hier eintreffen werde", antworte der Junge etwas verschüchtert. Wallbrord nahm diese Nachricht mit sichtlichem Erstaunen auf. Was mochte Aldron, den er ob seiner militärischen Kenntnisse und Leistungen sehr schätzte, aber kaum näher kannte, dazu bewogen haben, ihn so überraschend aufzusuchen? Eine Antwort fand er nicht, aber das war letztlich auch egal, da der Vogt ihm den Grund seines Besuches schon bald selber erläutern dürfte. Den Gesichtern von Gattin und Tochter war gleichfalls anzumerken, wie sehr sie Aldrons Kommen überraschte.

Wallbrord wandte sich wieder dem Soldaten zu: "Sorge dafür, daß umgehend für seine Hochgeboren und sein Gefolge angemessene Quartiere bereitet und ihnen in der Küche Speis und Trank bereitgestellt werden. Für den Vogt selbst laßt ein Gedeck samt Speisen in das Kaminzimmer bringen. Ausführung!" Der Gardist salutierte knapp und verließ den Saal, um alles Nötige zu veranlassen. In der Zwischenzeit beendete der Baron mit den Seinen das Mahl; Frau und Tochter begaben sich in das Kaminzimmer, wo sie den Neunankömmling zu erwarten gedachten, während der Herr der Burg seinen Gast, dessem Range angemessen, im Burghof willkommen heißen wollte.

Nur kurze Zeit später kündete ein Hornsignal die Ankunft Aldrons und seines Gefolges an. Kurz darauf passierte die Gruppe das Burgtor und ritt in den Hof hinein.



 Wappen Mittelreich.svg  Wappen Markgrafschaft Perricum.svg   Wappen Baronie Vellberg1.svg   Wappen Freiherrlich Mallvenstein.svg  
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Texte der Hauptreihe:
10. Tra 1030 BF zur abendlichen Boronstunde
Prolog: Von Planungen und Reaktionen


Kapitel 1

Ein herbstlicher Besuch