Geschichten:Fremd in der Heimat - Teil 10
„Also gut“, wendete er sich an die Wartenden, „ich werde versuchen, uns hier herauszubringen. Aber nur unter der Bedingung, dass wir möglichst wenig Schaden anrichten und auch keiner verletzt wird!“ Die Umstehenden nickten. „Mein Vorschlag ist folgender: Wir holen sofort alle unsere Leute und nehmen nur das Nötigste mit. Benachrichtigt sie leise, wir brechen um Mitternacht auf. Wer von euch kann den Ruf des Käuzchens?“
Ein Mann in abgenutzter Lederkleidung hob die Hand. „Gut, du bist dafür verantwortlich. Auf dein Zeichen hin verlassen wir alle ohne Lärm das Dorf. Wie ist dein Name?“
„Firal, Herr. Ich war Jäger im Wald des Barons.“
„Sehr gut, Firal. Du wirst uns auch im Wald führen. Wir treffen uns am nördlichen Rand des Dorfes.“ Die Männer nickten.
„Herr, wohin aber gehen wir dann?“
Hartor zögerte einen Moment, er benötigte etwas Zeit, um seine Idee Gestalt annehmen zu lassen. „Ich denke, wir sollten dorthin gehen, woher wir gekommen sind. Fremmelshof war nicht komplett zerstört, vielleicht können wir die Stadt ja wieder aufbauen.“
In den Augen der Anwesenden sah er Dankbarkeit und einen Anflug von Ergriffenheit; das Gefühl der Heimatlosigkeit hatte offenbar inzwischen auch vom Letzten Besitz ergriffen. „Ja, das klingt gut! Gehen wir, worauf warten wir noch!“
„Halt“, bremste Hartor die erregte Schar, „nicht so eilig! Denkt auch an die anderen Fremmelshofer!“ Sie hielten inne. „Wir müssen sie benachrichtigen und mitnehmen.“
„Und wo sind sie?“
Eine gute Frage, auf die Hartor dummerweise ebenfalls keine Antwort wusste; er hatte lediglich die Information, dass sie verteilt worden waren. Zum Glück half ihm Jonan.
„Ich habe von einem fahrenden Händler gehört, dass einige in eine Ortschaft namens Kleinfurt Richtung Firun gebracht wurden. Und der Rest wurde irgendwo zum Arbeiten praioswärts untergebracht.“
„Hm“, überlegte Hartor, „traust du dir den Weg nach Kleinfurt zu, sie zu benachrichtigen? Wir wenden uns nach Südwesten, irgendwo dort müsste die Stadt liegen. “
„Ja, Herr, das schaffe ich.“
„Gut, nimm noch jemanden mit, brecht sofort auf und beeilt euch, unser Verschwinden wird nicht lange unbemerkt bleiben. Folgt uns, so schnell ihr könnt! Um die anderen müssen wir uns später kümmern.“
Der Angesprochene verließ vorsichtig mit Kolcho, dem Bauern, den Stall und entfernte sich leise.