Geschichten:Fremdes Erbe - Der Dunkelforst

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Gut Dunkelwald (Junkertum Altenbeek), 7. Efferd 1036 BF

„Kalt ist’s wor’n, he? Schau ma wie des dampfe tut!“ Mit einer Hand an einen Baum gelehnt stand Quin da und pisste. Den ganzen Marsch seit Samlor hatte er ständig einen der Karren anschieben müssen, da diese Probleme mit dem Anstieg des Weges hatten. Nun hatten er und sein Freund Helmar sich endlich absetzen können, doch gab dieser kein Sterbenswörtchen von sich.

„Helmar? Wo bisten?“, fragte Quin. „Is der Drecksack ohne mich g’gangen? Weiß doch, dass mir Wälder nicht geheuer sind…“ Einige weitere Flüche murmelnd drehte Quin um und machte sich auf den Rückweg, während er seine Hose wieder zuschnürte.

Einige Augenblicke später stand er vor dichtem Unterholz und kam nicht weiter. Was soll das? Hier bin ich vorher nicht durch.

„Helmar?“, rief Quin.

Als keine Antwort kam ging er weiter und suchte einen Weg um das dichte Unterholz herum. Die Nacht war sehr kühl und im Wald war es noch kälter. Vom Regen der letzten Tage war der Wald feucht und ständig tropfte es Quin von oben auf den Kopf. Nur mal kurz pissen. Toll. Jetzt finde ich hier nicht mehr raus. Die Blätter rauschten im Wind und gelegentlich hörte er das Krachen von abbrechenden Ästen. Bei den Zwölfen…muss dieser Wald alt sein. Plötzlich sah Quin in den Augenwinkeln einen vorbeihuschenden Schatten zwischen den Bäumen.

„Helmar?“

Quin begann schneller zu laufen und lief in die Richtung, in welcher er den Schatten gesehen hatte. Seine Augen zuckten suchend durch die Gegend. Dumpf schlug er auf. Quin schmeckte Blut. Elende Wurzeln überall. Seine Finger gruben sich in den Dreck, als er versuchte aufzustehen, doch sein Fuß steckte in den Wurzeln fest. Er zog sein Messer aus dem Gürtel und schnitt die dünnen Wurzeln durch. Die Bäume um ihn herum knarzten bedrohlich. Quin robbte auf dem Hintern zurück, stand auf und lief weiter.

„Helmaaaar?“

Panik kam auf und er begann zu rennen. Mit einem Mal verlor er den Boden unter den Füßen und stürzte erneut. Seine Beine lagen im Wasser. Leise plätscherte es vor sich hin. Quin stand auf und kraxelte die Böschung hoch. Die Bäume knarzten und die Blätter rauschten. Unterholz. Dichtes Unterholz mit einem Mal überall um ihn herum. Er Sprang mit aller Kraft hinein, um hindurch zu stoßen. Seine Kleidung riss überall ein. Er fuchtelte wild mit den Armen, griff nach seinem Messer, aber es war fort. Er hatte es wohl beim Sturz verloren. Mit seinem gesamten Gewicht legte er sich gegen das Buschwerk. Endlich! Er schaffte es hindurch zu kommen. Was er dann vor sich sah raubte ihm den Atem. Ein hölzerner Wall erhob sich vor ihm. Drei Schritt hoch mit Wehrgang stand er dort. Mitten im Wald. Es tropfte warm auf Quins Kopf. Warm? Quin hob den Blick.

„Helmar…“, stammelte er und taumelte zurück.