Geschichten:Fremdes Erbe - Der Schulterschluss

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Dramatis personae:


Gut Dunkelwald (Junkertum Altenbeek), 7. Efferd 1036 BF


„Wie viele?“ Darian war eben erst geweckt worden, doch die Nachricht machte ihn direkt hellwach.

„Von einem Toten, Helmar war sein Name, wissen wir, einer wird weiterhin vermisst, drei sind verletzt, einer von ihnen wird vermutlich nie mehr laufen können.“, antwortete Eberhelm, welcher eben eingetreten war.

„Das ist ja schrecklich!“ Darian sprang auf und schlug die die Eingangsplane seines Zeltes zurück. Er trat einen Schritt nach draußen. Die kalte Luft ließ ihn erzittern, doch nicht halb so sehr wie der Anblick des Waldes, auf welchen er nun seinen Blick richtete.

„Der Wald nahm uns jetzt schon mehr Männer als der Kampf gegen Dunkelwald, Vater.“

„Welcher Kampf?! Wir kommen ja nicht dazu. Verhäng ein Verbot diesen Wald zu betreten.“

„Jawohl. Was ist mit dem Vermissten?“ Darian dachte einen Augenblick nach. „Überlass das mir. Ich lasse mir was einfallen.“

„Einige Männer reden schon davon Dunkelwald um Hilfe zu bitten. Er kennt den Wald.“

„Um Hilfe bitten? Wir sind hier, um seine Treue einzufordern, nicht um ihn auf Knien anzuflehen.“

„Die Männer werden nicht erfreut sein.“

„Wir sind hier, um notfalls Krieg zu führen, nicht um möglichst viel Freude zu erfahren. Natürlich ist dieser Wald besorgniserregend, doch können wir momentan nichts daran ändern.“

„Lass mich gehen. Ich werde ihn finden.“

„Nein. Dich brauche ich hier, falls Dunkelwald sich entschließt anzugreifen. Reden die Gefangenen mittlerweile?“

„Die beiden von der Straße? Nein. Das einzige was sie laut der Wachen letzte Nacht von sich gegeben haben war die Warnung vor dem Wald.“

„Wieso wurde die Warnung nicht weitergegeben?“

„Man nahm sie nicht ernst. Angeblich hat eine der Wachen den Gefangenen daraufhin geschlagen.“

„Bestraft die Wache. Kein Wein und keine Mahlzeit für sie heute und bis zum Traviamond Nachtwache auf Gut Bieninger für sie.“

„Ja, Vater, doch gibt es ein Problem.“

„Welches?“

„Er ist der Vermisste.“

„Sein Name?“

„Fredegar Kefberger, Vater.“ Darian drehte sich mit weit aufgerissenen Augen um. „Sag mir, dass das nicht wahr ist.“

„Würde ich gerne, doch er ist nicht auffindbar und die Männer berichteten, dass es sich eben so abspielte.“

„Wir werden nach ihm suchen müssen… Er ist ein Freund der Familie.“

„So plötzlich der Sinneswandel, Vater?“ Darian schnappte nach Luft, doch bevor er etwas sagen konnte hörte er lautes Rufen aus dem Lager.

„Mein Herr, Dunkelwald hat Eure Gattin freigelassen!“

„Wir sprechen uns später.“, sagte Darian zu Eberhelm und ließ ihn im Zelt stehen. Gemeinsam mit einigen Männer, die ihm folgten verließ er das Lager in Richtung des Gutes, von welchem aus Jette zum Lager kam. Sicher schritt sie auf die sie empfangenden Männer zu.

„Jette, schön dich wieder in Sicherheit zu sehen. Ich hoffe sie haben dich gut behandelt.“ Darian kam auf sie zu und schloss sie in seine Arme.

„Mir geht es gut. Ich wurde nicht schlecht versorgt.“

„Eberhelm hätte dich nicht gehen lassen sollen. Das nächste Mal gebe ich jemand anderem die Aufgabe, statt dir. Ich kann dich nicht noch einmal der Gefahr aussetzen gefangen genommen zu werden.“

„Ich wurde nicht gefangen genommen.“ Darian sah sie fragend an. „Ich ließ mich gefangen nehmen.“

„Aber warum?“

„Wie sonst hätte ich dich davon abhalten sollen Dunkelwald anzugreifen?“ Verblüfft sah Darian sie an. „So konnte ich meinen ursprünglichen Auftrag in Ruhe zu Ende bringen. Dunkelwald erwartet dich. Es wird sich alles aufklären.“

„Das möchte ich hoffen aber wie hast du das geschafft?“

„Ihr Männer seid alle gleich. Ihr seht immer gleich den Irren mit dem roten Tuch, doch manchmal ist es nur ein Sterbender, der die weiße Fahne versucht zu schwenken. Dunkelwald ist in ärgerer Bedrängnis als angenommen. Aber nun geh. Er wartet.“

Darian nahm sie noch einmal in den Arm und schritt auf das offene Tor zu. Hinter ihm schloss es sich wieder. Nach einigen Stunden öffnete es sich und Darian stapfte heraus. In seinem Gesicht war Sorge zu sehen. Eberhelm wunderte sich und kam ihm entgegen.

„Was ist geschehen?“, stellte er die Frage, die sich alle stellten.

„Die Fehde ist beendet. Bock und Biene werden von nun an geschlossen beisammen stehen...müssen.“ Er wandte sich an die Männer. „Packt zusammen. Wir ziehen heim!“

„Was ist mit Fredegar?“, fragte Eberhelm.

„Dunkelwald wird sich um die Suche kümmern.“

„Lass mich ihn begleiten.“

„Tu was du für richtig hältst, doch Ruhm und Ehre wirst du hier nicht ernten.“