Geschichten:Fremdes Erbe - Ungelegene Nachricht

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Dramatis personae:


Gut Bieninger (Junkertum Altenbeek), 6. Efferd 1036 BF

Nach der Aufregung des letzten Abends und der vorhergegangenen Zecherei erwachte Fredegar Kefberger mit stechenden Kopfschmerzen. Sein Mund war trocken und jeder Lichtstrahl schmerzte in seinen Augen. Langsam erhob er sich aus dem Bett in Linnerts Zimmer, welches ihm von Darian für die Nacht zur Verfügung gestellt wurde. Da er nichts zu trinken fand, kleidete er sich langsam an und schlurfte aus dem Raum.

Auf dem Weg nach unten kam er am Arbeitszimmer Darians vorbei, dessen Tür weit offen stand. Er warf einen Blick hinein und fand Fredo Silberhain auf dem Boden sitzend, angelehnt an ein Bücherregel, umgeben von Blättern und Büchern.

„Was treibt ihr so früh am Morgen schon hier?“, fragte Fredegar verschlafen, da es tatsächlich noch früh war.

Fredo, der ihn nicht hatte kommen hören, blickte auf, musterte ihn kurz und vertiefte sich wieder in die Schriftstücke. „Ich muss etwas Wichtiges überprüfen.“

„Und das hat keine Zeit bis nach dem Frühstück?“, hakte Fredegar weiter nach.

„Es hatte nicht einmal Zeit, um mich schlafen zu lassen. Nicht jeder kann sich die Freiheit nehmen, sich hemmungslos zu betrinken wie ihr, doch solltet ihr lieber rasch auf die Beine kommen. Das wäre mein Rat an Euch.“

„Worum geht es denn überhaupt?“

„Lasst es mich prüfen und ihr werdet alles früh genug erfahren.“, gab Fredo genervt zurück.

Nach diesen Worten drehte sich Fredegar weg und folgte dem Duft des frischen Brotes und der gebratenen Eier, die unten auf ihn warteten.


Nach dem Frühstück, waren alle Bieninger zusammengekommen und Darian begann die Aufgaben für den Tag zu verteilen. Erst als die Reihe an Fredegar kam, erinnerte er sich an das, was Darian ihm gestern schon aufgetragen hatte. Er solle die Soldaten in Bereitschaft versetzen und einige der Bauern zusammentrommeln, um eine Reaktion Darians auf die gestrige Nachricht vorzutäuschen, bis Jette mit guter Botschaft zurückkehren würde.

„Ich werde mich gleich auf den Weg machen.“, teilte er Darian mit und erhob sich, um seine Ausrüstung zu sammeln.

Als er zurückkam, um sich bei Darian zu verabschieden, traf er erneut auf Fredo.

„Und? Habt Ihr alles bestätigen können, was Ihr wolltet?“, fragte er ihn.

„Leider ja.“, antwortete Fredo und ging durch die Tür zu Darian.

„Euer Wohlgeboren. Ich fürchte die Nachricht kommt, nun da Eure Gattin bereits aufgebrochen ist, ungemein ungelegen, doch fühle ich mich verpflichtet es Euch dennoch zu sagen.“, begann Fredo, während Fredegar und Darian aufmerksam zuhörten.

„Natürlich. Was es auch ist. Schlimmer als die Nachricht von Irian gestern, kann sie kaum sein.“, gab Darian mit einem leichten Kopfschütteln zurück.

„Nun, genau das ist es ja. Ich fürchte eben doch.“ Ungläubig schauten sich Fredegar und Darian an.

„Was ist los Fredo?“, fragte Darian.

„Ich habe den gestrigen Abend und die ganze Nacht damit verbracht, die Abgaben der letzten fünfzehn Jahre zu prüfen und habe eine unangenehme Entdeckung gemacht. Es war mir zunächst nicht aufgefallen, da es vertuscht wurde, doch als die Ausgaben für den Posten stiegen wurde ich aufmerksam und fand heraus, dass diese Ausgaben scheinbar direkt mit den für das Junkertum bestimmten Abgaben getätigt wurden. Das heißt im Klartext, dass…“

„Dass „Der Waldschrat“ mein Geld ausgegeben hat.“, vollendete Darian mit zorniger werdender Stimme. „Um was für einen Posten handelt es sich dabei?“

„Forstarbeit.“

„Und wie lange geht das nun schon so?“

„Er hat seit knapp zwanzig Jahren auffällig viel dafür ausgegeben, doch erst seit knapp zehn Jahren, zahlt er dies scheinbar aus den für das Junkertum bestimmten Abgaben, während die Ausgaben für sein Militär ebenfalls anstiegen.“

„Wie konnte das dem Rothental oder Euch nicht vorher auffallen?“

„Ich hatte keinen Einblick in die Finanzpolitik Eures Vorgängers.“

„Um welchen Betrag handelt es sich bei alledem denn?“

„Einige Hundert Dukaten.“

„Einige Hundert Dukaten..?“ Darian versuchte ruhig zu bleiben, doch man sah ihm an, dass die Wut in ihm hochkochte. „Wie soll ich mein Land regieren, wenn ich von denen betrogen werde, die mir die Treue schwören sollten?“

„Genau genommen wart nicht Ihr es, Euer Wohlgeboren, der betrogen wurde.“

Darian beachtete den Einwurf gar nicht. „Und wie kann er sich nur diese Dreistigkeit erlauben und alles unter „Forstarbeit“ führen?!“

Fredegar trat zu Fredo vor, um einen Blick auf die Listen zu werfen, während Darian wütend im Raum auf und ab ging. „Darian du weißt was das bedeutet.“, begann Fredegar, der endlich auch den Mund aufbekam, „Er hat seine letzte Chance verspielt. Gib ihm Weitere und er interpretiert es als Schwäche.“

„Warum bist du überhaupt noch hier Fredegar? Hast du nicht etwas zu tun? Keine weiteren Chancen…Schluss mit dieser Weiberscheiße. Wir werden mit ihm reden und wenn das nicht hilft, geben wir ihm Stahl zu unserem Gold hinzu.“

Mit einem Mal von allen Leiden befreit nickte Fredegar kurz, drehte sich um und verließ mit einem Schmunzeln den Raum. „Ich bin schon auf dem Weg.“