Geschichten:Fuchs und Mantikor - Von Echsen, Raben und Löwen III

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Markgrafschaft Perricum, Baronie Brendiltal, Dorf Feshaven (Fez'hava), Später Efferd 1034, Zeitgleich zu Fuchs und Mantikor - Unerwarteter Besuch I

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Lyn sog die frische Luft gierig in ihre Lungen auf und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. ‚Das kann ich durchaus verstehen…‘ dachte sie ehe sie antwortete „Sie ist in der Tat ein wenig verwirrend, aber wir alle gehen mit dem Verlust eines geliebten Menschen anders um.“ Noch immer konnte sie sich Da‘lyah nicht al Ehefrau Al’Ariks vorstellen, auch wenn ihr durchaus bewusst war, dass Ehen auch aus politischen oder taktischen Gründen geschlossen wurden. Und so fragte sie nach „Wie war sie vor dem Tod ihrer Tochter?“ Auch wenn sie mittlerweile ein wenig mehr Erfahrung im Umgang mit Diplomatie und Taktgefühl hatte, kam ihr nicht im Geringsten der Gedanke dass diese Frage vielleicht ein wenig zu direkt war.

Rashid war zwar überrascht von der Direktheit fand die Frage aber durchaus berechtigt. „Mh, diä Mystik iszt in unsärr Fam’yliä tief vär’wurszelt und Da’lyah war schon immär ainä sähr frommä Frau, doch war siä dabai nicht so, wiä saggt man, … äntrückt. Siä war mähr im Diässaits värhaftät. Said däm Tod des altän Härren und ihrär Tochtär versucht siä den Grund dafür in Gebäten und Ritualän szu findän und bätet für ain gutäs neuäs Läben, där baiden. Där Herr sieht das nicht gärn, läszt siä abär gewähren und hält sich und szainä Söhne färn von ihr. Die baiden verstandän sich abär ohnehin nie rychtig.“

Lyn nickte, gerade das letztgesagte hatte sie sich ja eh schon gedacht. „Mögen die Götter ihnen und auch ihr gnädig sein.“ entgegnete sie ruhig und atmete erneut tief ein.

Eine Zeit lang herrschte Schweigen zwischen ihnen, das brach als sie das Burgtor durchschritten und sich die wundervolle Sicht auf die nächtliche Bucht von Feshaven auftat und Rashid ansetzte: Un bai eich? Wasz könnt ihr mir waiteräs bärichten?"

Sie genoss für einen Moment den Ausblick und erwiderte dann „Mein Gemahl und ich werden demnächst nach Albernia reisen um einmal wieder meine Heimat zu besuchen. Und danach werde ich damit beginnen, mich in mein neues Amt einzuarbeiten. "Al'Bernia. Eire Haimath. Das iszt schen. Wasz iszt där Anlasz?", dann geriet er kurz ins Stocken, "Und...eirer neies Amt?"

„Es gibt keinen bestimmten Anlass….“ Entgegnete sie mit fester Stimme während sie in Gedanken ‚Außer mein Heimweh’ hinzufügte. „Es sind jetzt fast zwei Götterläufe die ich hier in Perricum bin und es ist mal wieder an der Zeit, meine Familie zu besuchen. Und das neue Amt… Simold hat beschlossen, dass ich fürs erste als Vögtin die Geschäfte Haselhains übernehmen soll, bis er wieder mehr Zeit dafür findet oder sein Neffe alt genug ist dies zu übernehmen.“ Die letzten Worte waren eher im Plauderton gesprochen und auch wenn sie sich der Ehre dieser Aufgabe durchaus bewusst war, war es nicht ihre Art damit zu prahlen.

Rashid war ehrlich erstaunt, der Baron von Haselhain, der politische Führer der Nebachoten Simold von Pfiffenstock hatte die Baroness zur Vögtin der Nachbarbaronie gemacht. Er hatte gewusst, dass diese Frau nicht zu unterschätzen war und er traute er ihr das Amt zu, auch wenn sie dafür noch etwas an ihrem Temperament üben musste. So war Simold zwar auch ein Nebachote, wusste aber immer wann es richtig war sein Temperament zu zügeln. "Dasz iszt ainä großä Ähre, Mar'olum, der Al’Ben’a’Hatim ernännt nicht ainfach irgändwen."

Lyn blickte Rashid mit festem Blick an und entgegnete „Dessen bin ich mir durchaus bewusst. Und ihr habt Recht. So wie ich Simold kennengelernt habe ist er kein Mann von leichtfertigen Entscheidungen und umso mehr weiß ich es zu würdigen, dass er meine Erfahrungen zu schätzen weiß.“ In ihrem Blick lag eine gewisse Härte, wusste sie doch dass es genug Nebachoten gab, die mit der Wahl Simolds unzufrieden sein würden.

Rashid glaubte daran, dass Lyn diese Aufgabe bewältigen würde, aber dass ihr auch eine schwere Zeit bevor stand. Denn so wusste er, dass viele nebachotische Sippen die zunehmende „Raulisierung“ der nebachotischen Lande und Ämter mit Argwohn betrachteten. Die Nachfolger des nebachotischen Heerführers und Barons von Brendiltal würden zur Hälfte raulschen Blutes sein. Auch dem Nachfolger des Haselhainer Barons würde dies so sein und jetzt hatteder politische Führer auch noch eine Raulsche zur Vögtin gemacht. Dies gefiel einigen nicht, unter anderem Rashids Herren Al’Arik. Was viele aber verkannten war der Einfluß den die Nebachoten dadurch innerhalb von Perricum bekamen. Die Brendiltaler und Pfiffenstocks waren durch diese Politik innerhalb der Markgrafschaft gestärkt hervor gegangen. Doch war dies ein schmaler grad, so wusste Rashid, einige der nebachotischen Führer warteten nur auf Fehler. Er schaute zu Lyn und schwieg. Sie würde sich beweisen müssen, eine Zeit des Umbruchs stand Perricum bevor und sie beide würden daran teilhaben. Rashid nahm sich zusammen und sprach aus was er dachte, er wollte der Baroness helfen: „Abär ihr müszt Acht gäben, maine Mar’olum, esz gibbt Kräftä innär’halb där Nebachosya diä diä szunähmendä „Rauly’szierungh“ där Stämme und Stammlandä nicht guth haiszen und nur auf Fählär wartän. Ich wärdä eich gern hälfen wänn ihr mainen Rath dieszbeszüglich braucht, laszt mir dann ainä Nach’richt szukommän und ich wärde sähen wasz ob ich eich hilfraiche Informazionän liefärn kann.“

Lyn nickte, sie wusste dass ihre Aufgabe nicht leicht werden würde und war dankbar für solch loyale Hilfe. Dann erreichten sie die Bucht. Das Meer spielgelten das Licht der Sterne und am anderen Ende des Hafens brannte ein kleines Feuer.