Geschichten:Fuchs und Stier - Der Stier verläßt die Stadt

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Dramatis personae:


Schloß Tikaris, Wasserburg, 11. Rahja 1034 BF

„Eine Einladung?“, fragte Zordian verblüfft.

„So ist es, Euer Hochgeboren“, antwortete Perainian und hielt den Brief in Händen, den er soeben vorgelesen hatte, während der Baron auf der Terrasse auf einer Liege lag.

„Na, dann antwortet ihr, Huflinger“, sagte der Baron. „Und stört uns heute nicht wieder.“

Perainian machte aber keinerlei Anstalten zu gehen. „Ähm …?“

„Was wollt Ihr noch, Huflinger?“, fragte Zordian genervt.

„Soll ich der Einladung zusagen?“

„Nein, Huflinger. Wir wollen solch eine lange Reise nicht antreten. Und ihre Feier wird Uns nur langweilen.“

„Verzeiht, aber ich denke, Ihr solltet solch eine Einladung nicht ausschlagen“, meinte Perainian. „Ihr könntet Euch damit Freunde in der Grafschaft machen. Und – verzeiht mir, wenn ich das sage – Ihr könntet durchaus Freunde gebrauchen.“

Der Baron schien ihn nicht zu beachten. Er betrachtete mit verträumten Blick die Wolken die am Himmel vorüber zogen. Doch dann fiel dem Haushofmeister etwas ein, daß ihn vielleicht doch noch umstimmen könnte.

„Und es heißt Geshla, besitzt eine Sammlung von Heldengeschichten in ihrer Bibliothek. Ich bin überzeugt, daß sie Euch bestimmt einige Bänder leihen würde.“

Zordian horchte auf. „Heldengeschichten?“

„Und auch Bücher über Magie soll sie besitzen.“

In den Augen des Barons blitzte es auf. „Wir haben uns um entschlossen. Wir nehmen ihre Einladung an“, sagte Zordian.





Kurze Zeit später beaufsichtigte Perainian die Reisevorbereitungen. Brindian, dem Hauptmann der Söldner, die in Diensten des Barons standen, schien es aber nicht zu gefallen. Er blickte die ganze Zeit nur finster drein.

„Irgendwas stimmt hier nicht“, hatte Brindian nur gemurmelt und eine starke Eskorte angeordnet.

Ob es wirklich ein gute Idee war den Baron zu dieser Reise zu überreden? Zumindest fragte sich das Perainian. Ein schlechtes Gewissen hatte er nun doch. Denn was die magischen Bücher und die Heldengeschichten betraf, hatte er nicht ganz die Wahrheit gesagt: Ihm war nicht bekannt, ob die gnitzenkuhler Baronin überhaupt eine Bibliothek besaß. Aber er war davon überzeugt, daß es für den Baron nur das Beste war, einmal aus dem Schloß zu kommen und Kontakt zu anderen Adligen schloß.

Zugegeben, es hatte ihn schon gewundert, daß der Baron eine Einladung von der südlichen Nachbarin bekam. Aber er hatte die Münzen, die ihm der Bote des Briefes gegeben hatte, nur zu gerne angenommen, und ihm versprochen dafür zu sorgen, daß der Baron die Einladung annahm. Offenbar war Geshla wirklich an seiner Anwesenheit gelegen.

Perainian kratzte sich am Kopf. Er hoffte, daß das alles zu keinen Schwierigkeiten führte. Vielleicht sollte er heute Abend sicherheitshalber im Tempel beichten gehen.