Geschichten:Gähnende Leere - Der Wahnsinn geht um
25. Rondra 1043, Baronie Höllenwall
Anshold von Salzmarken rieb sich den Armstumpf. Er schäumte vor Wut, aber er musste sich zügeln. Vor einigen Tagen war diese aufgeblasene Dumpfbacke Lucian Malagant in Unkenbrück aufgetaucht und hatte die Unterwerfung des Dorfes von ihm gefordert. Mit welchem Recht er solche Forderungen stellte konnte er freilich nicht überzeugend beantworten. Da er im Gefolge etlicher Höllenwaller Hasardeure unterwegs war konnte man getrost vermuten, dass es ihm und seinen Söldnern vor allem um Beute ging. Drum hatten Anshold etliche Unkenbrücker angefleht sie vor diesem Schurken zu schützen. Sie hatten sich tapfer gewehrt aber es hatte nichts geholfen. Die Söldner wären ihnen gleich an Zahl, aber an Kampfgeschick überlegen gewesen.
Manch ein Eychfelder Landwehrmann und Unkenbrücker Bauer hatte den Kampf mit dem Leben bezahlt.
Nun, zwei Tage später, standen allerdings immer noch anderthalb dutzend Überlebende vor Anshold und ihnen war der Hass ins Gesicht geschrieben. Sie wollten Rache nehmen und Lucian zur Rechenschaft bringen. Anshold musste sich fast wundern. Seine Landwehrleute waren ihm anfangs eher wiederwillig gefolgt, aber nun wollten sie das Blut ihrer Feinde vergießen. Ans heimgehen dachte derzeit niemand.
So hörten sie aufmerksam zu als er ihnen seinen Plan erläuterte und nahmen ihre Stellungen ein.
Wenig später rumpelte ein schwer beladener Karren einen kleinen Pfad hinab. Der Kutscher wurde von drei Söldnern begleitet die bester Stimmung waren und eine Flasche Branntwein kreisen ließen.
Der größte unter den dreien nahm gerade einen tiefen Schluck aus dem Gefäß als ihm mit einem Mal ein Pfeil ins Bein fuhr. Trotz des Schmerzes warf er die Flasche fort und zog sein Schwert, doch es sollte ihm wenig helfen, denn ein Armbrustbolzen traf ihn in die Brust und schickte ihn zu Boden. Ein weiterer der Söldner wurde ebenfalls von einigen Geschossen getroffen. Der kleinste von ihnen hatte sich derweil geistesgegenwärtig geduckt und war so dem gleichen Schicksal entgangen, doch stürmte nun ein Dutzend Angreifer heran unter ihnen war auch der verfluchte einarmige Koscher.
Am nächsten Morgen
Lucian wurde vor Zorn ganz bleich, als er seine Leute von einem Baum am Dorfrand von Unkenbrück baumeln sah. Es war offensichtlich, dass sie bereits tot gewesen waren, als sie dorthin gebracht worden waren, aber jemand wollte ihm ein Zeichen geben. Seine gerechte Herrschaft stand vor einer erneuten Probe. Erst hatte sich der Usurpator Anshold ihm in den Weg gestellt und nun waren es Wegelagerer. Es würde Lucian nicht wundern, wenn der verfluchte Koscher auch hinter dieser Untat steckte. Er sollte gefälligst daheim sitzen bleiben und Bier trinken, wie es sich für einen Koscher gehörte. Aber er würde seine Untaten schon noch bereuen. Lucian rief seine Leute zusammen. Es ging zur Jagd.
Es wurde bereits dämmrig, als die Bluthunde endlich ihren Wert bewiesen und vier der schurkischen Wegelagerer aus dem Unterholz trieben. Zwei der Gefassten waren Unkenbrücker Bauern, die anderen beiden Schergen des einarmigen Koschers. In der hereinbrechenden Dunkelheit trieb er sie nach Unkenbrück zurück. Dort ließ er sie unter dem Johlen seiner Leute aufknüpfen. Die Dörfler, die er aus ihren Betten hatte treiben lassen beobachteten die zuckenden Gestalten am Galgenstrick mit versteinerten Gesichtern. Im Fackelschein schienen die Gesichter der sterbenden sich zu niederhöllischen Fratzen zu verzerren.