Geschichten:GG&P-Con 2024 Das Geschenk des Einhorns - Das Pamphlet

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Burg Reinherz, Gräflich Eslamsgrund, Anfang des Götterlaufs 1046 BF

Burg Reinherz besaß einige beeindruckende Zimmer. Ob dabei der Ausblick, die Einrichtung selbst oder ein Zusammenspiel von beidem den Augen des Betrachters schmeichelte, war gleich. In einem dieser Räume befand sich Felian von Perainsgarten und wartete darauf, zum Grafen vorgelassen zu werden. Die Einrichtung strahlte Glanz aus, ein Tischchen aus exotischem Holz stand vor einem der beiden hohen Fenstern, deren Glas aus bunten Scheiben bestanden und Heilige der Praios-Kirche zeigten. Vier hochlehnige Stühle mit samtbezogenen Polsterungen und fein geschnitzten Blumenornamentik standen drum herum und wirken viel zu zierlich, als dass sich jemand auf sie setzen könnte.

Die Wände waren mit Wandteppichen behangen, die Szenen aus dem Leben der Bauern zeigten und über allen war die Praiosscheibe samt Lichtstrahlen prominent in Szene gerückt. Ein Kabinett, bestehend aus dem selben Holz wie das Tischchen, stand an der Wand und hinter dünnen Glasscheibchen konnte man Pokale aus Kristallglas, Tassen aus unauer Porzellan und sogar eine Teekanne aus khunchomer Fertigung erblicken.

Felian der nicht wusste was er von all dem halten sollte, wartete eine ganze Weile, ehe die Tür aufging und eine einäugige Frau in Platte sowie feuerrotem, kurzgeschorenen Haar hereintrat. Sie verbeugte sich der Etikette entsprechend vor dem Landvogt. “Euer Hochgeboren! Seine Hochwohlgeboren empfängt Euch nun, wenn Ihr mir bitte folgen würdet?”. Die Hausritterin wartete keine Reaktion ab, sondern drehte sich um und schritt aus dem Zimmer heraus.

Sie mussten nicht lang laufen ehe die Karseitz vor einer Tür mit Löwenornamentik stehen blieb, kurz ihre Kleidung richtete, klopfte und nach einem gedämpften “herein!”, der Aufforderung nachkam.

Gerwulf von Gareth blickte kurz auf, als seine Hausritterin den Landvogt hereinführte und sich verabschiedete. Er deutete mit der Armprothese aus wandlether Produktion auf einen der leeren Sesselstühle vor seinem Tisch. Für einige Augenblicke ging er schweigend die Korrespondenz durch, nickte dann zufrieden und legte die Papiere weg. “Felian, schön Euch zu sehen. Ich hoffe, Ihr konntet Euch gut einleben und habt zumindest etwas von der Grafschaft mitbekommen?”.

“Durchaus, euer Hochwohlgeboren”, antwortete der Angesprochene. “In, äh, Monvaldorn heisst es ja jetzt, gibt es soweit gesehen gute Fortschritte und auch in Dornensee scheint alles mit dem Rechten zuzugehen, auch wenn der Kronvogt uns nicht empfangen konnte oder wollte. Da er allerdings ein königlicher Beamter ist, wollte ich nicht mit der Tür ins Haus fallen und die Entscheidung euch und Eurem Sohn überlassen. Ihr findet alles in den schriftlichen Berichten.”

Gerwulf nickte zufrieden. “Wunderbar, dann habt Ihr Eure Zeit genutzt”, er lehnte sich zufrieden und schloss seinen Landvogt in den Blick. Dann wurde seine Miene ernster und er reichte Felian eines der Schreiben, das er kurz zuvor durchgelesen hatte. “In diesem Schreiben werdet Ihr lesen, dass eine bestimmte Person ihr Unwesen in unserer Grafschaft treibt”. Er stockte und fügte dann an, “oder besser: wieder treibt”.

Felian nickte und überflog das Blatt kurz. “Ich erinnere mich. War das nicht 1036, als diese Aufstände hierzulande zum Verbot der Nandus-Kirche führten? Ich war selbst damals in St. Ancilla mit dabei in der aufgeheizten Stimmung. Mein Versuch der Stimmenthaltung hat mir sogar eine Duellforderung eingebracht.”

Entschuldigend blickte Felian seinen Grafen an und zuckte die Schultern: “Ich war frisch belehnt und überfordert. Manchmal lernt man auf die harte Art…” Eine Sekunde ging der Blick des Landvogts in die Ferne und schwelgte in Erinnerungen, dann wurde er hart und er deutete auf das Blatt Papier in seiner Hand. “Dieser Schurke ist also wieder aus dem Loch gekrochen, in das er seinerzeit geflohen ist. Das letzte Mal war er ja vor allem in der Reichsstadt aktiv. Konnte bereits festgestellt werden, wo und wann diesmal Flugblätter aufgetaucht sind?”

Gerwulf nickte knapp und blickte mürrisch zu seinem Landvogt. “Tatsächlich sind diese Schmierschriften in der gesamten Grafschaft aufgetaucht. Allerdings konnten innerhalb des gräflichen Eigenlehns die meisten Abschriften aufgegriffen werden”. Er lehnte sich zurück und blickte Felian entgegen, “ich würde mich in der Reichsstadt umsehen. Dort ist einer der Nandus-Tempel des Königreichs und die dortigen Geweihten sind meinem Einfluss entzogen…”. Er räusperte sich, “wir müssen die Verbreitung dieser ketzerischen Schriften unterbinden, ich vertraue da auf Euch und euer Können”.


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Texte der Hauptreihe:
Sommer am Anfang 1046 BF
Das Pamphlet


Kapitel 1

Einhornsichtung in Eslamsgrund