Geschichten:GG&P-Con 2024 Das Turnier - Der tanzende Roland

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Turnierfeld, Schloss Auenwacht

Nach der ersten Finalrunde, am Morgen danach

„Euer Hochgeboren“ mit einem freundlichen Lächeln gesellte sich ein Bär von einem Mann neben Korhilda von Sturmfels. „Rondra zum Gruße, Glaubert. Glückwunsch zum Sieg. Wulfhelm hatte aber auch Pech, Dich in der ersten Runde zugeteilt zu bekommen.“

Glaubert von Eschenrod lehnte seine Arme auf den Zaun und schaute Korhildas Knappen bei ihren Übungen zu. „Danke Dir, auch meine Glückwünsche an Dich, du warst ein wenig unkonzentriert gegen den Darpaten.“

„Du weißt doch in den ersten Runden eines Turniers muss ich immer erst ankommen. Da war schon immer so.“

Neben ihnen staubte es vom Trainingsplatz der Knappen, wo die trockene Erde durch die Hufe der Pferde zu ihnen hinüber geweht wurde. Korhilda von Sturmfels und Glaubert von Eschenrod, dessen Blick wehmütig über das Feld schweifte, schauten den jungen Wilden bei ihren Übungen zu.

"Siehst du, wie Celissa den Roland trifft? Fast so geschickt wie Du in Deinen besten Jahren," bemerkte Korhilda scherzhaft mit einem schelmischen Funkeln in den Augen.

Glaubert lachte leise. "Zu meinen besten Jahren, fehlt noch etwas, aber sie hat Talent. Oh Haugmine... sie muss noch lernen, mit den Drehungen des Rolands zu tanzen, statt gegen ihn zu kämpfen."

Beide beobachteten, wie Haugmine nach einem kräftigen Stoß vom Pferd geworfen wurde. Doch ihr Sturz war nicht von Schmerz, sondern von Lachen begleitet. Sie rappelte sich auf, klopfte den Staub von ihrer Kleidung und bestieg erneut ihr Pferd.

„Du hast noch nicht wieder, oder?“ Korhilda sah, wie sich Trübsal in die Augen Glauberts einschlich. „Nein, einen Knappen zu verlieren ist hart, dennoch langsam denke ich wieder darüber nach einen auszubilden.“

In ihre beiden Augenwinkel ritt ein Junge in die Arena, dessen Anmut und Geschick auf dem Pferd sofort Glauberts Blicke auf sich zogen. Während der Kaisermärker Ritter erfreut wirkte, verfinsterte sich die Mine der Sturmfelserin.

Mit einer Leichtigkeit, die man sonst von nebachotischen Reitern kennt, ließ der Knabe den Roland tanzen, ohne selbst auch nur einen Strohhalm abzubekommen. Mit anmutiger Präzision meisterte er das Rolandreiten diverse Male.

"Auch Dein Knappe, wer ist dieser Knabe?" fragte Glaubert, seine Augen weit aufgerissen vor Staunen.

"Das ist Trisdhan, mein Enkel. Er ist noch ein Page und wird erst in Kürze Knappe, daher hat er hier auch noch nichts zu suchen.“ Korhilda wandte sich ab und raunzte den Jungen scharf an. „Trisdhan, ab in die Ställe, hier trainieren die Knappen. Das wird ein Nachspiel haben.“

Die Sturmfelserin wandte sich wieder Glaubert zu. „Entschuldigt, er ist noch ungestüm und vergisst manchmal, wo sein Platz ist. Talentiert ist er gewiss – sehr sogar, es scheint, als setze sich das Erbe seines Großvaters Brander von Bärenau und meines bei ihm durch.“ erwiderte Korhilda aus einer Mischung von Ärger und Stolz.

"Sei nicht zu streng zu dem Jungen. Er sollte mein Knappe werden," sagte Glaubert schnell, "ich könnte aus ihm einen der besten Ritter formen. Er hat Potenzial."

Korhilda lächelte milde. "Glaubert, mit unseren – doch teilweise unterschiedlichen Ansichten – wäre es nicht passend. Das weißt Du auch. Zudem ist er bereits für meinem Bundesbruder Nimmgalf von Hirschfurten bestimmt, dem Besten unter uns."

Glaubert wusste, dass Korhilda ihn damit freundlich ärgern wollte und quittierte lächelnd. „Das werden wir zum Ende des Turniers sehen. Wenn meine Lanze ihn vom Pferd bugsiert hat.“

Korhilda rollte leicht mit den Augen. Wenn es bei Männern um Zweikämpfe ging, wurden sie alle zu arroganten Pfauen. „Nimmgalf ist ganz gut in Form, Du aber auch. Es würde auf jeden Fall ein spannendes Duell. Hast Du die kleine Stolzenfurt gesehen?“

Brindia, oh ja. Überdreht, tollkühn – so ganz weiß ich es noch nicht in Worte zu fassen.“ Glaubert dachte an die selbstmörderische Ader, die sie auf dem Turnierplatz beim Ritt gegen Alrik Verdomar von Sturmfels an den Tag legte.

„Auf jeden Fall das Talent ihres Vaters mit einem sehr gewissen etwas von Wahnsinn.“ Entgegnete die Wasserburger Baronin. „Eine der jungen Wilden, die beginnen uns Erfahrene herauszufordern.“

"Die Zeit für einen Generationenwechsel ist noch nicht gekommen, soweit sind die Frischlinge noch nicht, kaum einer hat es in die Finalrunde geschafft. Dazu haben Golgaris Schwingen in den Umtrieben der Fehde einige der jungen talentierten Ritter übers Nirgendmeer getragen. Ich denke da an Bran von Sturmfels oder Elissa Rondara vom Berg. Oder andere Talente haben sich abgewandt vom Tjosten. Deine Leonora zum Beispiel. Fulminant als Knappin, ich erinnere nur an den Ritt beim Koscher Fürstenturnier, und jetzt…“ Der Kaisermärker schüttelte den Kopf, während Korhilda seufzend fortsetzte. „Jetzt sitzt sie in einer Reichskanzlei und kämpft mit Bergen von Papier. Sie hat sich damit abgefunden. Mein Herz umhüllt das mit Wehmut, sie hatte alles, um in meine Fußstapfen zu treten.“

Ihre beiden Blicke schwenkten zu den Stallungen. „Du hast jetzt Deinen Enkel, aus dem kann ein Großer werden. Und einen guten Schwertvater hast Du ihm auch ausgesucht, also nicht den Besten, aber einen guten.“ Schmunzelte Glaubert.

„So lange trotzen wir Satinavs Hörnern.“ frotzelte die Sturmfelserin.

„Mach Dich nicht älter, als Du bist. Wir sind noch in den Vierzigern. Wenn Dein Spross die Lanze in der Bahn erhebt, dann denken wir über Ruhestand nach.“

Korhilda forderte ihre Knappen auf abzusatteln, um mit Glaubert zum Reizen der nächsten Runde zu gehen.