Geschichten:GG&P-Con 2024 Das Turnier - Eine Frage der Ehre
Nach der Dritten Turnierrunde betrat ein sichtlich aufgebrachter Rondradan von Pfortenstein das Turnierzelt seines Bundesbruders Nimmgalf, der gerade vom Heiler zurückgekehrt war.
"Ich muss mit dir reden, Nimmgalf!" platze er herein.
Nimmgalf bemerkte sofort, dass das kein freundschaftlicher Besuch war.
"Was gibt es?"
"Ist es wahr, was man sich erzählt? Hast du das Lager mit meiner Frau geteilt?"
Für einen Moment sah Nimmgalf ihn ruhig aber sehr ernst an. Das war eine schwere Anschuldigung.
"Wer behauptet so etwas?"
"Diese Pulethanerin nach ihrem Sieg über Erlan! Man konnte sie zwar kaum verstehen, aber sie sagte was von traviaungefälligem Gebaren, und dass ich meine Ehre nur wiedererlangen könne, wenn ich zu ihrem Bund wechselte."
Nimmgalf zog verächtlich die Luft ein.
"Und nannte sie explizit meinen Namen?"
"Nein, aber wen sollte sie wohl sonst gemeint haben? Erlan ist zu alt, Waldreich ist gar nicht anwesend und Wolfaran ...", er stockte.
Nimmgalf bemerkte seine Unsicherheit.
"Du weist, dass Melina und ich schon sehr lange befreundet sind, nicht wahr? Das ist allgemein bekannt. Wie leicht wäre es also derartige Gerüchte zu verbreiten, für jemanden der wirklich Zwietracht säen will?"
Nimmgalf ließ ihm einen Moment Zeit zum überlegen.
"Denn nichts anderes ist ihr Ziel! Wenn diese Frau tatsächlich so viel Wert auf die Einhaltung der travianischen Tugenden legt, und mir einen Ehebruch unterstellt, warum hat sie dann den alten Erlan gefordert und nicht mich?"
Rondradan sah ihn fragend an.
"Weil es ihr eben nicht um Ehre geht, sondern nur um den schnellen Erfolg. Sie wusste genau, dass sie sich an mir die Zähne ausbeissen würde, so wie die Schlunderin. Also wählte sie den vermeintlich leichten Weg und wählte unseren ältesten Bundesbruder. Doch das wird sie noch bereuen, in der nächsten Runde werden Korhilda oder ich sie rauswerfen."
"Das war wirklich nicht besonders ehrenvoll."
"Natürlich nicht! Wir reden hier schließlich über Pulethaner. Die sich nicht scheuen wehrlose hungernde Bauern niederzureiten, die Räuber, Mörder und Dämonenknechte in ihren Reihen dulden. Hat sich irgendeiner von ihnen mal öffentlich von den Verbrechen des Helburgers distanziert?"
Er sah Rondrian fragend an. Der zuckte nur mit den Schultern.
"Nein! Weil es ihnen entweder egal ist, oder weil sie alle ebenso verkommen sind wie dieser Bastard! Dass so eine es überhaupt wagt, die Namen der Götter im Munde zu führen, ist schon beleidigend genug. Die Pulethaner sind der Stachel im Fleisch Garetiens, den es auszureißen gilt, bevor die Wunde anföngt zu eitern, Rondradan!"
Er hatte sich etwas in Rage geredet, aber seine Worte verfehlten ihre Wirkung nicht.
"Du hast recht, Nimmgalf. Es war töricht, ihren Worten Glauben zu schenken. Ich hoffe, du siehst es mir nach, mein Freund."
"Schon vergessen!" Er legte ihm eine Hand auf die Schulter.
"Aber vergiss du bitte nie: wir sind die Guten, Rondradan. Und das wird immer so bleiben."
Dieser nickte und verabschiedete sich von seinem Bundesbruder. Dann verließ er das Zelt wieder.
Nimmgalf setzte sich und nahm einen guten Schluck Wein. Anders als die meisten seines Hauses hasste diesen Intrigenkram, aber bisweilen kam selbst er nicht daran vorbei. Hoffentlich war das Thema damit nun vom Tisch.
Jedenfalls war ihm das Warnung genug, ab sofort müssten sie deutlich vorsichtiger sein. Melina würde dafür sicher Verständnis haben.
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