Geschichten:Gefährliche Wahrheiten - Teil 3
Schreibstube des Garether und Märkischen Herolds, Alt-Gareth
„Und das soll ich Euch glauben, guter Mann?“
Helidon Farnhem, Schreiber des Herolds lehnte sich auf seinem harten Stuhl zurück und musterte den einfachen Mann vor ihm. Er war groß und schlank, sein Auftreten war nicht gebeugt. Dennoch war erbärmlich gekleidet und roch nicht sonderlich angenehm.
Der Mann kratzte sich am Ohr und zog die Nase laut hörbar hoch. „Ich sag’s Euch doch, hoher Herr. Ich hab letztens noch mit Wulfen gesprochen und der meinte, er wolle sich verstecken und kein Wörtchen mehr darüber reden.“ Kichernd räusperte sich der Besucher. „Naja und so wahr ich Arve Steinbrecher bin, da dacht’ ich mir, vielleicht gibt’s ein paar Herrschaften die das genauer wissen wollen.“
Betreten zu Boden schauend machte der Sprecher eine kurze Pause. „Und außerdem dacht’ ich, dass es vielleicht ein oder zwei Stücke gutes Silber gibt, wenn das eine schöne Geschichte wert ist.“
Farnhelm seufzte. „Euer Freund Wulfen, also...“
„Er ist nicht mein Freund! Er ist bloß ein wandernder Schuster. Das will ich wohl meinen“
Helidon zog eine Augenbraue nach oben, ignorierte aber die unhöfliche Unterbrechung. „Wulfen, der umherziehende Schuster also.“ Der Schreiber machte eine Pause, um zu sehen, ob sein Gegenüber wieder etwas beisteuern wollte; doch es geschah nichts.
„Gut, dieser Schuster sagte also, dass er bei dem Überfall auf die Adelsgesellschaft in Greifenhorst dabei war? Dann ist er ja ein rechter Schurke und gehört in den Kerker!“
„Nein, nein, hoher Herr! Er sagte, er wäre dabei gewesen, als man die Mörder gedungen hat. Er hat sich seitdem versteckt. Ansonsten ist er ein ehrlicher Mann.“
Helidon war noch nicht überzeugt: „Warum sollte ich das glauben? Es wäre natürlich äußerst interessant zu erfahren, wer hinter dieser schlimmen Tat steckt. Aber auf das Gewäsch eines reisenden Schusters gebe ich nicht viel.“
Arve ließ den Kopf hängen. „Das heißt wohl, ich bekomme keine Silberlinge, nicht wahr? Na gut. Schade.“
Er drehte sich ab und wollte gerade gehen, als er noch einmal inne hielt. „Zu wem könnte ich denn noch gehen? Gibt es noch mehr Schreiberlinge in der Gegend?“
Unter dem Tisch ballte Helidon die Hand zur Faust. Wenn er doch nicht bloß ein Schwätzer war, würde dem Herold eine der größten Geschichten der letzten Monde durch die Lappen gehen. Und wenn es dummes Zeug war? Wer würde schon davon erfahren?“
„Also gut. Ich komme mit und werde mit diesem Wulfen mal ein paar Takte reden. Dann sehen wir ja, ob an dieser Sache etwas dran ist. Und wehe es ist nur ein dummer Scherz!“
Arves Laune besserte sich augenblicklich. „Nein, Herr! Ihr werdet schon sehen. Kommt! Folgt mir.“ Der Schreiber packte seine Sachen, ließ sich noch schnell ein Proviantpaket richten und ging in die Stallungen zu seinem Pferd.
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