Geschichten:Geschichten:Eine Grafschaft zu ordnen - Ein Vogt für Perainsgarten

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Gareth, 18. Peraine 1045 BF

Es dämmerte bereits, als der Ritter vor einer schlichten Kneipe stehen blieb, kurz das Tavernenschild musterte und dann entschlossen eintrat. Verwunderte und misstrauische Blicke der paar noch anwesenden Stammgäste folgten dem Neuankömmling, der ohne jemanden eines Blicks zu würdigen zur Theke stapfte. Angesichts des Schwertes an dessen Seite legte sich manche Hand an Dolche und Knüppel… Ritter und andere hohe Herren waren hier ungewohnt und brachten in der Regel nur Ärger mit sich.

Auch der Wirt musterte den neuen Gast misstrauisch. Versöhnend hob Felian von Perainsgarten die offenen Hände. "Am Hof hat man mir gesagt, Utharian von Wandleth würde sich hier befinden?"
"Was wollt ihr von ihm?" Der Wirt blieb misstrauisch. Verstohlen schielte er zum Betrunkenen hinüber, der am Ecktisch schnarchend seinen Rausch ausschlief.
"Verhindern, dass er sich zu Tode säuft. Ich will ihn einstellen. Und hoffe, Ihr hoffe, Ihr habt deshalb nichts dagegen, wenn ich ihn jetzt mitnehme?" Felian war weder der schnelle Seitenblick des Wirts noch die feindselige Stimmung der Gäste ihm gegenüber entgangen. Eine Kopfbewegung des Wirts schien seine Zustimmung auszudrücken; ohne weitere Worte wandte sich Felian dem Ecktisch zu, lud sich den Schnarchenden auf die Schulter und machte sich auf den Weg nach draußen. Aus dem Augenwinkel erhaschte er den Wink des Wirts, auf den hin sich die restlichen Gäste entspannten. Unbehelligt gelangte der Junker – nunmehr baldige Landvogt von Eslamsgrund – mit seiner Last nach draußen.
Wenige Sanduhrumdrehungen später passierte Felian die salutierenden Wachen Schloss Sonnentors, nickte ihnen kurz zu und wandte in Richtung der Ställe. Das Bündel auf seiner Schulter gab noch immer keinen Mucks von sich, wenngleich das Schnarchen aufgehört hatte. Ohne zu zögern warf Felian seine Last in den nächsten vollen Tränketrog.

Einige Sekunden lang passierte nichts, dann begann der betrunkene Uthurian prustend, um sich zu schlagen. Mit stoischer Miene ließ Felian ihn gewähren, stieß ihn jedoch immer wieder in den Trog zurück, sobald er Anstalten machte, sich erheben zu wollen. Einige Zeit später zeigte das kalte Wasser Wirkung. Zitternd und klappernd hörte Uthurian auf zu zappeln und blickte Felian mit zugekniffenen Augen an.

Was soll das, Felian?

Dieser grinste wie ein Krokodil. “Gibt nicht viele Wege, jemanden nüchtern zu kriegen bei der Menge Schnaps, die ihr in euch reingeschüttet habt, Uthurian. Ich weiss, wovon ich rede. Und jetzt sperrt die Ohren auf. Ich benötige für Perainsgarten einen Vogt und Kastellan und ich will euch dafür haben.

Was, mi-mi-mich? Wer gibt sich denn schon mit einem Krüppel ab,” protestierte Uthurian.

"Ihr habt in Mendena ein Ohr und einen Fuß verloren, nicht euren Kopf!" Felian ließ sich nicht beirren. "Ihr könnt mit Zahlen umgehen, das habt ihr auf dem Feldzug gezeigt und ihr seid ein guter Mann."

Und was hat es mir gebracht? Ich sitze hier mit einer kleinen Rente, zu wenig zum Leben, zuviel zum Sterben,” hob Uthurian. “Ihr seid Ende 30, nicht älter also als die Kaiserzwillinge. Nehmt euch eine Frau, gründet eine Familie und findet euren Stolz wieder, Mann,” unterbrach Felian brüsk. “bgesehen davon lasse ich euch sowieso nicht eher aus diesem Brunnen, ehe ich nicht eure Zusagen habe…

Uthurian hielt noch eine ganze Weile durch, ehe er Felian dann doch den rechten Arm reichte, gleichsam um den Handel zu besiegeln wie als Aufforderung ihn aus dem Trog zu ziehen. Grinsend zog der Junker von Perainsgarten seinen triefenden neuen Vogt aus der Pferdetränke.