Geschichten:Gesindel - Schwarzes Wasser
28. Firun 1043, BF Gramfeldermoor
Dabatti schlich sich aus ihrer Hütte in Richtung der Silkwiesen und Gramfeldermoor. Sie hatte furchtbar geschlafen. Es war eisig kalt und ihre Begegnung gestern ließ ihr keine Ruhe darum legte sie sich ein paar Felle extra um.
Der Wind pfiff leise durch die Toten Wiesen. Die gefrorenen Halme rasselten leise. Nach einer Weile kam sie zu dem toten Baum der am vorigen Abend so unheimlich im Dunkeln wackelte. Es war nichts zu sehen. Sie rieb sich die Hände und hauchte ihren warmen Atem hinein. Dampf stieg auf. Sie sog die Kälte tief ein und atmete wieder aus. Es war wirklich eisig. Dann sah sie etwas wackeln in einem der zugefrorenen Tümpel etwa ein Dutzend Schritte von ihr in Richtung der Brache. Sie ging etwas in die Hocke und schielt über die Graßhalme. Wieder wackelte etwas. Sie erhob sich ein wenig. "Was bist du?" Sie griff an ihren Gürtel und umklammert mit der linken Hand ihren Dolch. Mit der rechten bog sie die Grashalme leicht zur Seite.
Sie kniff die Augen zusammen, um im Grauen etwas besser sehen zu können.
Eine Hand.
Da schaute eine Hand aus dem Tümpel. Hingehen oder schnell abhauen. Ihre Füße wollten sie schnell in den Loh tragen, aber das Banditenherz in ihr zog sie in Richtung der Hand. Langsam schlich sie voran. Immer geguckt. Die Angst krabbelte ihre Beine hinauf aber die Neugier war stärker. Zwei Schritt noch. Sie blickte in den Tümpel und erschrak. Der Tümpel war glasklar. Das Wasser schwarz. Die Ränder gefroren. Ihr Blick folgte der wackeligen Hand eine Arm hinunter ins Wasser. Die Sicht wurde schlechter. Sie blickte in leere Augenhöhe eines aschfahlen Gesichts mit umherwabernden grauen Haren und erschauderte. Die toten Augenhöhe starrten sie mit nichts an. Der Kiefer der Gestalt schnappte nach ihr. Phex hilf. Praios auch. Praios. Wann hatte sie das letzte mal ein Stoßgebet zum Götterfürsten gesandt. Vielleicht niemals bisher. Ängstlich ging sie am Rand des Tümpels in die Hocke. Neben ihr lag ein Ast. Sie ergriff ihn und tastete damit nach der Hand. Die Finger haschten langsam nach der Spitze. Sie neckte die Hand. Pickte hinein. Haute auf die knöchigen lederigen Finger. Plötzlich packte die Hand zu und zog an dem Ast. Das Gesicht kam etwas näher unter die Oberfläche. Jetzt war die Angst ganz nah. Dabatti ergriff den Dolch und zog ihn aus der Scheide. Sie hockte nach der Hand um sie von dem Ast trennen. Mit einem hieb trennte sie drei Finger von der Hand und die übrigen lockeren ihren Griff. Der Arm und das Gesicht sanken etwas tiefer in den Tümpel. Die drei Finger flogen ins Gras. Einer hoppelte langsam wie ein gestrandet Fisch in Richtung Wasser. Die anderen krümmten sich um die gefrorenen Halme herum. Dabatti stand auf. Fokussiert die Finger, hob ihr Bein und rammte ihren Absatz auf die Finger. Sie knackten und verhakten sich im gefrorenen Boden. Dabatti beugte sich vorn über und betrachtete die zermatschten Finger. Mit der Spitze ihres Dolches stocherte sie in dem Häufchen. Etwas hartes Rundes verfing sich an der Spitze. Ein Ring. Überrascht betrachtete sie das klobige Gebilde das beim Drehen um die Spitze kreiste. Sie wagte nicht ihn anzufassen deshalb nahm sie ein Tuch aus ihrem Gürtel und ließ den Ring hinein gleiten und verstaute es in dem keinen Beutel. Dann ging sie langsam zu dem toten Baum und dann im Richtung Gramloh.
Blasen stiegen in dem Tümpel auf. Es gurgelte. Dann verschwand das Gesicht in den Tiefen des Moores.