Geschichten:Goldene Rose - Depesche aus Rashia'Hal
Gut Eychgras, Königlich Halhof, Praios 1032 BF
"Das Kind schreit" Delana drehte sich vom Fenster weg und sah in den Raum. Sieben Augenpaare sahen zurück. „Ich weiß nicht wes Kind es ist, aber ich nehme an es gehört zur Familie.“
Treumunde blickte vom Sekretär auf, wo sie gerade einen Brief verfasste. „Oh das ist meins, die Amme müsste gleich wieder da sein.“
Delana starrte sie an „Es schreit jetzt. Ich denke es hat Hunger“. „Ich sagte ja die Amme wird gleich…“
Die Junkerin fasste sich an die Schläfe „Treumunde, Du bist ihre Mutter. Es hat Hunger, sei kreativ.“
Ein Kichern kam aus dem aranischen Sessel am Ostfenster. Der halbwüchsige Emmeran genoss das Schauspiel sichtlich. „Schimpf doch nicht so mit Deiner Lieblingsenkelin Großmutter“ „Sogono womft ift fie immer deim Miebpling“ sagte sein jüngerer Bruder Rudeger – leider mit vollem Mund. Mit der letzten Silbe spuckte er eine der angekauten Honigdatteln in die kostbare Kusliker Gardine. „Oh, Mift!“ Schlagartig wurde es ruhig im Zimmer. Sogar die Schreie des Säuglings wurden zu einem Wimmern.
Delana schritt durch die Stille zum Vorhang und blickte zuerst auf die klebrige Dattel und dann auf ihre Enkel. „Emmeran, Rudeger“ sagte sie sehr leise „in Halhof gibt es einen Seifenmacher, der ein Mittel gegen solche Flecken hat. Geht hin. Kauft die Seife. Kommt zurück. Jetzt.“ „Uhm - aber Großmutter - das sind über 10 Meilen! Draußen brennt die Praiossonne!“ Emmeran war entsetzt. Die Großmutter blickte ihn an. „Dann sollten wir verhindern, dass Eure Schuhe dreckig werden. Lasst sie hier.“ Der kleine Rudeger holte trotzig Luft. Sein Bruder, geistesgegenwärtiger, schlug ihm die Hand vor den Mund und zog ihn am Arm aus dem Zimmer.
Delana schaute sich im Zimmer um, genoss die Stille für genau drei Atemzüge, während sie sich setzten wollte. Dann sprang die Tür auf und schlug gegen die eslamidische Anrichte. Ihre drei Großneffen stürmten hinein.
„TanteTanteTanteichwillssagenneinichdubistblödichkannsamBestenichwilleinPony TantedadraußenisteinfremderReiteraufeinemPferdichwillabereinPonyundersagterwillzuEdelhelm dasPferdsiehtauswiedasschwulePferdvonOnkelLahor!!!“
Die Junkerin verbrachte ein Viertel Praiosunser damit, die Wörter nach Stimmen zu sortieren, während sie sechs Kinderaugen erwartungsvoll anstarrten. Dann verstand sie die Nachricht. „Dann geht und sagt es Edelhelm.“ „Das geht nicht, der ist auf dem Hof und prügelt sich mit Rohaja.“ Delana seufzte leise. Adeptus Edelhelm Selindian von Eychgras… prügelt sich mit seiner Schwester.“ „Er hat ihr gesagt, seit dem sie Akolutin ist, scheint ihr die Sonne aus dem…“ „Sei still!“ Delanas Blick war Eis. „Ihr geht zum Adepten und zur Akolutin und sagt ihnen, wenn sie nicht sofort aufhören sich zu prügeln, haben sie heute einen Termin in Halhof. Ich kümmere mich um den Boten.“
Die treue Ehefrau des Junkers von Eychgras schritt durch die Tür. Sie liebte ihre große Familie. Meistens. Aber ihr fehlte ein Jahresurlaub in Kuslik. Hinter ihr stapften die drei Großneffen durch die Tür. Der Kleinste hielt kurz an und bückte sich. „Oh, eine Dattel!“
Als sie auf den Hof, kam sah sie einen Boten auf einem feurigen Nebachoten, der gerade konsterniert einer Magierkutte und einer weißen Tunika nachschaute, die eiligst hinter der Hausecke verschwanden. Dann blickte er zu ihr. „Euer Wohlgeboren, wenn ihr nicht gerade damit beschäftigt seit, Euch zu prügeln, könntet ihr mir vielleicht weiterhelfen. „ Er bemerkte seine Taktlosigkeit schnell genug, sprang gekonnt von Pferderücken, ließ die Hacken zusammenknallen und verbeugte sich wehrheimisch korrekt vor der alten Dame. „Zerberos von Zackenberg-Bennstedt , zu Euren Diensten.“ Dellana nickte würdevoll. „Ich verstand ihr hattet eine Nachricht für meinen Enkel Edelhelm.“
„Gnädigst erlauben – Nein. Nachricht ist für Eberhelm von Eychgras.“
„Welchen Eberhelm ?“
„Junker Eberhelm Praioslob von Eychgras zu Eychgras, Rittmeister a.D. des zweiten kaiserlich-almadanischen Garderegiments der schweren Ragather Reiter, Träger des Jergan Ordens 3. Klasse, Träger des Greifensterns in Bronze, Träger der Eslamsgrunder Ehrenspange…“ Er holte Luft. Das nutzte Delana aus.
„Ah, der Eberhelm. Das ist mein Gatte und mal wieder nicht zugegen. Möchtet ihr mir die Nachricht übergeben?“
„Bedaure außerordentlich, habe Anweisung die Nachricht persönlich zu überbringen.“ In diesem Augenblick ertönt das Schreien eines Säuglings aus der ersten Etage, gefolgt vom Klirren einer Vase. Hinter der Hausecke begann der Kampf zwischen Karma und Magie mit einem „Praiosschnepfe“ von Neuem. Delana erlaubte sich ein Lächeln.
„Nun, wenn ihr diese Anweisung habt, müsst ihr ihm hinterher durch Garetien reisen und ihn suchen oder einige Tage als Gast meiner Familie hier verbringen.“
Er schluckte. „Eigentlich war es eher eine Empfehlung als eine Anweisung.“ Er griff in seine Botentasche, doch Delana kam ihm zuvor.
„Ich werde die Nachricht in einer halben Stunde im Rosengarten entgegen nehmen. So habt ihr die Gelegenheit Euch vorher ein wenig frisch zu machen.“ Zerberos salutierte als Antwort mit knallenden Hacken. Erst als Delana im Haus verschwunden war, erreichte das Gesagte seinen Verstand.
„Oh, im Rosengarten.“ Er lächelte erwartungsvoll.
Eine halbe Stunde später herrschte im Rosengarten reges Treiben der Bediensteten. Kleine Häppchen, kalter Schinken und Bärenauer Medicus wechselten aus dem Vorratskeller auf den Gartentisch und manchmal auf den Boden. Nachdem alles so angerichtet war, dass die Junkerin den Boten standesgemäß empfangen konnte, setze sich die alte Dame und ließ ihn in den Garten bitten. Als nach ein paar Höflichkeiten über Wetter und Reise ein kurzes Schweigen eintrat, kam Zerberos endlich zu Wort. Er zog den Wappenrock glatt
„Habe die außerordentliche Ehre, Eurem Gatten Junker Eberhelm Praioslob von Eychgras zu Eychgras, Rittmeister…“
„Nennen wir ihn doch der Einfachheit halber lieber den Rittmeister.“
„…habe die außerordentliche Ehre, dem … Rittmeister, im Namen der drei Schwestern den ergebensten Dank für seine kunstvollen und ausdauernden Bemühungen auszusprechen und ihm diese goldene Rose zu überreichen, in freudiger Erwartung des Kommenden. Zugleich lässt Seine Erlaucht der Markgraf Throndwig von Bregelsaum zu Warunk fragen, wann er und die Damen ihre Aufwartung machen können.“ Sein Lächeln erstarrte unter dem Blick der Junkerin.
„Richte er dem Markgrafen aus, dass wir sein untertänigster Diener sind.“ Sie erhob sich mit der frostklirrenden Grandezza einer Tochter Bosparans. Er sprang auf und salutierte mit offenem Mund und verwirrtem Blick. Delana wandte sich zum Gehen. Über die Schulter sprach sie „Er richte dem Markgrafen aus, er könne kommen, sobald es ihm konveniert.“
Er starrte auf ihren sich entfernenden Rücken. „Nun – ahum… frühest möglich wäre wohl zu Beginn des Rondramondes, aber wollt Ihr nicht…“
„Wunderbar. Wir wünschen ihm eine angenehme Rückreise.“