Geschichten:Goldene Zeiten - ...ist vollbracht

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Dramatis personae


In der Nähe des Weilers Weißhorn, Kaiserlich Raulsmark, kurz nach dem Überfall


Es muß ein regelrechtes Gemetzel gewesen sein. Jobdan war schockiert gewesen. Er selbst war während des Überfalls nicht zugegen gewesen, denn er war erst kurz danach angekommen. Jobdan war auch nur aus Zufall in der Gegend gewesen und hatte dann die Schreie gehört und den Schlachtenlärm, sodaß er sich zum Weiler schlich, doch als er angekommen war, waren die blutrünstigen Brandschatzer wieder abgezogen. Fast die Hälfte der Bevölkerung Weißhorns mußte ums Leben gekommen sein!
Jobdan beschloß den Spuren zu folgen, die die Plünderer hinterließen. Vielleicht gelang es ihm ihr Versteck zu finden, in das sie sich nun zweifellos zurückzogen. Den Spuren und den Aussagen der Überlebenden zufolge, waren die Plünderer zu Pferde untewegs. Also machte er sich nicht viele Hoffnungen sie einzuholen, aber vielleicht konnte er den Spuren bis zu ihrem Lager folgen?
Wenige Meilen vom Dorf entfernt - die Spur führte in ein kleines Wäldchen - fand er neben einem toten Pferd einen Sterbenden. Jobdan eilte sofort zu ihm. Als er sich zu ihm niederkniete, ergriff der Mann seinen Arm - seine Augen sprachen von Angst vorm Sterben -, er wollte etwas sagen, doch sprudelte nur Blut aus seinem Mund anstatt Worte. Sein Leib war blutüberströmt und in seiner Brust steckte ein Dolch.
"Keine Sorge", sprach Jobdan. "Das wird schon wieder." Er glaubte allerdings nicht daran. "Ich hole einen Heiler vom Dorf." Wenn überhaupt ein Heiler im Dorf war - und nicht ebenso abgeschlachtet worden worden war - würde der Sterbende nicht lange genug leben, bis er ihn versorgen könnte. Doch dann brach der Blick des Sterbenden. Er war tot.
Jobdan richtete sich wieder auf und blickte sich um. Der Tote gehörte vermutlich zum Dorf, könnte seiner Kleidung nach ein Jäger gewesen sein. Im Pferd steckte ein Speer. Vermutlich hatte der Reiter des Pferdes versucht den Jäger niederzureiten, doch dieser trieb dem Pferd sein Speer in den Leib. Der Reiter - er mußte zu den Brandschatzern gehören - mußte gestürzt sein und danach gab es den Spuren zufolge wohl einen Kampf, den der Reiter schließlich gewann. Das alles konnte noch nicht allzulange her sein.
Und da fand er eine Blutspur, die weiter durch den Wald führte. Er folgte ihr.
Hinter dem Wald, auf einer kleinen Lichtung, hörte er Stimmen und Jobdan schlich näher heran.
Und dort sah er sie. Ein dutzend Reiter und unter ihnen auch der Mörder, der den Jäger umbrachte. Humpelnd und blutüberströmt eilte er den Reitern entgegen.
"Verdammt! Alrik, was ist mit dir passiert?", hörte er eine Frau rufen, die soeben eine Maske von ihrem Gesicht zog um besser sehen zu können. Die Antwort Alriks verstand Jobdan nicht und dann brach dieser zusammen. Offenbar hatte der Jäger ihm doch zu schwere Verletzungen zugefügt vermutete Jobdan und lächelte grimmig.
Die Frau wandte sich an einen anderen Reiter. "Viburn, nimm ihn mit auf dein Pferd." "Warum lassen wir ihn hier nicht einfach liegen?", antwortete Viburn.
"Bist du so dumm oder tust du nur so? Wenn die herausfinden, daß er zur Lanze gehört, gibt es niederhöllischen Ärger! Der blutige Ugo würde uns wahrscheinlich sogar hängen oder schlimmeres!"
Dieser blutige Ugo mußte also ihr Anführer sein, vermutete Jobdan. Doch Moment! Meinten sie Ugo von Mühlingen? Dieser wurde auch der blutige Ugo genannt. Und sie sprach von der Lanze. Dann war damit die "Goldene Lanze" gemeint! Das mußte er melden!
"Was war das?" brüllte die Frau, die eben noch Viburn eben noch belehrt hatte, aufgeregt. Verflucht sei seine Unachtsamkeit! Jobdan war durch seine Erkenntnis, daß das da Lanzer waren, so sehr überrascht, daß er tatsächlich auf ein Ast stieg. Und dieser brach geräuschvoll. Er mußte hier so schnell wie möglich weg. Doch er war zu Fuß und sie hatten Pferde. Vielleicht taten sie es als nicht wichtig ab? Jobdan hielt sich geduckt und mucksmäuschenstill und wagte kaum zu Atmen.
"Schau nach, ob da jemand ist", hörte Jobdan die Stimme der Frau. Was sollte er tun? Davonlaufen? Er hatte sich doch zu nah herangeschlichen. Das würde er nicht noch einmal machen. Doch dann zerrte ihn jemand aus dem Gebüsch heraus und stieß ihn vor die Frau, die hier das Kommando hatte. Sie lächelte ihn mit nur wenigen Zähnen in ihrem Maul an und sagte schließlich "Bringt ihn um."
Das nächste was Jobdan spürte war das kalte Eisen eines Schwertes, das ihm in den Leib gerammt wurde und dann hörte er das Rauschen der Flügel Golgaris.