Geschichten:Goldene Zeiten - Der dritte Streich

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Efferd 1034 BF, Kaisermark Gareth, Kaiserlich Raulsmark, Forst nahe Weißhorn


Tereka Siebenzahn rann der Schweiß am ganzen Körper herab und vermengte sich an einigen Stellen mit Blut. Zu einem geringen Teil war es ihr Blut, der weitaus größere Teil war das der Dorfbewohner von Weißhorn.

Denn dort hatten sie so gerade ihre dritte Belehrung, wie sie es unter den Eingeweihten mittlerweile nannten, begangen. „Sie“ das waren Tereka selbst und etwa ein gutes Dutzend Reiter der Goldenen Lanze, zumeist aus den Schwadronen „Borons Vorhut“ und dem „Fallbeil Kors“.

Ihre erste „Belehrung“ in Cletzenthing war zugegeben etwas aus dem Ruder gelaufen, was aber die Hysterie unter einigen von ihnen nicht ganz rechtfertigte, fand Tereka und spuckte aus.

Danach waren ein paar ausgestiegen aus der Unternehmung, die Leute um die Schwarzenberg und Quindan den Prediger zum Beispiel, und zwei oder drei mussten gar in „harten Unterredungen“ auf ihre Loyalität geprüft werden. Diese kehrte aber wieder ein, als eine vierte eines Morgens nicht zum Morgenappell aufgetaucht war, weil sie doch tatsächlich beim Baden im Zuber ausgerutscht und ertrunken war. „Arme Seele.“, dachte sich Tereka und schmunzelte bei dem Gedanken an das hübsche Gesicht der Kleinen, als ihr gewahr wurde, dass sie nun von der Heiligen Lialiella, oder wie die hieß, abgeholt werden würde. Aber so war das mangelnde Loyalität musste bestraft werden. Tereka zuckte mit den Schultern.

Das wirkliche Probleme stellte aber diese nervige Fuchswalden da, da man diese nicht einfach „überzeugen“ oder „bestrafen“ konnte, ohne dass der Alte davon Wind bekam. So hatte Illehardt, der bei der ersten Belehrung selbst noch mitgemischt hatte, schnell vorgeschlagen eine Untersuchung der Vorfälle einzuleiten und zu führen, da sich dieser Vorfall ja auf dem „Schutzgebiet“ der Lanze zugetragen hatte. Das hatte die Bärenauerin Rowena etwas beruhigt und sie steckte, nach einer Weile, ihre neugierige Nase nicht mehr überall hinein.

Der Alte selbst war einfach nur froh, dass man ihn nicht weiter damit behelligte und sein Adjutant sich damit rumquälen musste.

Aber alles in allem waren sie, dem ersten Anschein nach, erfolgreich gewesen, Adlige der ganzen Region um Cletzenthing waren danach bereit gewesen, wieder zu den alten Zahlungen zurückzukehren bzw. diese sogar noch aufzustocken. Und alle waren zufrieden mit der Belehrung, die den alten Adelsknausern mal so richtig gezeigt hatte, was passieren würde wenn sie den Schutz der Lanze nicht mehr in Anspruch nehmen wollten. Und so fürchteten alle in der Kaisermark für einen kurzen Augenblick die brutalen Dämonenbuhlen aus der Wildermark. Tereka lachte leise, Dämonenbuhlen …, pah.

Doch, den Eingeweihten zum Missfallen, mäßigte sich diese Furcht wieder, zumindest in den nicht betroffenen Gebieten, als es keine weiteren Überfälle gab und man den einen als Sonderfall abtat. So gab es die Tendenz wieder zu vorherigem Stand zurück zukehren, außer natürlich in der Region um Cletzenthing. Diese Narren. So beschlossen Illehardt und Tereka die zweite Belehrung im Retogauschen Nabenweiler, schön abgeschieden, und eben diese in Weißhorn. Der Adjutant des Alten musste diesen aber fern bleiben, da ein weiteres Fortbleiben seinerseits, vorallem dem Alten selbst, aufgefallen wäre, ausserdem war er damit beschäftigt die Spuren der ersten Unternehmung zu verwischen bzw. diese aufzuklären.

In Nabenweiler und Weißhorn war man mit weniger Leuten losgezogen und Tereka hatte scharf darauf geachtet, dass das Ganze nicht zu sehr aus dem Rahmen lief. Die Üblichen Kleinigkeiten mal außenvorgelassen. Ein bisschen Beute musste man den Männern und Frauen schon gönnen und wenn sich ihnen jemand dabei in den Weg stellte mussten diese halt für ihre Torheit zahlen. So hatte dies also geklappt. Zumindest in Nabenweiler.

Weißhorn stand auf einem anderen Blatt. Es war ihr dort nicht recht gelungen für genügend Disziplin zu sorgen, was vielleicht daran lag, dass die kleinen, kaum gesicherten Jagdsitze der örtlichen Adligen der Gegend, auch auf sie einen gewissen Reiz ausgeübt hatten und hier tatsächlich sogar 2 Büttel und einige doch recht kampfstarke Holzfäller zu gegen waren, die man nicht erwartet hatte.

So gab es hier ein regelrechtes Gemetzel, aus dem sie nur mit roher Gewalt wieder raus kamen. Sie hatte nicht gezählt aber sie glaubte, dass sie inklusive der Büttel bestimmt ein Drittel des Dorfes erschlagen oder zu Krüppeln gemacht hatten.

Aber sie waren da alle wieder rausgekommen. „Den Göttern sei Dank.“, dachte sie, dabei durchfuhr ein kurzer greller Schmerz ihren Kopf.

Alle? Verdammt! Sie waren nicht Vollzählig. Sie zählte nochmal. Verflucht! Tatsächlich.

„Ausströmen!“, brüllte sie wut- und angsterfüllt. „Holt unseren Mann da raus, sonst bekommen wir alle Probleme!“

Genau in diesem Moment stolperte der fehlende junge Lanzer auf die Lichtung. Sein Wams war blutgetränkt und seine großen, klaffenden Wunden nährten den Stoff weiter. Als er seine Kameraden sah brach er zusammen. Die Maske, die sein Gesicht verbergen sollte, war zerbrochen und ließ ein schmerzverzerrtes, blutverschmiertes Gesicht dahinter erkennen…