Geschichten:Gramfelden - Reise nach Praios - Besuch aus Firun

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Neu-Auenwacht, Efferd 1042 nahe Avesruh

Es wurde Zeit, das Korwin auch seinen anderen Nachbarn einen Besuch abstattet und Ihnen seine Aufwartung macht sowie eine eventuelle Zusammenarbeit zu vereinbaren. Nachdem die in Praios gelegene Grenze zu Neu-Auenwacht überschritten wurde, machten sich die Reiter in Richtung Avesruh auf den Weg.

Korwin war im Glauben in Leubrecht von Vairningen einen brauchbaren Verbündeten und guten Handelspartner zu finden, denn Gramfelden fehlte es an einem substantiellen Gut. Holz. Krammetbeerenbäume sind zwar ein ordentliches Baumaterial, aber warum dieses Holz für Zäune und Hütten verschwenden, wenn man daraus doch etwas so viel besseres machen kann. Als Willkommensgeschenk hatte Korwin eine Steingutflasche mit einem eingebrannten Wappen von Gramfelden auf der Front dabei. Sicherlich kein Präsent von Prunk, aber ehrlich wie die tagtägliche Gefahr der Brache. Korwin, Konnar und Balsox ritten gerade entlang eines kleinen Ackers als sie aus der Ferne einen Reiter ausmachten, der umgehend kehrt machte, nachdem er Sie erspäht hatte.

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Avesruh war nicht fern, bereits kurz hinter der Grenze fand sich der Karrenweg der zum kleinen Weiler hin abzweigte. Vorbei an Feldern und niedrigen Feldsteinmauern fanden sich die Reiter schnell an der Palisade die die Einwohner vor den Schrecken der Brache schützen sollte. Kaum mehr als mannshoch, konnten die Ankömmlinge von den Rücken ihrer Rösser fast über sie hinweggucken. Durch das schlichte Tor aber erblickten sie bereits die gepflegten und soliden Häuser, die sich um den zentralen Platz scharrten.

Der Platz war ein Ort von Ruhe und Behaglichkeit. Der Schein warmer Herdfeuer beleuchtete die Fenster der meisten Häuser, doch nur aus dem Gasthaus drangen gedämpft Stimmen. Ein Schild über dem Eingang verkündete in leuchtenden Farben dessen Namen: „Zum Paradisvogel“. Aus Ermangelung eines standesgemäßen Wohnsitzes, konnte sich der neue Reichritter vermutlich nur im geräumigen Wirtshaus aufhalten. Soeben stieg Korwin aus seinem Sattel, als die Tür aufschwang und ein gutes halbes Dutzend Leute die gute Stube verließen. Eine Mischung aus Besorgnis und Erleichterung stand ihnen ins Gesicht geschrieben.

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Korwin und seine Männer stiegen umgehend von Ihren Rössern und hielten sie an den Zügeln. "Wohlan, Neu-Auenwachter, seid gegrüßt" rief Korwin und machte eine leichte Verbeugung. Der Zwerg und der Gjalskerländer taten es ihm nach und grüßten freundlich in die besorgten Gesichter.

"Wo finden wir den Herrn Leubrech von Vairningen?" Wir möchten ihm unsere Aufwartung machen und ihn aus Gramfelden grüßen. Auch wenn wir uns nur einmal am Hofe gesehen haben, teilen wir alle hier doch das Schicksal, dass uns die Brache im Nacken steckt und Haus und Hof bedroht." Dabei machte er eine einladende Geste und zweigt dabei herum auf alle Anwesenden. "Gewährt ihr uns Einlass in diese gute Stube und lasst uns an Speis und Trank teilhaben?"

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Sich plötzlich einem hohen Herren gegenüberstehend wiederfinden, zogen die Leute schnell ihre Hauben vom Kopf und murmelten ein schüchternes ‚Die Zwölfe zum Gruße‘. Unvermittelt vor drei Pferden zu stehen überraschte die Leute sichtlich, ebenso wie die Ansprache die ihr Anführer an sie richtete. Noch größer aber war ihre Überraschung als ihr Blick auf den Wilden aus dem hohen Firun fiel. Für grade einmal drei Leute, war diese kleine Gruppe von Reisenden, erstaunlich wild. Während sich der Erste bereits mit: „Geht nur rein, wir wollten sowieso grade gehen.“ Zügig von dannen machte, traten die restlichen Fünf unschlüssig von Fuß zu Fuß. Schließlich faste einer von ihnen seinen Mut zusammen, ein kleiner doch kräftiger Mann mit Halbglatze und kratziger Stimme. „Ihr findet Seine Wohlgeboren im Schankraum Herr, dort findet ihr aus ausreichend Speis und Trank.“ Ein zweiter, großer Mann mit graudurchwirkten dunkelbraunem Haarkranz bekräftigte die Aussage des Ersten und fügte, mit einem Seitenblick auf den Wilden, schnell hinzu: „Bitte entschuldigt uns Herr, aber wir sind in Eile…“ Für einen Mann seiner Größe unverschämt scheu fügte er ein: „… wenn es Euch nichts ausmacht.“ an.

Im Inneren erblickte Korwin mehrere Tische an denen sich einige Reisende zum Mittagsmahl niedergelassen hatten. Eine Gruppe im hinteren Teil des Gastraumes stach dabei deutlich aus dem allgemeinen Bild heraus, klar erkenntlich handelte es sich bei diesem Leuten um Waffenvolk. Drei Männer und zwei Frauen, wobei eine der Frauen als Geweihte der Sturmherrin leicht zu erkennen war, offensichtlich in eine Unterhaltung vertieft. Im Zentrum der Aufmerksamkeit saß dabei ganz klar ein gutaussehender Mann mit hellblondem Haar, den Korwin von der feierlichen Erhebung der Brachenwächter wiedererkannte.

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Korwin blickte sich prüfend um, schritt dann jedoch gerade aus auf die Gruppe zu. Balsox und Konnar begaben sich unverzüglich zum Tresen des Schankraumes, nicht ohne ein schelmisches Grinsen von Korwin zu erhaschen. Korwin nahm seinen Schlapphut ab, wie es sich für einen anständigen Gast gehört und macht vor dem Tisch stehend eine leichte Verbeugung vor versammelter Gruppe. Der gutaussehende Mann um den herum sich die Gruppe scharte beobachtete interessiert das Geschehen. "Mein Herr Leubrecht von Vairningen, seid gegrüßt im Namen unseres Herrn Praios und der Kaiserin. Und ihr tapferen Streiterinnen und Streiter seid gegrüßt im Namen Rondras",wobei er der Geweihten eine weitere Verbeugung zukommen ließ. "Korwin von Orkenwall zu Gramfelden". Nachdem sich Leubrecht erhoben hatte, ergriff er die ihm dargebotene Hand im Kriegergruß. "Verzeiht den Auftritt in voller Rüstung, doch diese Zeiten sind finster und das Gezücht aus der Brache macht vor niemandem halt." Korwin drehte sich zu Balsox und Konnar herum und winkte sie mit einer kurzen Geste herbei. "Darf ich euch meine Begleiter vorstellen?" Leubrecht nickte, blickte freundlich drein, hatte aber noch immer kein Wort gesagt. "Balsox Sohn des Ebbo und Konnar dûr Talorkan. Wir sind hier um euch unsere Aufwartung zu machen und um mit euch einige Dinge zu besprechen." Sorgen umspielten dabei Korwins Stirn. Es war ihm anzusehen, dass er trotz des scheinbar sicheren Auftretens nicht sicher war, was ihn hier erwarten würde. Dennoch griff er beherzt in die Umhängetasche die Konnar an seiner Seite trug, nicht ohne zu bemerken, dass Leubrecht soweit ihm möglich eine bessere Verteidigungshaltung einnahm. Aus der Tasche zog er ein in Pelz gewickeltes rundes Bündel von etwa zehn Fingern Länge und überreichte es Leubrecht. "Ein einfacher aber ehrlicher Gruß aus unserer neuen Heimat. Gramfelder Krammetgeist."

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Leubrecht was sich nicht ganz sicher was er von seinem Gast und dessen unerwarteten Besuch halten sollte, eigentlich gehörte es zur guten Sitte sein Kommen zuvor durch einen Boten anzukündigen. Hätte er diesen Ritter nicht bereits bei seiner Belehnung gesehen, hätte er ihn allein auf Basis seiner Erscheinung nicht dem Adelsstand zugeordnet. Über seinen zwergischen Begleiter hätte man noch streiten können, die andere Erscheinung an seiner Seite jedoch konnte schwerlich als standesgemäße Wahl erachtet werden. Allerdings konnte man Leubrecht getrost eine pragmatische Ader zusprechen, die ihn den Nutzen in Mitteln und Menschen erkannte – für die andere Standesgenossen die Nase zu hoch trugen. Mit einem Nicken entließ er drei seiner Begleiter, sodass lediglich die Geweihte bei den beiden Reichsritter zurück blieb. „Willkommen in Neu-Auenwacht, darf ich Euch vorstellen. Leomara Flammenzunge, Ritterin der Göttin, Ihre Ehrwürden erklärte sich erst kürzlich bereit mir bei meiner Wacht beizustehen.“ Diese beließ es bei einem schlichten „Rondra mit Euch.“, während sie die Arme vor der Brust verschränkte und skeptisch den Ankömmling musterte. „Nehmt doch Platz und berichtet von dem, was Euch zu mir führt.“ Dabei wies er Korwin die andere Seite des Tischer, auf der er Leubrecht und der Geweihten gegenüber sitzen würde.

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Korwin setzte sich und war sichtlich erleichtert ob der Reaktion von Leubrecht. "Konnar, bitte nimm wieder am Tresen Platz," sagte Korwin und warf seinem Gefährten eine Geldkatze herüber. "Balsox, bitte geh mit ihm, ich werde dich jedoch zu gebotenem Augenblick wieder hinzu rufen, wenn Herr Leubrecht von Vairningen dem zustimmt." Nun drehte er sich zu seinem Gastgeber rüber. "Wir danken euch im Namen Praios und Travias dass ihr uns unangemeldet empfangt. Doch die Gefahren der Brache dulden für Bündnisse oder seien es nur Waffenhilfe und Handel in diesen düsteren Tagen keinen Aufschub. Die Gramauer trugen uns zu, dass auch ihr von finsteren Chimären Gezücht heimgesucht wurdet. Wir haben es glücklicherweise aktuell nur mit geraubten oder direkt geschlachteten Vieh zu tun. Aber die Angst, dass Menschen zu Schaden kommen, gerade bei den einfachen Bauern ist groß. Gramfelden wie auch Neu-Auenwacht verfügen beide über keine nennenswerten Wehranlagen, sollen jedoch dem Schutz des Umlandes dienen. Des Nachts könnte man jedoch ein ganzes Heer Untoter durch Gramfelden in Richtung Eslamsweg treiben und wir würden es nicht einmal merken. Es sollte in unserem gemeinsamen Interesse liegen dies sowohl in Neu-Auenwacht als auch in Gramfelden zu ändern." Mit fortlaufendem Gespräch wich die Unsicherheit von Korwin weiter und er fühlte sich in seinem Element. Mag er aussehen wie ein herumreisender Abenteurer, was ihm auch immer durch den Mäuseritter vorgehalten wurde, war jedoch das Verhandeln und die Pragmatik, sein Stab und Stecken, was dieser an Ihm schätzte. "Was nützen mir eine schöne neue Gramwacht." dabei wies er mit beiden Händen auf sich, "wenn der Feind in Neu-Auenwacht durchstößt und hinter meinem Rücken die Bauern tötet?" Er blickte Leubrecht und Leomara ernst aber fragend an. "Wir möchten euch eine Garantie geben, uns für den Aufbau einer Wehrburg in Neu-Auenwacht bei unseren Fürsprechern aus genannten Gründen einzusetzen, wie auch wir hoffen, dass ihr uns diese Fürsprache ebenfalls gewährt. Ein Holzkastell, gleich einem Orklager wird keinem von uns Hilfe dienen. Weiterhin möchten wir euch bitten uns zwecks Handelsbeziehungen eine Aufstellung zu machen in welchem Maße Baumaterial, im Besondern Holz, in Neu-Auenwacht erworben werden kann. Die Bestände an schlagbarem Holz sind in Gramfelden leider überschaubar. Zudem halte ich es für sinnvoller, aus eben genannten Gründen das Geld für den Ausbau der Lehen im Besitz der Brachenwächter zu belassen um uns zu stärken, anstelle es irgendwelchen garether Händlern in den Rachen zu werfen. Im Gegenzug könnte in Gramfelden an den Rändern zum gramfelder Moor zum Beispiel brauchbarer Lehm für Hütten und Wallanlage ausgehoben werden." Er machte eine kleine Pause und blickte Leubrecht ernst an. "Euer Wohlgeboren, Leubrecht von Vairningen, im Namen Praios' sind wir an guten Beziehungen zu Euch und Neu-Auenwacht interessiert." Dabei reichte er Leubrecht mit festem Blick die Hand.

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Da Leubrecht die dargebotene Hand vorerst ignorierte, nahm Korwin sie letztlich wieder herunter und wartete gezwungenermaßen die Erwiderung seines Nachbarn ab. Auch wenn Leubrecht von einigen Punkte überrascht war, so ließ er es sich dennoch nicht anmerken. Wie sich jedoch zeigte hatte die unmittelbare Nähe zur Reichsstraße zur Folge das Neuigkeiten sich sehr schnell verbreiteten. Zumindest konnte er es sich nicht anders erklären, dass seine erst gestern überstandene Begegnung mit einem Rudel Wesenheiten aus der Brache in Gramwacht für Gesprächsstoff sorgte. Um Übertreibungen und einer möglicherweise fantasievoll aufgebauschten Version vorzubeugen, sah sich Leubrecht jedoch gezwungen zu relativieren. „Um einen Überfall handelte es sich dabei mitnichten! Einer meiner Späher stieß auf Spuren, denen wir nachstellten. Diese Kreaturen wollten sich einen Bau graben, doch gelang es uns sie alle samt zu vernichten.“

Anders als sein Gast, schätzte der frisch eingesetzte Herr von Neu-Auenwacht die Lage für die Brachenwächter und das Königreich Garetien im Allgemeinen nicht so schlecht ein. Der verräterische Helme war tot! Ja, er hat viel Leid, Elend, Zerstörung und Tod in seine Heimat getragen, aber letztlich zählte nur das er und seine Herrschaft der Finsternis endlich ein Ende gefunden hatte. Seitdem erholte sich das Reich, erstand neu aus Asche und Ruinen. Aber dennoch mussten sie Wachsam sein, denn seitdem das Gezücht der Schwarzen Lande Gareth angegriffen hat regt es sich in der Brache. Die Kreaturen dieses Ortes erwachten und streben danach ihre widernatürliche Heimat zu verlassen und in die Lande der zwölfgöttertreuen Menschen vorzudringen. Lande über die er und die anderen Wacht halten sollten! Ob es ausreichte einem Dutzend Recken die Verantwortung dieser Wacht zu übertragen, stand jedoch auf einem anderen Blatt. Leubrecht war sich jedoch sehr sicher, das dem ohne weitere Zuwendungen nicht so sein würde. Selbst mit einer Burg könnte er nicht verhindern dass ein Heer dieser Kreaturen durch Neu-Auenwacht zog. Mit nicht einmal einer Hand voll Wachen würde er seine Mauern, wenn überhaupt, nur lang genug halten können um das Grauen vorbeiziehen zu sehen. Doch daran konnte weder er, noch ein anderer der Wächter etwas ändern. Wollten sie wahrlich Sicherheit, müssten sie die Brache vernichten – ein Unterfangen an dem bereits viele Generationen gescheitert sind. Was blieb war das Gefühl von Sicherheit! Der Schein, von etwas das es nie geben wird. Die Brachenwächter dienten diesem Schein, waren letztlich aber nur von mattem Glanz. Einzig mit einer Mauer, die die gesamte Dämonenbrache umschloss, und ausreichend Wachen, die sie bemannte, versprach wahren Glanz.

Nichts desto trotz war bereits der matte Glanz gegen großen Widerwillen und teuer erkauft, sodass wenig Hoffnung auf mehr bestand. Was blieb ihnen also anderes übrig, als das Beste aus ihrer Situation zu machen? Auch er, war daran interessiert gute Beziehungen zu seinen Nachbarn zu unterhalten. Handel zu treiben und womöglich im Ernstfall Unterstützung zu erhalten. „Auch wir sind an einem freundschaftlichen, fruchtbaren und beiderseits nutzbringendem Miteinander mit unseren Nachbarn interessiert. Um Euch zu beruhigen, auch uns ist nichts an einem Heer aus Kreaturen der Brache gelegen.“ Sich in seinem Stuhl zurücklehnend, nahm Leubrecht eine entspannte Haltung ein. „Handelsbeziehungen.“ Eröffnete er nun das neue Thema. „Unsere Bauern ernten und hüten was sie für ihre Versorgung benötigen, aber Peraine sei Dank, auch einiges zum Handeln – vor allem jedoch, Obst und Lavendel. Was Euren Wunsch nach Bauholz angeht, so verfügt Neu-Auenwacht über ein kleines Waldstück im Praios. In dem mit Sicherheit zumindest ein Teil des benötigten Holzes geschlagen werden könnte.“ Da ihm der Gedanke zum Handel unter den Brachenwächtern zusagte, wollte er gern auf die Möglichkeit eingehen. „Wegen des von Euch angebotenen Lehms, werde ich dieses Angebot an meinen Baumeister weiterleiten und bei gegebener Zeit auf Euch zukommen.“ Anschließend nahm er sich einen Moment um nachzudenken und abzuwägen. „Doch sagt, wie steht es um Gramwacht und seine Aussichten eine anständige Wehr zu errichten?“


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Verdutzt ob der Geste der Ablehnung seiner Handreichung hörte sich Korwin die Worte von Leubrecht an, konnte ihnen aber nur fetzenhaft folgen, da er innerlich über diese Geste erbost war. Mit welchen Augen betrachtet sein gegenüber ihn? War er des Handschlages eines Ritters aus altem Adelsgeschlecht nicht würdig? Musste ein Ritter eine strahlende Rüstung tragen um ritterlich zu sein? Sind nicht Demut, Würde, Güte Höflichkeit, Tapferkeit, Treue und Minne Tugenden eines Ritters? Auch sein alter Ritterherr war konservativer Sicht auf den Adelsstand, hob jedoch immer hervor, dass Adel erworben durch Taten keine Schande ist. War am Tische also ein Ritter zweiter Klasse? - - -


"Handelsbeziehungen" hörte er Leubrecht sprechen. Er fasste sich ein Herz und versuchte die Gedanken beiseite zu schieben, denn auch Missgunst und Eitelkeit gehören nicht zu den ritterlichen Tugenden. Endlich kommen wir zur Sache, dachte er bei sich. Ja, und die Gramwacht. "Die Gramwacht ist aktuell mehr Schein als sein. Ein lebloses Gemäuer ohne Zwischendecken und Türen, von Fenstern gar nicht zu sprechen. Wir planen den Turm wieder in Stand zu setzen und die Anlage um einige Gebäude, einen Palas, Wirtschaftsgebäude und Stallungen zu erweitern. Wenn das liebe Geld nicht wäre." seufzte Korwin. "Die gesamte Anlage soll im Anschluss mit einem etwa zweihundert Schritt langen Wall mit hölzernen Palisaden umfasst werden. Mit einer derartigen Wehrburg kann man eine kleine Garnison angemessen beherbergen. Jedoch wird all das wirkungslos sein, denn einzig eine Wehranlage gegen die Brache wird am Ende Sicherheit bringen. Ein Schutzwall mit einem Netz von Wach- und Signaltürmen." Korwin blickte herüber zu Balsox und winkte ihn herbei. "Ihr erlaubt, werter Herr von Vairningen?" Wobei es ihm in dem Augenblick egal war ob dies erlaubt werden würde oder nicht. Niemand hier in dieser Taverne hat auch nur in Ansatz den Sachverstand fürs Schanzen und Befestigen wie sein ambosszwergischer Begleiter. "Balsox hier, hat die gesamte Grenze zur Brache mehrmals kontrolliert und die Schwachstellen aufgetan. Das Moor und das angrenzende Dickicht der Brache bereiten uns das größte Unbehagen." Balsox unterbrach Korwin. "Edle Herren, das Moor trocken zulegen ohne entsprechende Gräben und Wassermühlen ist sinnlos. Aber das Dickicht kann man bekämpfen. Man könnte den Wald brandroden jedoch würden wir so die Möglichkeit verlieren mit dem Holz Palisaden zu errichten. Wenn man mit mehreren Trupps Holzfällern und einer gut ausgebildeten Wache an einer Stelle die Rodung beginnen würde von der aus wir das Dickicht zurück treiben. Jeder Rechtschritt gerodete Brache bringt einen Schritt Palisade. Und mit einem Trupp Holzfäller sollten gut und gerne ein dutzend Rechtschritt Wald pro Tag schaffen."

Balsox Augen leuchteten bei dem Gedanken etwas zu bauen, auch wenn er den Schutzwall gegen diese dämonische Region bei Leibe lieber aus massivem Stein bauen wollte.

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Mit grundsätzlichem Interesse hatte Leubrecht den Vortrag des Zwerges verfolgt, sah jedoch gleich mehrere Schwachstellen an seinem Plan. Doch bevor er selbst etwas erwidern konnte, ergriff Leomara Flammenzunge, mit vor der Brust verschränkten Armen, das Wort. „Wenn ich Euch recht verstehe, wollt ihr das beim Roden der Grenzregion der Brache gewonnene Holz zum Bau einer Palisade verwenden. Holz das auf dämonisch verseuchten Land gewachsen ist? Habt ihr in Erwägung gezogen zuvor einen Diener der Zwölfe zu fragen, ob das Holz zum Bau geeignet ist?“ Ihre Worte waren dabei nicht angriffslustig oder anklagend, sondern nüchtern vorgetragen. Die Geweihte wollte tatsächlich eine Antwort auf ihre Fragen, denn was nützte ihnen eine Palisade wenn diese von unheiligen Mächten verdorben wurde?

Die Frage befand Leubrecht durchaus für berechtigt, jedoch war im grundsätzlich erst einmal egal von wo das Material stammte. „Die Idee gefällt uns und würde die Wacht um einiges erleichtern. An welchem Abstand zwischen den Türmen habt Ihr denn gedacht?“ Die Frage ging direkt an den Angroscho, während der Ritter direkt im Anschluss seinen Nachbarn anblickte. „Habt Ihr auch darüber nachgedacht wer diese Türme bemannt? Die Güter der Brachenwächter sind klein und verfügen demnach über begrenzte Mittel. Die Wachen die wir uns leisten kann haben wir bereits in Dienst genommen, aber wie sollten wir mehr als einen Turm rund um die Uhr besetzt halten?“ Für wenige Momente ließ er seine Fragen wirken, bei den Zwölfen er war der Idee nicht abgeneigt – allerdings konnte es auch nicht schaden die möglichen Unwägbarkeiten auszuloten, bevor man den Vorschlag an andere Ebenen Kommuniziert. „Abgesehen davon möchten wir Euch anraten dieses Thema dringend mit dem königlichen Jagdhüter zu besprechen, immerhin beabsichtigt Ihr auf seinem Land Rodungen vorzunehmen.“ Anschließend lehnte sich der Ritter wieder zurück und betrachtete seine beiden Gäste. „Grundsätzlich sind wir sind bereit Euer Vorhaben zu unterstützen, allerdings sollten die Einwände Ihrer Ehrwürden und auch die von uns angebrachten Punkte diskutiert und möglichst geklärt werden.“

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Korwin nahm die Aussage der Geweihten auf und überlegte kurz. "Ich muss euch recht geben, darüber haben wir uns tatsächlich keine Gedanken gemacht." Er blickte Leubrecht an "Seid froh, dass ihr solch weit denkende zwölfgöttliche Begleitung habt. Der dämonischen Plage so noch mehr Tür und Tor zu öffnen, ist nicht unser Ansinnen. Wenn gleich ich vermute, dass der kaiserliche Jagdhüter keinen Einwand haben dürfte, ist die Brache doch ohnehin totes Land und würde ihm so erst die Möglichkeit bieten, die zu hütenden Lande überhaupt erst einmal in Augenschein zu nehmen. Ich vermute, dass er allenthalben eine Vergütung für das Holz fordern wird, aber das werden wir erst wissen, wenn wir ihm unseren Vorschlag vortragen." Korwin verschränkte nun ebenfalls die Arme. "Und zum Wall. Ein Mann kann gut und gerne auf eine Achtelmeile Feinde ausmachen und daraus Schlüsse ziehen. Der Abstand sollte also die Viertelmeile nicht überschreiten. Um dann angemessen zu reagieren sollte diese Viertelmeile von mindestens zehn Wachen besetzt sein. Und da kommen wir zu dem Punkt, den ihr angesprochen habt, Herr von Vairningen. Wie bei allen niederhöllischen Kreaturen Deres sollen wir dies vollbringen? Mit Ach und Krach kann Gramfelden zehn Wachen stellen. Wir bräuchten aber bei meiner Rechnung mindestens zehn Dutzend Männer alleine für Gramfelden. Woher sollen wir die nehmen?" Korwin wurde lauter ohne unverschämt oder fordernd zu wirken. "Wie hat sich der Marktvogt die Brachenwache vorgestellt? Von vornherein ist dieser Auftrag doch zum Scheitern verurteilt, denn selbst wenn man uns diese Truppen gewährt, reagieren wir immer nur noch. Wir stehen Seit an Seit und gucken uns das Elend nur an während wir einer Handvoll Bauern für die Früchte des Feldes gratulieren." Er schaute die Geweihte der Leuin an. "Gehört herumstehen und Tugenden der Leuin? Sollen wir ewig warten bis sich irgendetwas schlimmeres aus der Brache erhebt, sich zusammen rottet und dann auf Gareth marschiert und jeden hier im Raum bis dahin zu Boron geschickt hat? Jeder Praiot, jeder Golgarit, jeder Geweihte der Rondra sollte aufstehen, sich an unsere Seite stellen und gemeinsam gegen das Gezücht des Namenlosen in den Kampf ziehen." Er blickte wieder herüber zu Leubrecht. "Ich komme aus Weiden, ein kleines Dorf am Finsterkamm. Schwarzpelze und Rotpelze hinter jedem Busch. Die Angriffe gehörten fast zur Tagesordnung. Ruhe gab es nur, wenn man die Orks selber angriff und sie für kurze Zeit zurück drängte. Und selbiges sollten wir hier auch machen. Die Brachenwächter sollten den Hag und den Schutzwall für Garetien stellen und bewirtschaften, aber die Brache einzudämmen, das vermögen wir nicht, allenthalben können wir kleine Nadelstiche setzen oder ihr Schritt um Schritt abtrotzen." Er blickte Leubrecht mit ernster Miene an. "Stimmt ihr mir zu werter Herr Leubrecht von Vairningen? Wir sollten einen Rat einberufen. Eine Runde gleichgesinnter Brachenwächter. Und gemeinsam mit einer Stimme entscheiden was wir tun können und sollten."

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Leomara sah bei der Frage ihres Gegenübers wenig glücklich aus. Die Kirche der Leuin war das Schild der Zwölfgöttlichen Lande, ein Schild das in den letzten Götterläufen viele Schläge hat abfangen müssen. „Die Pflicht der Kirchen ist der Schutz seiner Kinder. Ich diene der Göttin, bin ihr Schild und Schwert auf Dere. Die Brache ist ein Dorn im Fleisch Deres, da sie jedoch noch immer existiert bedeutet dies dass die Götter sie uns als Mahnung und Prüfstein noch immer aufbürden.“

Leubrecht betrachtete seinen Gast genau, sich wohl bewusst das sowohl Leomara als auch er wunde Punkte getroffen hatte. „Wir vermögen nicht zu beurteilen was den Markvogt zu seinen Entscheidungen bewogen haben mag, aber den Brachenwächtern wird nichts anderes übrig bleiben als diese Entscheidungen hinzunehmen!“ Sich nach vorne Lehnend stützte sich Leubrecht auf den Tisch auf und faltete die Hände ineinander. „Ja, den Brachenwächtern, wurde ein Rahmen gesteckt. Der Platz für das Bild, die Leinwand, sogar erste Pinselstriche und die Farben sind uns diktiert. Dennoch ist es an jedem einzelnen wie er sein persönliches Werk gestaltet.“ Bewusst legte er eine Pause ein um seine Worte wirken zu lassen, ließ Korwin aber nicht zu Wort kommen. „Es ist äußerst unwahrscheinlich dass man uns die notwendigen Mannen gewährt um einen derart dichten Wachgürtel um die Brache zu ziehen. Wir sind der Gürtel, der Wall der das Herz des Reiches schützen soll. Wir bewältigen diese Aufgabe oder man verurteilt unser Scheitern. Letztlich können wir froh sein, wenn wir die Gelder zugesprochen bekommen die uns die Burgen kosten werden.“ Es mochte ernüchtert Klingen, war aber nichts als reiner Pragmatismus. Tatsächlich war sich Leubrecht sicher dass sie wenig Dank erwartete, Häme im Falle von Versagen und Rückschlägen und Schweigen bei Erfüllung ihrer Pflicht. „Ein Rat wäre gut, allein um einen Überblick über die Situation rund um die Brache zu erhalten.“

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Korwin lies sich das Gesagte genau durch den Kopf gehen, bevor er antwortet. "Wohl gesprochen Leomara Flammenzunge. Ich bin gewiss, dass ihr eine der schärfsten Klingen der Stumherrin seid und Euch an der Seite Gramfeldens zu haben, erfüllt uns mit Stolz und Wohlbehagen zu gleich. Doch haben Prüfungen, wie Ihr sagt, nicht das Ziel diese zu bestehen? Und mit dem Schutzheiligen der Brachenwächter, dem Heiligen Hlûthar haben wir einen Mitstreiter der Löwin an unserer Seite. Also sage ich, lasst uns die Prüfung annehmen." Er schaute herüber zu Leubrecht und funklte ihn voller Zuversicht an. "Häme und Spott vergehen, Herr Leubrecht. Ruhm ist für die Ewigkeit, und danach sollten wir streben, wenn wir hier schon sterben müssen. Aber wenn wir zu Boron gehen, soll niemand sagen wir hätten nicht in Praios Namen versucht dem verseuchten Flecken Deres etwas Ordnung zu bringen. Auch wenn wir den Wall nicht haben, werden wir ein Leuchtfeuer an der Grenze zu Neu-Auenwacht errichten um euch zu warnen, wenn Gefahr droht. Indes Werden wir einen Brief aufsetzen und Ihn euch per Boten zusenden um der Bildung eines Rates der Brachenwächter Anstoss zu geben. Ich danke euch für das aufschlussreiche Gespräch werter Herr Leubrecht zu Vairningen und vereehrte Leumara Flammenzunge." Korwin erhob sich, verbeugte sich kurz und reichte Leubrecht zu Abschied die Hand.

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Auch Leubrecht erhob sich und ergriff die dargebotene Hand um Korwin zu verabschieden. "Habt Dank für Euren Besuch und mögen die Götter Euch gewogen sein."