Geschichten:Gramwacht - Flügelschläge

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15. PHE 1042 BF Gramfelden

Korwin humpelte auf seinen Gehstock gestützt über den matschigen Weg von seiner Herberge in Richtung Gramwacht. Die Außenmauern waren seit etwa zwei Monaten wieder auf ihre ehemalige Höhe aufgemauert. Die Kamine in die Wände eingelassen und sogar ein Abort in Richtung der Brache war hinzugekommen. Damit wollte er diesem unwirtliche Fleckchen Dere zeigen, was er mittlerweile von ihm hielt. Wobei es ihm seit der Begegnungen mit dem Laubdrachen vor einiger Zeit nicht ganz geheuer war, eine Gebäudeöffnung in diese Richtung zu haben, aber besser als vor die Burg zu scheißen war es alle Male. Die Zwischendecken waren ebenfalls bis zum Dachstuhl eingezogen. Balsox hatte den brillanten Einfall den Turm rings um mit einem Balkon zu umgeben und zusätzlich noch Schlunder Kurbeln auf die Ecken zu pflanzen. Darüber musste er noch dringend mit Praiosmar von Hinn verhandeln. Der Preis dieser prachtvollen Waffen hatte er selbstredend nicht mit in den Bau einkalkuliert.

Seine Gedanken schweiften umher wie eine Schar Amseln. Hüpften von Baum zu Baum, zu den Giebeln der Häuser, der stehenden, der im Bau befindlichen und derer die noch gebaut werden sollten.

Aber jedes Hüpfen der Amsel wurde durch einen eisigen Flügelschlag aus der Brache begleitet. Jeder Schlag ließ ihn erschaudern, das Blut in den Adern gefrieren. Er hatte noch eine Woche auf Zwingstein unter den wachsamen Händen der jungen Geweihten verbleiben dürfen bis er spürte vom Mersinger nicht mehr unbedingt als Gast gewollt zu sein. Balsox und Ralbert brachten ihn auf einem Karren nach Gramfelden wo er in der neuen Destille ein Zimmer bezog. Die eisigen Nächte ihres Lagers hätte er nicht überlebt, bedurfte es so schon weitere fünf Wochen bis die Wunde sich vollständig verschloss. Geblieben ist ihm ein steifes Bein, was ihn jedoch besonders bei Nacht und Wind aus der Brache schmerzt. Reiten konnte er zwar noch, jedoch nicht eleganter als ein altes Waschweib auf einer Schindmähre. Von seinem nächsten Tjost war er weiter entfernt als vom Güldenland, wobei er zugeben musste, dass ihn das weniger störte als der ein oder andere zu denken vermochte, lag ihm der Zweikampf mit der Schwert doch ohnehin mehr. Alpträume plagten ihn seit dem von Zeit zu Zeit, häufiger als ihm lieb war. Szenen der Hatz durchlebte er Nacht für Nacht. Blut, Eingeweide, Finsternis, Furcht, Gestank, Moder, alles begleitet durch gelegentliches Auftauchen des güldenen Gastes in seinen Träumen.

Abwesend saß er vor der Wacht und nur langsam quälte sich Balsox genervte Stimme in sein Unterbewusstsein. Leise vernahm er seinen Namen durch das Rauschen der Blätter der nahen Birke. "KORWIN", "Korwin, verdammt nochmal, was ist denn schon wieder los mit dir?" Er raufte sich durch die Haare und rubbelte sich mit der offenen Hand das Gesicht. "Entschuldigung, ich war in Gedanken." "Das hab ich wohl gemerkt. Das Holz für die Balken für das Haupthaus treffen morgen ein. Ralbert ist eben mit einem von den Rosskupplern eingetroffen. Sie haben auch noch ein paar gute Werkzeuge in Gareth erstanden. Ralbert wollte wieder nach Pfundt und da was mitgehen lassen, hat sich am Ende aber doch nicht getraut." Balsox grinste. "Hat er aber ganz gut gemacht." "Könnt ihr die Balken denn mit dem dem Gerüst sägen?" "Ja das wird klappen. Ich habe mit dem Zimmermann noch die Standfläche erhöht und die Knaben haben die Grube um einen Schritt vertieft. Jetzt können die Männer im stehen Sägen. Ist besser als geduckt und schneller vor allem." "Schafft ihr das Fundament bis zum Ende der nächsten Woche dann? Ich will noch einmal nach Gareth." Konnar kam dazu, mit einer Hacke auf den Schultern von denen der grobe schwarze Lehm herunter bröckelte. "Ja schaffen wir. Nach etwa einem Schritt erreichen wir stets den Fels und von da an bauen wir mit Bruchsteinen der alten Mauern das Fundament auf." "Letzte Woche hatten wir noch zwei dutzend Fass Steine, wieviel sind es heute?" "Du solltest etwas öfter vor die Tür kommen mein Herr. Welch geistigen Qualen dich auch heimsuchen Korwin und welche Schmerzen dich auch plagen, die Gramwacht baut sich nicht von allein." "Ich,.." "Hör auf dich selbst zu bemitleiden. Seit Wochen gucken wie uns jetzt schon an wie du dahin darbst. Verdammt nochmal du kannst das Geschehen nicht ungeschehen machen. Du kannst es nicht mehr ändern. Und Antworten bekommst du nicht durchs andauernde Grübeln. Schufte die Gedanken weg. Eventuell findest du hinter einem Balken, an einem Zapfen oder unter einem Stein eher eine Antwort als in deinem verqueren Kopf." Korwin senkte seinen Kopf.




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15. Phe 1042 BF 08:00:00 Uhr
Flügelschläge
Holz und Tand


Kapitel 8

Sandkörner
Autor: Gramfelden