Geschichten:Grauen Am Darpat - Versuche am lebenden Objekt

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Dramatis Personae



Junkerngut Kaltengrundt, 30. Ingerimm 1032 BF

Die Räume, die ihnen zur Verfügung gestellt worden waren, waren allesamt einfacher als auf der Burg, doch eine persönliche Note zeigte hier eine weibliche Hand, die es verstand auch aus einfachen Dingen Schönes zu zaubern. Nach einem Bad oder einer Wäsche, wenn die Verletzungen zu schwer waren traf man sich wieder. Der Geweihte nutzte die Gelegenheit seine Wunden vernünftig zu säubern und danach zu verbinden. Rondra hatte ihm in den Kämpfen Stärke geschenkt, so wollte er auch gewappnet für das nächste Gefecht sein. Seine Rüstung und Reisekleidung samt Stiefel gab er einer der Mägde zum Säubern. Der Ordensüberwurf war nach den Kämpfen weder zu gebrauchen noch zu flicken möglich. Aus seinem Rucksack holte er ein kleines Päckchen und wickelte es auf. Die normale Kleidung, die er ‚entwickelte’, zog er an. Dazu einen weiteren Überwurf – ebenfalls aus dem Rücksack. Sein Schwertgehänge hatte er gesäubert und legte dies auch wieder an, doch zuvor machte er eine meditative Pause.

Sie waren allesamt in das Arbeitszimmer geleitet worden, in dessen Nebenzimmer eine Ruheliege stand, wo der Medicus die Leute zu verarzten gedachte. Der Mann, den man ihnen als den Medicus Geshlas vorgestellt hatte passte ohne Zweifel hervorragend zu der Baronin. Abemlir Leander war sein Name. Er trug Kleidung, die ebenso viele Borten und Spitzen enthielt wie man erwarten würde, wenn er am Grafenhof angestellt wäre. Ein merkwürdig herber Geruch begleitete ihn. Als er die feinen Handschuhe auszog konnte jeder zahlreiche Wunden und merkwürdige Verfärbungen an ihnen entdecken.

Missmutig verzog Kor’win sein Gesicht, als er Abelmir sah und roch. Und dieser Quacksalber sollte Kain helfen? Kor’win war sich noch nicht so sicher, mahnte sich aber genau acht zu geben, was dieser Kerl tat.

„So, nun wollen wir einmal verifizieren welche dieser maladen Stellen einer weiteren curativen Behandlung meiner wissenden Hände bedürfen.“ Nach Leomaras kurzem Bericht über die Verletzungen hatte Abelmir ihr gedankt, und sich dann zu den Herrschaften umgedreht. Sodann hatte er die Versammelten gemustert und sich dann Kain auserkoren – der wieder bei Bewußtsein war – als Erster in den Genuss seiner Behandlung zu kommen.

Der Nebachote machte mit Hilfe Kor’wins seinen Oberkörper frei. Die Blicke des Medicus begleiteten diese Prozedur höchst interessiert. „Sehr schön, interessante Verletzung, ja ich denke, das ist geeignet. Gut, dann wollen wir einmal sehen, wie ich euch helfen kann. Es wäre natürlich besser, wenn ihr oben auf der Burg...aber nun gut. So sei es.“

Er strich mit kühler Hand über die Wundränder beäugte die Art der entfernten Verbände und holte dann seinerseits seine Tasche heran. Der Redestrom, der sich nun über die versammelten Anwesenden ergoss war wenig verständlich. Schlussendlich konnte man erfahren wie wenig er davon hielt, wenn Laien die Wundversorgung übernahmen und dass er eine neuartige Substanz durch langjährige Versuche entwickelt hätte, die die Haut ohne hässliche Wucherungen wieder schön zusammenwachsen lässt.

Schwungvoll holte er eine Flasche heraus, die aus kostbarem Glas gefertigt war und eine widerwärtig grünbraune Flüssigkeit enthielt. Er selbst zog sich nun wieder die Handschuhe an, derweil er daran ging den Inhalt der Flasche auf ein Tuch zu träufeln, mit dem er den Verband des Nebachoten zu versehen gedachte. Ein Geruch nach faulen Eiern machte sich im Zimmer breit. Doch bevor er das geträufelte Tuch Kain auf die Wunde legen konnte, schnellte Kor’wins Hand nach vorne und hielt die behandschuhte Hand des Medicuses zurück. Auch Leomara war einen Schritt näher getreten. Ihr war sichtlich unwohl in ihrer Haut.

Wütend knurrte er den Medicus an:

„Du Quacksalbär willst doch wohl DUAS da nicht auf Kains Wundä legen, wuenn Du selbst Handschuä anziehst. Was ist das? Räde, oder ich schmierä es Dir in Deine Nasä bis es aus Deinen Ohren wiedär raus kommt!“ Dabei hatte Kor’win energisch die Hand Abelmirs, in der dieser das Tuch hielt, geschüttelt.

„Ich verbitte mir eine derartige Behandlung von einem...einem...derartigen Rüpel!“ Verzweifelt versuchte er seine Hand frei zu bekommen, doch Kor’win hielt diese wie in einem Schraubstock gespannt fest.

Die Ritterin von Isenbrunn war erschrocken zwischen die beiden Männer getreten, und gab Kor’win mit einem Nicken zu verstehen, dass er den Mann los lassen sollte. Mit einem warnenden Knurren kam Kor’win dieser Aufforderung nur sehr zögerlich nach. Der Nebachote machte mit eine kurzen Geste aber nochmal deutlich, dass er beim nächsten Versuch Kain zu ‚vergiften‘ er Abelmir die Hand, oder mehr brechen würde.

„Ich bitte euch Abelmir, ihr wisst wie heikel es ist neuartige ...äh...Tinkturen zu erproben. Bitte sucht euch dazu doch, wie übrigens auch schon in der Vergangenheit von der Baronin erwähnt, andere Probanten. Kain hier ist sicher nicht der geeignete dazu.“

Das Gesicht des Medicus bebte vor Empörung. Er wirkte wie ein kleines Kind, dem man sein Spielzeug weg genommen hatte.

„Wuas?“ Fragte Kor’win verwundert nach? Seine Gesichtsfarbe verfärbte sich immer mehr zu einem äußert wütenden Rot.

„Är will Kain als Versuchobjekt mißbrauch’n? Ohhhr.“ Langsam, so als würde er gleich außer sich sein vor Wut, kam Kor’win um die Liege herum, auf der Kain lag. Sein Gesicht war zu einer zornigen Grimasse verzogen. Er schnappte sich das Flächen des Medicuses und ging damit auf eben diesen zu.

„Du altär Giftmischär. Du trinkst das hier jetzt aus und wenn Du dann noch läbst ziehe ich Dir Dein Fell ibär Deine Ohren.“

Auch Selinde war kurz davor gewesen einzuschreiten. Ihre Gefühle für den Nebachoten war zwar noch weit weg von Liebe, aber sie wünschte ihm sicher keinen zusätzlichen Schaden.

Hatte der Kelsensteiner bisher leicht dösend die Decke betrachtet sprang auch er nun erbost auf. Doch dann besann er sich, schließlich hatte er bei seinem ersten Besuch im Hause der hiesigen Baronin das Gastrecht mit seinem dreisten Angehen von Leomara auch weit überschritten. So fand er es fast als ausgleichende Gerechtigkeit, das sie hier von diesem Medici einem Diener des Hauses aufs übelste beleidigt wurden, indem er sie zu seinem Versuchsratten machen wollte. In diesem Moment betrat die Hausherrin den Raum.



 Wappen Mittelreich.svg  Wappen Markgrafschaft Perricum.svg   Wappen Baronie Gnitzenkuhl.svg  
 Wappen Junkertum Kaltengrundt.svg
 
Texte der Hauptreihe:
1. Rah 1032 BF zur abendlichen Hesindestunde
Versuche am lebenden Objekt
Kaltengrundt - Die Rückkehr der Streiter


Kapitel 41

Misstrauische Gäste
Autor: Alex N., Eslam, Hermann K., Nicole R., Marcus F., Robert O.