Geschichten:Grauen am Darpat - Erste Spuren

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Dramatis Personae

Stadtteil Boronshof – Ingerimm 1032 BF

Auch Leomara und die ihnen unbekannte Frau waren inzwischen am Ufer angelangt. Beherzt krempelte Leomara die Beine ihres Unterzeugs hoch, und watete von der Seite kommend ins Wasser hinein. Sie bückte sich tief hinunter machte dabei einen sehr konzentrierten Eindruck.

Als ihr die Kraft ihrer Augen nichts verriet setzte sie noch die Hände ein. Behutsam streckte sie sie unter Wasser und blickte dabei sinnierend nach, als ob sie auf etwas lauschen würde.

Selinde, die keine ungewöhnlichen Spuren entdecken konnte, begab sich zu Leomara, um sie zu fragen, ob sie etwas gefunden hatte. Kurz bevor sie die Rittsfrau erreicht hatte, stutzte sie, hielt in ihren Bewegungen inne und beobachtete Leomara neugierig. ‚Sonderbar`, dachte sich Selinde, ‚das sieht ja fast so aus als wenn die Ritterin dem Schlamm lauschte!` Einen kurzen Moment später hatte die Baronesse ihre Neugier überwunden und sprach ihr Gegenüber direkt an: „Habt Ihr etwas gefunden oder kann ich euch irgendwie helfen? Ich selbst hatte leider keinen Erfolg."

"Hohe Dame", rief Winterkorn die Ritterin von Isenbrunn aus dem Boot an. "Hier sind einige Spuren. Wenn hier was war, es müsste am Ufer weiter sein. Geht Ihr nach links weiter und wir schauen rechts von hier?"

„In Ordnung, machen wir!" Dann drehte sie sich in gespieltem Unmut zu Selinde um "Mir scheint Phex war den Seemännern holder als uns. Den Silber habe ich wohl sprichwörtlich in den Sand gesetzt." Doch kaum hatte sie zu Ende gesprochen war der grimmige Blick verschwunden, sondern sie lachte nur darüber während sie sich die nassen Finger an den Beinkleidern abwischte.

Der Nachmittag schritt inzwischen unermüdlich voran, und die Sonne verlor immer mehr an Kraft. Gerade die Uferbereiche, die beschattet wurden waren wohl die Kinderstube der Tiere, die der Stadt und der Baronie den Namen gegeben hatten. Die Fischer konnten sich glücklich schätzen, dass dem so war, doch wie es aussah galt es auch dafür einen gewissen Preis zu bezahlen, der mit zunehmender Vehemenz eingefordert wurde. Allmählich wurde es für alle, die sich im oder am Flachwasser aufhielten unangenehmer. Die Biester, die sie inzwischen mit lästigem Gesumme umschwirrten, wurden immer dreister. „Schnell, lasst uns sehen, ob wir sonst noch Spuren finden können, immer am Ufer entlang." Sie machte eine auffordernde Geste, die bedeuten sollte dass sie dieses Mal Selinde folgen würde, bevor sie erneut versuchte einige allzu vorwitzige Stechmücken mit einem lauten klatschen zu erlegen. „Wir sollten eine neue Wette ausloben, wer die meisten dieser Plagegeister erlegt, da hätte ich wohl wenigstens Chancen als Sieger daraus hervorzugehen."

Die Baronesse lachte kurz auf, als sie den Vorschlag Leomaras hörte. "Gut, sagen wir ein Silber? Allerdings sollten wir schauen, uns nicht allzu lange hier aufzuhalten, bevor uns diese Biester noch den letzten Tropfen Blut aussaugen." Einen Moment später schaute sie wieder konzentriert auf den Boden, sorgsam darauf bedacht, sowohl keine Spuren zu übersehen, als auch keine unabsichtlich zu verwischen.

Anscheinend sollte ihr genauso wenig wie ihrer Begleiterin das Glück hold sein. Die wenigen Steine und Muschelreste die sie sah waren alle ohne Auffälligkeiten auf dem wenig sichtbaren Grund verteilt. Bodenvertiefungen, wie man sie bei dem an Land gehen eines Ungeheuers vermuten würde konnte sie noch weniger ausmachen.

Auf der anderen Seite des Schilfgürtels hatte Edelknappe Unswin derweil alle abgelegten Habseeligkeiten der beiden Ritterinnen sowie das dritte Pferd in die Deckung der kleinen Baumgruppe gebracht. Ohne weiteres würde man sie von der Straße aus nicht entdecken können. Als er zum Ufer zurückkehrte war auch das Beiboot endlich am Schilf angekommen. Die Entdeckung von Spuren kam nicht unerwartet, genauso wenig wie die Tatsache, dass man mit ihnen nicht viel anfangen konnte. Ohne Frage hatte das strömende Wasser bereits alles wirklich Brauchbare weggeschwemmt. Zumindest wussten sie nun mit Sicherheit, dass es sich bei dem gesuchten Untier nicht nur um ein Hirngespinst handelte. Entschlossen nahm Unswin wieder den Bogen von der Schulter und einen Pfeil zur Hand, bevor er sich nach dem Vorschlag des Seeoffiziers richtete. Zwar hatte er nicht zu ihm gesprochen, aber die Idee leuchtete dem Knappen ein. Da die beiden Ritterinnen sich noch immer im Schilf befanden, entschloss sich Unswin dem Uferverlauf näher an der Straße zu folgen. Aufmerksam blickte er sich auf dem weichen Boden um, während er langsam am Ufer entlang schritt.

Er mochte sich gut zwei Dutzend Schritt von der Position Leomaras entfernt haben, als ihm eine Stelle am Boden niederknien ließ um sie genauer zu untersuchen. Der Schilfgürtel erstreckte sich an dieser Stelle weiter ins Land hinein. Überall lagen abgestorbene Binsen, doch schienen sie hier an dieser Stelle unnatürlich aufgeschichtet zu sein. Vorsichtig schob er Schilf und Binsen beiseite um die Erde darunter zu begutachten. Irgendetwas musste hier gelegen haben, irgendetwas Schweres. Auf einer Fläche von etwa anderthalb Schritt Durchmesser war die am Ufer ansonsten recht weiche Erde wie festgedrückt. Langsam umrundete Unswin die Stelle, besah sie sich von allen Seiten, aus jedem Blickwinkel und machte sich seine Gedanken. Wenn das Untier wirklich so groß wäre wie alle überlebenden Augenzeugen berichteten, dann war diese Fläche als möglicher Schlafplatz zu klein. Selbst wenn es sich eingerollt haben mochte. Andererseits war es für eine Trittspur zu groß. Entweder hatte er also den Schlafplatz eines anderen Tieres vor sich oder das Untier war doch sehr viel kleiner als alle bisher angenommen hatten. Da er schließlich zu keinem Ergebnis kam, entschloss er sich nach den Rittfrauen zu rufen, die sich noch immer durch das Schilf kämpften. "Ihro Wohlgeboren? Wenn ihr einen Moment von eurer Suche im Schlamm ablassen mögt, würde ich euch hier gerne etwas zeigen."

Selinde hatte des Edelknappen Rufen vernommen und wies auch Leomara darauf hin. "Anscheinend hat Unswin etwas gefunden. Bin wirklich neugierig, um was es sich handeln mag." Dann machte die Baronesse kehrt, um möglichst zügig zurückzueilen und zu sehen, was der Knappe gefunden haben mochte.

Geduldig wartete Unswin an dem Platz den er entdeckt hatte. Nachdem er zu keinem Schluss gekommen war was die Natur dieses auffälligen Fleckens anging, konzentrierte er sich wieder ganz auf die Umgebung. Der Schilfgürtel war hier sehr nahe und die eine oder andere Stechmücke verirrte sich auch zu ihm. Den geübten Reflexen des Kriegers waren sie jedoch alle nicht gewachsen. Während sich Unswin mit der rechten Hand der Mückenplage erwehrte, behielt er den Kriegsbogen mit dem eingelegten Pfeil weiter in der linken. Für einen Moment sah er die Straße hinauf und hinab, bevor die Ritterin aus Vellberg mit lautem Platschen aus dem Schilf trat und seine Aufmerksamkeit benötigte.

Der Elan der Baronesse hatte in diesem schlammigen und mückenverseuchten Uferstreifen fast so sehr gelitten, wie ihre Kleidung. Schließlich hatte sie sich zu Unswin vorgekämpft und fragte ihn, was er denn Interessantes gefunden habe.

"Nun, ob es von Interesse ist müsst Ihr mir zu beurteilen helfen. Wir haben eine recht große Stelle, an der die Erde festgedrückt scheint, fast mannslang und breit im Durchmesser. Darüber ist totes Schilf geschichtet. Das liegt hier zwar überall, doch ist es an just dieser Stelle etwas höher als ringsumher. Hätte ich in meiner Heimat eine solche Stelle mit Laub und Reisig gefunden, so wäre ich mir sicher gewesen den Schlafplatz eines großen Tieres entdeckt zu haben." Unswin kniete sich nieder um mit den Fingern die schwachen Eindrücke nachzuziehen und ließ auf seine Ausführungen eine bedeutungsschwere Pause folgen um den nachfolgenden Worten mehr Gewicht zu verleihen. "Dennoch erscheint mir die Stelle als zu klein um von dem gesuchten Untier zu stammen. Selbst wenn viele Beschreibungen der Größe übertrieben gewesen sein mögen, so muss ein Tier was so vielen Menschen Angst einflößt doch bedeutend größer sein als das hier." Nachdenklich starrte der Knappe weiter auf den Boden ohne zu Selinde aufzublicken. Plötzlich kam ihm eine Idee. Er stand auf und bewegte sich erneut um den Flecken herum, wobei er die Anzahl seiner Schritte leise mitzählte. Als er wieder am Ausgangspunkt stand redete er weiter leise vor sich hin. "Fünf Schritt. Das könnte natürlich sein." Trotz seiner vielen Narben trat nun ein breites Grinsen deutlich auf seinem Gesicht hervor als er die Baroness wieder anblickte. "Dann ist es also wirklich hier gewesen und es ist kein Geist. Meint Ihr nicht auch?"

Aufmerksam untersuchte Selinde die Stelle, auf die Unswin gewiesen hatte und mit ebenso großem Interesse verfolgte sie dessen Ausführungen dazu. "Ihr habt Recht, ein Geist ist es keinesfalls, auch wenn ich gleichfalls nicht vermag, diese Spur irgendeiner bekannten Kreatur zuzuordnen. Allerdings würde ich mich nicht zu sehr auf die vermutete Größe des Monstrums fixieren. Ist es nicht möglich, dass es sich hier zusammengekauert hat und diese Kuhle daher ein falsches, ein zu kleines, Bild von dem Untier erweckt? Oder aber wir haben – Efferd behüte! – es mit einer Kreatur aus der Blutigen See zu tun. In diesem Fall können wir alle Vermutungen über Art und Größe dieses Monstrums vergessen." Plötzlich fiel der Adligen das Grinsen Unswins wieder ein: "Sagt, habt Ihr vielleicht schon einen konkreten Verdacht, mit wem oder was wir es hier zu tun haben? Ich hatte vorhin den Eindruck, als hätte Euch Hesindes Erkenntnis gestreift."

Die Freude im Gesicht des Knappen erstarb so schnell wie sie gekommen war. Was ihm eben noch wie der Weisheit höchster Schluss erschienen war, kam Unswin nach den Worten der Baroness reichlich profan vor. Wie töricht und eitel von ihm anzunehmen, dass seine Entdeckung und Interpretation derselben ihn hervorheben würden. In einem Ton, der jeglichen noch vor Momenten gezeigten Enthusiasmus vermissen ließ, antwortete der Knappe. "Ich fürchte ich stehe nicht hoch genug in Hesindes Gunst, als dass sie mir in diesem Fall einen Funken Einsicht gewähren würde. Mit welcher speziellen Art von Untier wir es zu tun haben kann ich nicht einmal vermuten. Wie auch Ihr bin ich jedoch zu der Überzeugung gelangt, dass sich die gesuchte Kreatur hier vermutlich zusammengekauert oder eingerollt hat. Die Berichte der Augenzeugen von einem Monster von zehn oder mehr Schritt halte ich nach wie vor für übertrieben. Nachdem ich diesen vermutlichen Schlafplatz hier gesehen habe, würde ich von einem Tier mit etwa fünf bis sechs Schritt Länge ausgehen. Vielleicht wird und Ihro Gnaden Efferdicas sagen können, welche Kreatur Efferds dieser Größe sich zu Wasser und zu Land fortbewegt. Oder, und davor mögen die Götter uns behüten, ob es eine Wesenheit von Efferds Gegenpart sei." Nachdenklich sah der Edelknappe zum Schiff hinüber. Er schien mit seiner dürftigen Erklärung selbst nicht zufrieden zu sein. Doch offensichtlich war auch er hier am Ende seines Wissens angelangt.

***

Der Eifer Leomaras hatte deutlich abgenommen. Sie kratzte sich an einigen Stellen, wo sie trotz heftiger Gegenwehr und ihren notdürftigen Versuchen ihre Bekleidung wieder mehr zur Bedeckung zu verwenden, gestochen worden war. Daher war ihre Aufmerksamkeit abgeschweift und sie wurde vom Anblick des prächtigen Schiffes angezogen. Selten genug ankerte eines dieser Güte in ihren Häfen. Außerdem wollte sie doch einmal sehen wie sich ihr Knappe auf dem Schiff so anstellte, doch irgendwie konnte sie ihn gar nicht recht erkennen. Der Kapitän stand an der Rotze, und auch der Zornesritter stand an der Reeling, aber wo war denn Thorondir schon wieder? Merkwürdig war auch, dass der Efferdgeweihte gar nicht sein Augenmerk auf den Fluss oder auf das Ufer richtete, sondern er unterhielt sich scheinbar mit einem der Ruderer. Merkwürdig das. Inzwischen war sie wie angewurzelt stehen geblieben und winkte hinüber zu der Bireme. "Habt ihr meinen Knappen über Bord gehen lassen?" Sie bemühte sich um einen ulkigen Ton, doch in ihr regte sich Besorgnis. Sie hatte ja gewusst, dass er das Wasser stets mied, aber wo war er abgeblieben?

Der Efferdgeweihte trat nun weg vom Mast und hatte, den Göttern sei dank ihren Schutzbefohlenen an seiner Seite. Es musste ja tüchtig eng sein da auf Deck, wunderte sie sich bloß, denn es schien ihr fast so, als würde er sich an den Mann anlehnen. Beruhigt winkte sie ihnen hinüber, und beeilte sich zu Unswin dem Edleknappen und Selinde von Löwenhaupt-Hauberach zu kommen.

Währenddessen hatte sich das Beiboot vorsichtig am Ufer entlang bewegt, stetig begleitet von Schwärmen von Mücken. Die Tatsache, dass sie nichts weiter fanden und die kleinen Plagegeister führten schließlich auch dazu, dass der Kommandant den Befehl gab einem größeren Bogen zurück zur Stelle zu fahren, wo sie sich von der Ritterin an Land getrennt hatten. Dem Ruf nach schien dieser vernarbte Knappe ja etwas gefunden zu haben. An Bord der Galeere beobachteten sie derweil das Treiben an Land und hofften diese Sache bald zu einem Ende bringen zu können.

Dass der erfahrene Schiffer die richtige Entscheidung getroffen hatte, konnte er am Gebaren der Gnitzenkuhler Ritterin deutlich sehen. Sichtlich bemüht der Plagegeister Herr zu werden war sie am Ufer entlang zu den Beiden im Schilf gestoßen, die scheinbar eine Entdeckung gemacht hatten. Nach kurzer Zeit war sie jedoch schon wieder zu sehen und hob ihre Hände als Trichter zum Mund. "Ihr könnt umkehren. Wir sehen uns am Stadttor!"

Der junge Offizier winkte der Ritterin kurz zu und nahm dann Kurs auf die Galeere. Auf dieser war der Ruf der Isenbrunnerin ebenfalls vernommen worden. Hakon von Sturmfels gab sogleich Anweisungen. Sobald das Beiboot zurück und wieder fest gemacht war, würde die Galeere wenden und Kurs auf Gnitzenkuhl nehmen. Eine Aussicht, die nicht nur von ihm fröhlich zur Kenntnis genommen wurde.

***

“Aha, also ich wiederhole: ihr habt hier eine Kuhle gefunden, die nicht größer als einen und einen halben Reichsschritt durchmisst. Keine Spuren, die darauf deuten, dass sich ein Untier hinein oder heraus bewegt hat, aber dennoch kein…natürlicher Schlafplatz eines Wasservogels oder so?” Das einvernehmliche Schütteln der beiden Häupter bestätigte ihre Vermutungen. Diesen Nachmittag im Schilf hätte man getrost sein lassen können. Verdrießlich zerquetschte sie eine Blut saugende Stechmücke. “Verdammt! Das hilft uns auch nicht weiter. Wir hätten einfach ein Mal einen Fußabdruck, Hufabdruck, eine Flosse oder was auch immer man hier erwarten dürfte finden müssen. Es kann sich doch hier um kein von den Göttern gesegnetes Leben handeln…?”

“Ich befürchte ebenfalls, dass diese Kreatur mit natürlichen Maßstäben zu messen ein Fehler wäre. Bedenkt man den Mangel an verwertbaren Spuren und den Ursprung der ersten Sichtungen, so bleiben nicht viele Optionen offen.” Scheinbar ratlos hob Unswin die Schultern und wartete auf eine Entscheidung der Ritterin.

Die Enttäuschung war der Rittfrau deutlich ins Gesicht geschrieben. Sie sah müde aus, und ihre Haltung die sonst so tadellos gewirkt hatte drückte nun echte Erschöpfung aus. “Ich sage dem Beiboot bescheid, die Männer sollen zurückrudern, und wir sollten zusehen, dass wir wieder auf die Burg kommen.” Sie würde zwar viel lieber im Anker ihren Ärger über die vergeudete Zeit runterspülen, aber die Pflicht würde sie wohl heute noch lange beschäftigen.

Mit einem knappen Nicken nahm der Edelknappe die Worte Leomaras zur Kenntnis. Außer einigen Dutzend toten Stechmücken war hier auch in seinen Augen nichts mehr zu erreichen. “Ich werde die Pferde holen.” Eilig drehte er sich um und strebte auf die kleine Baumgruppe zu hinter der er die Reittiere verborgen hatte. Wenige Augenblicke später kam er wieder herangeritten, die Tiere der Ritterinnen am Zügel führend. Sein bis dato stets kampfbereite Kriegsbogen war mit entspannter Sehne hinter dem Sattel befestigt, so als würde Unswin auf dem Weg zurück mit keinen Gefahren rechnen.

Selinde stapfte mit missmutiger Mine an der Seite Leomaras zurück zu den Pferden. Die Kleidung ruiniert, sich mit ganzen Heerscharen von Stechmücken herumgeschlagen, und nicht der kleinste greifbare Hinweis auf das Ungetüm! Aber nur einen kurzen Moment später hatte sich ihr Unmut größtenteils gelegt. Es wäre ja auch reichlich vermessen gewesen, zu glauben, dass man schon nach einer kurzen Suche das Monster fände oder gar noch zur Strecke brächte. Hier war anscheinend weit mehr Geduld und Durchhaltevermögen gefragt, als bisher angenommen! An die Rittsfrau gewandt sprach sie mit ein wenig enttäuscht klingender Stimme: “Ihr habt Recht, Leomara, wir sollten die Suche an dieser Stelle besser abbrechen; offensichtlich gibt es hier nichts weiter zu finden.” Mit einem Lächeln, daß Zuversicht ausstrahlen sollte, fuhr sie fort: “Aber morgen ist ein neuer Tag, vielleicht haben wir dann mehr Erfolg. Fürs Erste wäre ich schon froh, einen trockenen und vor allem mückenfreien Ort zur Einkehr zu finden, wo wir uns ein wenig ausruhen und über das weitere Vorgehen beraten können!”

Überrascht über die vertrauensvolle Art des Umgangs mit ihr, war man sich doch gerade das erste Mal persönlich über den Weg gelaufen, hielt Leomara noch einmal inne. Lächelnd erwiderte sie der jungen Baroness: “Ja sicher, danach stünde mir auch der Sinn, aber ich fürchte meine erste Pflicht wird es sein Baronin Geshla von Gnitzenkuhl über unsere Ergebnisse zu informieren. Mir wird kaum Zeit bleiben ein Bad zu nehmen, da sie sicher noch mit mir und meinem Vater, der als Vogt in Gnitzenkuhl tätig ist, das weitere Vorgehen besprechen möchte.” Entschuldigend zuckte sie mit den Schultern, und beeilte sich noch etwas hinzuzufügen, bevor auch sie aufsaß. “Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, versprochen. Wir werden das sicher nachholen können. Und was ist mit euch Unswin? Wollt ihr nicht auch bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit einmal Gnitzenkuhl näher kennen lernen?”

Unswin, von seinem Ross gesprungen war um der unbeschuhten Leomara beim Aufsteigen behilflich zu sein, schaute überrascht auf. “Es wäre mir eine Ehre wenn Ihr mir gestatten würdet Euch bei einem Gang durch die Stadt zu begleiten, Leomara. Allein, ich werde mich in allen Dingen nach dem Willen meines Herrn richten müssen, kann Euch also leider keine feste Zusage dafür geben. Doch werde ich ihn um seine Erlaubnis ersuchen.” Mit einer knappen Verbeugung übergab Unswin die Zügel an Leomara und saß seinerseits wenige Augenblicke später im Sattel seines Pferdes um die kleine Gruppe auf dem Weg zurück in die Stadt zu beschließen.



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Texte der Hauptreihe:
29. Ing 1032 BF zur abendlichen Hesindestunde
Erste Spuren
Spurensuche im Wasser


Kapitel 15

Markt der Eitelkeiten