Geschichten:Grauen am Darpat - Unerwarteter Frühstücksbesuch

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Dramatis Personae


Junkertum Kaltengrundt

Im nächsten Moment schien vor der Tür zum Gang Unruhe zu entstehen. Eilige Schritte und Stimmen waren zu hören und auch aus der Küche war erhöhte Geschäftigkeit zu vernehmen.
So wechselte Alexis das Thema.

„Was Eure Quest angeht, so schlage ich vor, unterhaltet Euch doch einmal mit dem ein oder anderen Nebachoten. Vielleicht hilft das mehr einige Fragen zu beantworten, die sich aus Beobachtungen heraus nicht ergeben.“

Der Geweihte lächelte bei diesem Rat, als sich die Türen zum Saal öffneten und ein unerwarteter Gast den Raum betrat.

Auch sie – die Baronin von Gnitzenkuhl - schien hier ihr Frühstück einnehmen zu wollen, strebte sie doch zu ihnen hinzu. Von der Ferne betrachtet schien sie guter Stimmung zu sein. Sie wirkte heute eher wie eine durchschnittliche Adlige. Ihre Garderobe war auf eine angenehme Art und Weise praktisch, entbehrte jedoch nicht einer gewissen Eleganz. Sie war ganz in Wildleder gekleidet, dazu hohe Reitstiefel und feine Handschuhe, die sie sogleich neben einen Teller legte. Ihr dunkel gelocktes Haar war locker mit einem Lederband im Nacken zusammengefasst. Auch kam sie völlig ohne Schminke daher, was sie für die Ordensbrüder wesentlich attraktiver, wenn auch älter aussehen ließ.

„Die Götter zum Gruße Euer Gnaden, Unswin.“ Sie nickte ihnen freundlich zu, und setzte sich unbefangen an ihre Seite. Die herbei geeilte Magd sollte ihr nur einen Becher Milch und etwas Brot mit Käse und Früchten bringen.

„Einen schönen guten Morgen, Euer Hochgeboren.“ Alexis hatte sich kurz erhoben und der Novize war eilig seinem Vorbild gefolgt, als Geshla den Saal betreten hatte. „Ihr seht mich verwundert, Euch jetzt und heute schon hier zu sehen.“

„Ich freue mich euch auf den Beinen und Wohlauf zu sehen.“ Die gesunde Gesichtsfarbe kündete davon, dass die Baronin das kurze Stück von der Burg am Darpat entlang sicher mit dem Pferd gekommen war. Mit einer lässigen Geste legte sie die feinen Handschuhe beiseite.

„Nachdem ich gestern noch von einem Boten Nachricht erhalten habe, dass ihr wieder eingetroffen seid, es jedoch zu Todesfällen und Verletzten gekommen sei, hat mich mein Weg am Morgen gleich hierher geführt.“ Sie band sich gedankenverloren die Haare zu einem strengeren Zopf. Unswin konnte irritiert feststellen, dass er diese Geste eindeutig mit Leomara verband. Sie tat es mit der gleichen Art und Weise, wie er es schon bei der Ritterin beobachtet hatte. Alexis nickte dankend, dass sich die Baronin anscheinend Sorge um ihr Wohlergehen gemacht hatte.

„Ausserdem liebe ich den Morgen. Alles liegt ruhig und friedlich da. Kein Gestank verdirbt die Wohlgerüche der Natur. Wenn ich es schaffe vor den Fischern und Bauern unterwegs zu sein, wird es meist ein guter Tag für mich habe ich fest gestellt.“

Unbeschwert nahm sie einen Schluck der bereit gestellten Milch und wischte sich den Milchbart mit dem Handrücken weg.

„Wenn ich das Schriftstück des Vogtes recht interpretiert habe, wird heute eine Gruppe gen Bergthann aufbrechen. Ich würde gerne selbst diese Sache in die Hand nehmen. Es ist zwar gut, wenn man einen Vogt wie Roderick von Isenbrunn an seiner Seite weiß, doch um manche Dinge sollte man sich selbst kümmern. Wollt ihr mich nicht begleiten Euer Gnaden? Der Efferd Geweihte Taseco wird ebenfalls zugegen sein. Es wird sicher nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Euer Bruder ist von seiner Reise nach Sabadonn auch noch nicht zurück. Oder drängt es euch danach nach Dergelmund zu reisen, um herauszufinden wer diese fremde Frau ist?“ Während sie sprach nahm sie den Käse und schnitt sich kleine Stücke davon ab.

Da die Baronin ihn mit keinem Wort bedachte sondern es nur ab und an bei einem höflichen Blick beließ, wohl damit er sich nicht ignoriert fühlte, machte der Edelknappe keine Anstalten sich aktiv am Gespräch zu beteiligen. Er verfolgte es aber weiter aufmerksam, während er sich an dem reichlichen Frühstück gänzlich satt aß. Wie Alexis schon zuvor zu ihm gesagt hatte, konnte er sich im Moment nicht sicher sein, wann es wieder so gut und reichlich zu essen geben würde.

„Hm? Das hat wenig mit wollen oder nicht wollen zu tun, Euer Hochgeboren.“ Antwortete Alexis nachdenklich. „Eigentlich sind wir auf dem Weg gen Perricum. Wir haben Order uns dort auf der Löwenburg zu melden. Und Ihre Erhabenheit läßt man nicht unbedingt warten.“ Alexis hob ebenfalls seinen Becher, setzte ihn dann aber doch wieder ab, ohne etwas getrunken zu haben.

„Dergelmund würde da schon eher in Richtung unseres Weges liegen. Andererseits…..? Wie lange bräuchten wir bis zu Ihrer Hochgeboren von Bergthann? Und wie schnell würden wir von dort aus gen Dergelmund kommen? Von dort aus könnten wir über den Darpat übersetzen und wären in Perricum.“

„Ich würde sagen man reitet bis Gaulsfurt nimmt dort die Fähre zur Überquerung des Darpat und von dort dann weiter nach Bergthann. Dies dürfte einen halben Tag dauern, je nachdem, ob Markttag ist kann es sein, dass man an der Fähre etwas Geduld mitbringen muss. Ich würde annehmen, dass wir bei Baronin Efferdane sogleich vorgelassen werden, doch in der Nacht weiter zu reiten nach Dergelmund erachte ich für wenig ratsam. Zu Pferde wird die Strecke bis dorthin sicher einen Tag in Anspruch nehmen. Das letzte Stück des Weges verläuft nahe des Flusses, sodass es sein kann, dass man noch den letzten Folgen des Frühjahrshochwassers aus dem Weg gehen muss, und streckenweise das Pferd besser führt. Doch wenn euer Bruder ohnehin mit dem Schiff von Kapitän Hakon unterwegs war, wäre es sicher auch eine Option sich mit ihm in Gaulsfurt zu verabreden. Leomaras Schwertmutter würde euch sicher gerne Gastung gewähren.“

Sie warf Unswin über den Rand ihres Bechers hinweg einen Blick zu. „Ich überlasse es natürlich euch, ob ihr mich nach Bergthann begleiten würdet, doch wegen der noch ausstehenden Gruppe aus Sabadonn wäre es gut zu wissen, dass hier noch jemand weilt, der sowohl Botschaften in die eine als auch andere Richtung bringen könnte, so dies erforderlich würde.“ Ihre dunklen Augen musterten ihn. Er spürte förmlich wie genau sie ihn sich besah. „Es scheint mir Unswin, dass ihr euch gut geschlagen habt bei der Sache am Turm. Meine Ritterin hatte da weniger Glück.“

Etwas verlegen so direkt von der Baronin angesprochen zu werden und das auch noch im Zusammenhang mit Leomara, strich sich der Edelknappe mit der Hand durch die Haare. Er zuckte kurz zusammen, als er dabei die Stelle berührte wo ihn der Säbelhieb gestreift hatte. Der Medicus hatte zwar gute Arbeit geleistet, doch war die frisch verheilte Haut noch recht empfindlich. Durch seine Bewegung war ihm auch unbewusst seine Hemdärmel leicht nach oben gerutscht und gab den Blick auf die Abschürfungen am linken Handgelenk frei.

„Ich glaube niemand ist gänzlich ohne Blessuren davon gekommen, auch wenn es einige schwerer erwischt hat als andere. Leomara hatte eine unbequeme Gegnerin und ich hatte zudem den Vorteil schon zuvor Bekanntschaft mit der feigen Kampfweise dieses billigen Söldnerpacks gemacht zu haben. Ihre unrondrianische Kampfesweise kann einem ehrbaren Streiter durchaus gefährlich werden wenn man nicht darauf eingestellt ist. Letztlich können wir froh sein, dass wir auf den Trick mit den gestohlenen Wappenröcken nicht hereingefallen sind und so rechtzeitig die Waffen zur Hand hatten. Sonst wären wir wahrscheinlich nicht mit dem Flussschiffer angekommen, sondern mit den Gesichtern nach unten den Darpat herabgetrieben.“

Mit einem Schluck aus seinem Krug spülte er die Bitterkeit herunter die sich in seine Stimme geschlichen hatte. „Ich halte es durchaus für wichtig, dass wir uns mit unserem Ordensbruder austauschen bevor wir uns erneut auf die Suche begeben. Wie Ihro Gnaden schon erwähnte haben wir nur einen begrenzten Zeitrahmen zur Verfügung. So gerne wir die Hilfe des Ordens anbieten wo sie gewünscht und von Nöten ist, müssen wir doch auch höheren Verpflichtungen nachkommen wenn nach uns gerufen wird.“

Mit einem Blick tauschte er sich schnell mit Alexis aus bevor er weitersprach. „Es wird wohl das Sinnvollste sein, wenn Ihr Euch wie geplant zur Baronin von Bergthann aufmacht und das Geschehen unter gleichgestellten Nachbarn erörtert. In diesen politischen Belangen hat der Orden keine Kompetenz. Derweil werden wir die Rückkehr des Kapitäns und des Efferd Geweihten unseres Bruders abwarten und uns dann nach Dergelmund aufmachen. Dorthin führt uns der deutlichste Hinweis und je eher wir mit den Nachforschungen dort beginnen, desto wahrscheinlicher ist es, dass noch nicht alle Spuren verwischt sind.“

„Mein Bruder sprach in meinem Sinne, Euer Hochgeboren.“ Warf Alexis nun ein. „Gerne helfen wir weiter, so wir können, doch wir müssen zunächst nach Perricum, um zu sehen, welche Order uns dort erwartet. Sollte mein Bruder Beradje allerdings bereits heute mit der Admiral zurückkehren, könnten wir den Umweg über Bergthann in Kauf nehmen, zumal wir genau dann durch Dergelmund kommen würden.“

„Sobald die Admiral im Hafen ankommt werden wir benachrichtigt.“ Die Baronin war nun scheinbar davon überzeugt, dass die Sache, die es hier zu untersuchen galt wichtig genug war, um sich nicht mit weltlicher Ablenkung den Tag versüßen zu müssen. „Sollten sie vor dem Mittag hier ankommen, werden wir gemeinsam eine Entscheidung mit dem Kapitän Hakon fällen, sollten sie bis dahin nicht eingetroffen sein, machen wir uns umgehend auf den Weg.



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Texte der Hauptreihe:
2. Rah 1032 BF
Unerwarteter Frühstücksbesuch
Kein leichter Weg


Kapitel 64

Katerstimmung
Autor: Alex N., Eslam, Hermann K., Nicole R., Marcus F., Robert O.