Geschichten:Grauen am Darpat - Unterschiedliche Leidenschaften
Dramatis Personae
- Marnion von Kelsenstein- Junker zu Kelsenburg
- Quanion von Isenbrunn, Junker von Kaltengrundt
Ein Klopfen riss den Junker aus seinem leichten Schlaf, der ihn dieses Mal einfach nur erfrischt hatte und vor allem traumlos hatte ruhen lassen. Nachdem er ein müdes „Herein“ heraus gebracht hatte, öffnete sich die Tür, und Quanion von Isenbrunn betrat den Raum. Er war leger gekleidet. Der attraktive Mann schaute sich kurz um, und kam unbefangen zu ihm ans Bett heran getreten. Er wusste seine Vorzüge gekonnt zu betonen. Das Hemd welches er trug war oben nicht ganz zu geschnürt, sodass man einen Blick auf helles Brusthaar und kräftige Muskelansätze werfen konnte. Er trug eng anliegende Beinkleider, die seine männliche Gestalt noch betonten. Seine Schenkel waren kräftig und wirkten so durchtrainiert als ob er außer dem Reiten noch einer weiteren Leidenschaft nachging, die derart gestählte Muskeln begünstigte. Das Lächeln, das seine Lippen umspielte erreichte nicht seine Augen. Das blau war in seiner Farbe dem ähnlich, wie der Himmel an einem klaren wolkenlosen Frühlingsmorgens aussah.
„Gut zu sehen, dass unser Quacksalber euch in einem Stück gelassen hat.“ Er lachte herzlich über seinen eigenen Scherz. „Scheint ja ganz so, als ob meine liebe Schwester da einen neuen Fürsprecher gefunden hat. Mein Vater sagte, dass ihr wohl ganz in der Art eures Volkes die blumigsten Worte für ihre Taten gefunden habt.“ Amüsiert betrachtete er das Mienenspiel des im Bett liegenden Mannes.
Leomara wäre Marnion als Gast an seiner Bettstatt bedeutend lieber gewesen als Ihr Bruder, doch nahm er sich vor, sich nichts anmerken zu lassen und das Spielchen das Quanion hier mit ihm treiben wollte, einstweilen mit zu spielen. Demzufolge setzte er eine möglichst offene Miene auf.
„Euere Schwester bedarf meiner Fürsprache nicht , beweist sie sich doch ob ihrer Taten. Ich habe sie wie es bei meinem Volke Brauch ist gepriesen, wegen des Eindrucks den Sie auf mich machte.”
„Ich weiß ja, sie kann in ihrer Wut ganz“ er schien kurz nachzudenken und leckte sich dabei nachdenklich über die vollen Lippen, „...beeindruckend wirken, aber wir sind uns durchaus darüber im Klaren, dass euer Anteil an der Sache sicher nicht unbeträchtlich war. Seid euch versichert die Baronin wird sich bald persönlich für euren Einsatz bedanken.“
„Der Dank der Baronin wäre wahrlich zuviel der Ehre. Sicherlich hat sie wichtige Amtsgeschäfte zu erledigen.” Der süßliche Ton mit dem Marnion diesen Quanion bedachte ließ die Wendung des Gesprächs die nun kam, fast als Geplauder da stehen. „Es freut mich das Ihr den Eindruck den Euere Schwester macht auch so seht. Wenn Frauen starke Gefühle zeigen, wie Wut, Angst oder Scham, dann hat das schon etwas beeindruckendes, nicht wahr? Mal so ganz unter uns Männern” Er knuffte Quanion dabei spielerisch auf dessen gestählte Schenkel und zwinkerte ihm verschwörerisch zu, nicht ohne eine bestimmte Absicht zu verfolgen.
Quanion antwortete arglos auf die ihm gestellte Frage, wenngleich er sie wohl anders interpretierte. „Sicher, wenn das Temperament mit ihnen durchgeht gleichen sie in gewisser Weise wilden Tieren, die es zu zähmen gilt, und das hat natürlich seinen Reiz.“
„Sehr Ihr, da ist wohl der Unterschied zwischen uns. Ich liebe Sie so wie sie sind, wild, stolz und ungezähmt. Ein jeder nimmt sie eben nach seiner Natur.” Er lächelte Quanion weiterhin offenherzig an, hatte aber während der kleinen Unterhaltung seinen Dolch unter der Bettdecke gezogen. Marnion schweifte ab. Der Mann vor ihm war wie ein Zirkuspferd, aufgetackelt und eigentlich in seiner inneren Unfreiheit bemitlieidenswert. Alles an dem war Fassade und falsch, darum ließ sich Quanion auch leicht selbst in die Irre führen. ,Wer nur falsch denkt und spricht, wird seinen Wagen auf den falschen Wegen führen` so hatte es ihn sein Vater immer erklärt. ,Doch zögere nicht Gift mit Gift und Feuer mit Feuer zu bekämpfen sollte es notwenig erscheinen, denn auch im Bedingungslosen Guten liegt der Keim der Schwäche und damit des Bösen.´ Die Götter mochten Ihre helle Freude an seinem Vater haben, war doch seine Gedankenschärfe nur von der seiner Klinge übertroffen worden. Gut Kaltengrundt war jedenfalls kein Ort für einen freien Mann, das stand fest. Vielleicht nicht einmal für die Hausherrin selbst und gewiss nicht für Leomara. Schon wieder war sie in seinen Gedanken. Marnion zwang sich zurück zu Quanion, der weiter gesprochen hatte ohne zu bemerken, das sein Gegenüber gar nicht zuhörte.
„UUUUAAAAAHHHHRRRR” gähnte der Kelsensteiner herzzerreißend. „Bitte entschuldigt, mir scheint das ich doch noch etwas der Ruhe bedarf, wenn Ihr mich nun entschuldigen würdet?” Unter der Decke lag immer noch der Dolch in der Hand des Junkers.
Überrascht zog der Mann eine Augenbraue nach oben. „Oh ihr seid noch so geschwächt?“ Marnion hörte förmlich wie wenig echtes Mitgefühl in diesen Worten steckte. Sondern eher eine lauernde Kälte. So viel Herz und Mitfühlen die Frauen des Hauses offenbarten so wenig vermochten es die Herren auf dem Gut hier aufzubringen. Der Hausherr schien einiges abzuwägen bevor er sprach.
„Gut, dann werde ich euch eurem Genesungsschlaf überlassen. Ich werde dafür sorgen, dass man euch später noch darüber berichtet, was das Verhör an neuen Erkenntnissen gebracht hat. Diese kleine Abwechslung wird euch sicher aufheitern.“
Mit einem knappen Nicken. verabschiedete sich Quanion von ihm, und entschwand mit einer eleganten Bewegung aus seinem Gesichtsfeld.
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Eine schreckliche Offenbarung | ▻ |